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Boris Becker wird 40: "Ich bin dankbar für dieses Leben"

Boris Becker wird 40

"Ich bin dankbar für dieses Leben"

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    "Ich bin dankbar für dieses Leben"
    "Ich bin dankbar für dieses Leben"

    Boris Becker war Deutschlands Tennis-Held. Mit 17 Jahren gewann er als jüngster Spieler das Turnier in Wimbledon und feierte danach zahlreiche weitere Erfolge. Am Donnerstag wird er 40 Jahre alt. Im Interview mit unserer Zeitung blickt er zurück - aber auch nach vorne.

    40 - Schockt Sie die Zahl?

    Becker: Nein. Aber ich muss zugeben, dass ich erstmals mehr über einen Geburtstag nachdenke.

    Sie wollten an Ihrem 40. Rückschau auf Ihr Leben halten. Würden Sie alles noch mal genauso machen?

    Becker: Es ist Halbzeit. Mit 40 ist mir mehr denn je bewusst, was für ein Leben ich bislang leben durfte. Die Höhepunkte und auch die Tiefen. Wenn ich das Ganze zusammenfasse, bin ich dankbar für dieses Leben. Mit 15 hat mir keiner vorausgesagt, dass es so spannend wird.

    Und mit 17 in Wimbledon wahrscheinlich auch nicht?

    Becker: Nein, da auch nicht. Aber mit dem Wimbledon-Sieg ist man natürlich gebrandmarkt fürs Leben.

    Vermissen Sie das Leben eines Tennisprofis?

    Becker: Ich bin dankbar, dass ich diesen Beruf habe ausüben dürfen. Ich bin aber genauso dankbar, dass ich es heute nicht mehr tun muss. Aber ich bleibe natürlich am Ball, habe mir im Fernsehen auch den Masters Cup angesehen.

    Wie oft denken Sie noch an Ihren Wimbledon-Sieg 1985 und die Jahre danach?

    Becker: Ich werde fast täglich daran erinnert. Aber ich habe mir bis heute nie wieder das ganze Spiel angeschaut. Wenn ich Werbung mache oder durch die Welt reise, sehe ich den Matchball. Ich sehe mich als jungen Mann und muss schmunzeln, wie ich mich verändert habe.

    Ihr Leben ist bestimmt von Reisen. Fällt es Ihnen schwer, sesshaft zu sein?

    Becker: Es ist mittlerweile so, dass ich liebend gerne weniger reisen würde; dass es zunehmend nervt. Ich hoffe, dass ich das ändern kann.

    Beneiden Sie Steffi Graf um Ihr ruhiges Familienleben?

    Becker: Ich finde, dass Andre und Steffi das wunderbar organisiert haben. Das hatte ich auch mal so. Ich wünsche ihnen, dass sie glücklich verheiratet bleiben. Wenn aber mal eine Krise kommt, ist das bei öffentlichen Personen wie ein Rattenschwanz. Dann kommt man leider nicht mehr davon. Dazu kommt, dass ich in München gelebt habe und Steffi weit weg in Las Vegas. Das ist ein Riesenunterschied. Seit ich in der Schweiz lebe, hat sich auch bei mir vieles beruhigt.

    Warum haben Sie sich aus dem Tennis-Geschehen zurückgezogen?

    Becker: Weil ich meine Aufgabe in Hamburg, die Rettung des Turniers, als erfüllt ansah. In den zwei Jahren als Daviscup-Teamchef standen wir im Viertelfinale, hätten gerne mehr gewonnen. Aber es war wohl nicht mehr möglich. Meine Zeit als Funktionär war gut. Vielleicht mache ich so was mit 50 noch einmal.

    Doping, illegale Wetten und ein angeblicher Giftanschlag auf Thomas Haas. Was ist los mit dem Tennis?

    Becker: Wir haben uns in Deutschland darüber beschwert, nichts mehr über den Tennissport zu lesen. Jetzt tun wir das - leider aus den falschen Gründen. Aber man muss unterscheiden: Martina Hingis ist positiv auf Kokain getestet worden. Sie kannte die Regeln; womöglich hat sie einen Fehler gemacht; auf jeden Fall ist sie zurückgetreten.

