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Bierpreise: Der eigentliche EM-Gewinner: Der deutsche Biertrinker?

Bierpreise

Der eigentliche EM-Gewinner: Der deutsche Biertrinker?

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    Zur EM lockten Lebensmittelhändler mit Aktionspreisen rund um den Bierkasten. Der Biertrinker geht da als Gewinner hervor, doch bei Unternehmen könnte es zur Katerstimmung führen.
    Zur EM lockten Lebensmittelhändler mit Aktionspreisen rund um den Bierkasten. Der Biertrinker geht da als Gewinner hervor, doch bei Unternehmen könnte es zur Katerstimmung führen. Foto: Axel Heimken (dpa)

    Mehrere Bierkästen günstig im Paket - oder eine Zugabe wie Holzkohle oder Ketchup noch obendrauf? Große Lebensmittelhändler haben zur Fußball-EM mit vielen Aktionen geworben. Auf diese Weise sollen einzelne Markenbiere letztlich kurze Zeit sogar nur noch für gut 9 Euro der Kasten mit 20 Halb-Liter-Flaschen angeboten worden sein. Der Biertrinker in Deutschland steht damit als Gewinner der

    Nur 23 Prozent Bier zu normalen Preisen verkauft

    "Die Preise gehen bedauerlicherweise wieder unter zehn Euro, nachdem wir im vergangenen Jahr schon einen Negativrekord hatten", sagt Günther Guder, Geschäftsführender Vorstand im Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels. Dass zeigten nicht nur die Prospekte der Supermärkte, sondern auch Daten der Marktforschung. Der Aktionsanteil von zehn ausgewählten großen Biermarken habe 2015 im Durchschnitt bei 77 Prozent gelegen. "Das heißt, dass nur 23 Prozent des Bieres zu normalen Preisen verkauft wurden", verdeutlicht Guder. Die Rotstiftpreise nehmen kein Ende. "Dieses Preisniveau bestand schon vor 20 Jahren."

    Die Privatbrauerei Veltins, die ein Halbjahresplus von 4,2 Prozent beim Ausstoß erzielte, berichtet ebenfalls von lange nicht mehr gesehenen Aktionspreisen bei der Konkurrenz. "Der Handel hat Bierpreise aufgerufen wie zuletzt vor zehn Jahren zur Fußball-WM in Deutschland", sagt Vertriebschef Volker Kuhl. Bei einigen Aktionen dürfte für den Händler keine Spanne übrig geblieben sein. Auch die Hoffnung, der Kunde kommt nicht nur zum Bierkaufen und nimmt einen vollen Warenkorb mit, gehe oft nicht auf.

    In Deutschland wird wieder mehr Bier getrunken

    Das Bier-ABC

    Von A wie Anzapfen bis Z wie Zoigl - zu den 26 Buchstaben des deutschen Alphabets fallen einem jede Menge Begriffe ein, die mit Bier zu tun haben. Hier ein Bier ABC, bei dem sogar die seltenen Buchstaben X und Y vorkommen

    A wie Anzapfen oder auch Anstechen des Fasses

    B wie Brezn, die gerne zum Bier gegessen wird

    C wie Craftbier, eine kreative Bierspezialität

    D wie Darren, das Trocknen des Malzes

    E wie Einschenken, wobei der Biertrinker Wert darauflegt, dass das Glas gut gefüllt ist

    F wie Freibier, das beste Bier überhaupt

    G wie Gerstenmalz, das für die meisten Biersorten verwendet wird

    H wie Hopfen, der dem Bier sein leicht bitteres Aroma gibt

    I wie Inhaltsstoffe, etwa Vitamine und Mineralien

    J wie Jungbier, das erst reifen muss, bis es ausgeschenkt werden kann

    K wie Kalorien, die leider auch im Bier enthalten sind

    L wie Lupulin, wie der Bitterstoff im Hopfen heißt

    M wie Malz, einer der drei Grundstoffe für das Bierbrauen nach dem Reinheitsgebot

    N wie Nationalgetränk, als das viele Bayern das Bier sehen

    O wie Oktoberfest, auf dem jedes Jahr über sieben Millionen Liter Bier getrunken werden

    P wie Prost, was sich Biertrinker beim Antrinken gerne zurufen

    Q wie Quellwasser, das entscheidend für die Qualität des Bieres ist

    R wie Rausch, die Folge nach zu viel Bierkonsum

    S wie Seidla, wie der Franke das Bierglas mit einem halben Liter Inhalt nennt

    T wie Trebern, die nach den Auskochen des Malzes übrigbleiben und ein begehrtes Viehfutter sind

    U wie Untergärig, was bedeutet, dass die Hefe nach der Umwandlung organischer Stoffe auf den Boden des Gärbottichs sinkt

    V wie Verkosten, was neben dem Weinkenner immer öfter auch der Biertrinker tut

    W wie Wechsel, wie der Zapfhahn im Bierfass in der Fachsprache heißt

    X wie Xanthohumol, ein Inhaltsstoff im Hopfen, der Alzheimer oder Parkinson vorbeugen soll

    Y wie Yakima, das nach der Hallertau zweitgrößte Hopfenanbaugebiet der Welt im US Bundesstaat Washington

    Z wie Zoigl, ein Bier, das vor allem in der nördlichen Oberpfalz von Privatleuten gemeinschaftlich für den Hausgebrauch gebraut wird

    Der Bierkonsum in Deutschland steigt entgegen dem langjährigen Abwärtstrend wieder. In den ersten fünf Monaten 2016 laut Statistischem Bundesamt um 1,8 Prozent, im Halbjahr nach Schätzung von Veltins um etwa 2 Prozent. Das geht aber nicht allein auf die massive Werbung zur EM zurück. Im Wonnemonat Mai mit seinen Feiertagen, Brückentagen und damit langen Wochenenden schoss der Bierabsatz in Deutschland nach amtlichen Daten um 7,6 Prozent in die Höhe. Angesichts vieler Schreckensnachrichten aus aller Welt und gestiegener Einkommen liegt das Feiern im kleinen Kreis wieder im Trend, wie Brauer unter Berufung auf Trendforscher berichten.

    Obwohl das Bierglas in diesem Jahr ein bisschen voller ist, könne nach dramatischen Anteilsverlusten der vergangenen Jahrzehnte von einer Trendwende aber noch keine Rede sein, betont Jürgen Gottinger, Mitglied der Geschäftsleitung des Beratungsunternehmens Dr. Wieselhuber & Partner. "Das sind operative Bewegungen des Marktes, die ich jedermann gönne. Vormachen sollte man sich an dieser Stelle nichts." Viele Verbraucher würden Bier inzwischen weniger als einen Durstlöscher sehen. Wie bei anderen Lebensmitteln gehe es stärker um Genuss. Deshalb steige die Nachfrage nach Bierspezialitäten und auch alkoholfreien Varianten.

    Aus Sicht des Getränkefachgroßhandels sind Aktionspreise für Marken heikel. "Wertschätzung hat auch etwas mit dem Preis zu tun. Man signalisiert unter zehn Euro, das Bier ist weniger wert", mahnt Guder. Wer sich gleich drei Kästen in den Keller gestellt hat, brauche für Wochen keinen Nachschub. Das könnten einige Unternehmen schon im Juli zu spüren bekommen. Auch Berater Gottinger sieht die Preisaktionen kritisch, an denen sich Brauereien erfahrungsgemäß beteiligen müssten. Wenn der Handel so etwas mache, bestehe er auf Sonderkonditionen. "Selbst wenn man mengenmäßig Zuwachs hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass das die Ertragsseite verbessert". dpa/AZ

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