    Und was ist dran am Wettskandal?

    Becker: Da fehlen Namen, große Namen. Wenn ein Di Mauro, der auf Platz 150 der Weltrangliste steht, gesperrt wird, dann ist das schlimm, aber kein Skandal. Wenn wir beweisen könnten, dass ein Spieler aus den Top Ten oder Top Twenty häufig seine Spiele verkauft hat, dann hätten wir einen Fall. Bis jetzt gibt es nur Gerüchte - und auf Gerüchte setze ich nicht. Den Giftanschlag auf Haas glaube ich nicht. Grundsätzlich jedoch bin ich froh, dass wieder über Tennis gesprochen wird.

    Warum haben Sie einen Eltern-Ratgeber geschrieben?

    Becker: Das Buch ist nicht nur ein Ratgeber, es hat auch biografische Züge. Viele, die keinen Einblick in mein Leben haben, meinen sich dennoch ein Urteil über meine Familie und mich bilden zu müssen. Da wollte ich es mir nicht nehmen lassen, mich selbst zu äußern.

    Fürchten Sie nicht, dass man Ihnen vorwirft, Ihre Popularität auf einem Gebiet auszunutzen, auf dem Sie kein Fachmann sind?

    Becker: Erstaunlicherweise gab es bislang noch keine Kritik. Das ist das erste Mal, dass ich von Kritik verschont bleibe. Selbst Alice Schwarzer hat mich gelobt.

    Viele Kinder sind zu dick und bewegen sich zu wenig. Machen Schule, Staat und Eltern zu wenig?

    Becker: Das ist untertrieben. Als Noah eingeschult wurde, sagte der Direktor, es gebe eine Stunde Sport. Das sei relativ wenig am Tag, sagte ich. Er meinte aber in der Woche. Kein Wunder, dass die Kinder unsportlicher und dicker werden.

    Sind Kinder das Wichtigste für Sie?

    Becker: Kinder sind absolut meine Priorität. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es war, keine Kinder zu haben.

    Fühlen Sie sich ein bisschen schuldig, als Geschiedener mit einer unehelichen Tochter Ihren Kindern keine perfekte Familie bieten zu können?

    Becker: Absolut. Ein schlechtes Gewissen spielt auch eine Rolle. Das ist kein Geheimnis.

    Brauchen Ihre Kinder, je älter sie werden, den Vater mehr?

    Becker: Das behauptet meine Ex-Frau Barbara. Sie sagt mir, dass vor allem mein Großer (Noah Gabriel) mehr Kontakt zu mir braucht.

    Ist das ein schönes Gefühl?

    Becker: Kinder erziehen ist doch nicht eine einmalige Situation. Ich werde mein Leben lang Vater sein. Ich hoffe, das sieht die Mutter meiner Tochter auch irgendwann so. Aber so weit sind wir noch nicht.

    Wie viel Einfluss haben Sie auf Annas Erziehung, die bei ihrer Mutter Angela Ermakova lebt?

    Becker: Über die Sorgerechts-Verhandlung darf ich nicht sprechen. Der Richter hat gesagt, dass es regelmäßig Kontakt vom Vater zu der Tochter geben wird.

    Für Sie beginnt das fünfte Lebensjahrzehnt. Wie geht es weiter?

    Becker: Ich wäre froh, wenn ich im gleichen Tempo und mit der gleichen Freude und Leidenschaft alles bis 50 noch so weitermachen könnte. Ich hoffe, mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können.

    Gib es eine große Party zum 40.?

    Becker: Ich werde mit der Familie und 50 Freunden in London feiern.

    Wann heiraten Sie wieder?

    Becker: Oh ... Dieses Jahr nicht mehr. Was das nächste Jahr bringt . . .? Aber ich habe es auf dem Zettel.

    Ist die Glückliche schon informiert?

    Becker: Nein, die weiß noch nichts von ihrem Glück.

    Feiern Sie Weihnachten mit allen Kindern?

    Becker: Das ist mein Wunsch. Sicher ist, dass ich mit meinen Söhnen feiern werde. Wenn auch noch meine Tochter dabei ist, wäre es perfekt.

    Das Gespräch führte Andreas Bellinger von der Deutschen Presseagentur.

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