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Bestmarke: Münchner Schaulaufen

Bestmarke

Münchner Schaulaufen

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    München Gestern war der FC Bayern auf dem Oktoberfest. Der jährliche Betriebsausflug der Spieler, des Trainerstabs und des Präsidiums mitsamt deren Frauen am letzten Wiesn-Wochenende. Aus diesem Anlass werden Brasilianer, Ukrainer, Holländer und Franzosen in Hirschleder gepackt, was sie aussehen lässt wie Bayern in Astronautenanzügen. Aber „der Besuch hat Tradition“, wie Trainer Jupp Heynckes vielsagend die Frage beantwortete, ob er mit Freude auf die Wiesn gehe. Tradition fordert eben Opfer.

    Trotzdem, man darf das nach dem souveränen 2:0 gegen Hoffenheim vermuten, dürfte es zünftig gewesen sein. Genaues weiß man nicht, weil die Käferschenke für die Öffentlichkeit Sperrgebiet ist. Lediglich Fotografen haben Zugang.

    Es hat schon schlechtere Voraussetzungen für einen Oktoberfestbesuch des FC Bayern gegeben. 2008 war die Mannschaft mit einem 3:3 zu Hause gegen Bochum ins Festzelt marschiert. 2009, unter Louis van Gaal, war sie nach einem 0:0 gegen Köln als Tabellenachter eingelaufen und im Jahr danach beschloss der Rekordmeister als Folge einer 0:2-Pleite in Dortmund, komplett auf die Gaudi zu verzichten.

    Gestern kamen die Münchner mit der Empfehlung von sieben Siegen in sieben Spielen (21:2 Tore) und dem erfolgreichsten Bundesliga-Start. Uli Hoeneß beeindrucken solche Bestmarken allerdings nicht. Er bevorzugt harte Währung. Goldglänzende Schalen und Pötte. „Was nützt dir der beste Start der Geschichte, wenn du am Ende nicht Meister wirst? Also hört’s mir auf mit dem Käse“, blaffte er den Journalisten entgegen.

    Der Präsident war aus dem Führungszirkel der Einzige, der beim Wiesn-Aufmarsch gestern fehlte. Er habe mit Adidas-Chef Herbert Hainer einen geschäftlichen Termin, ließ er ausdrücklich wissen, um Spekulationen über neue Zerwürfnisse an der Vereinsspitze erst gar nicht entstehen zu lassen.

    Was den Streit zwischen Heynckes und Sportdirektor Matthias Sammer um das Auftreten der Mannschaft in Bremen und gegen Borissow betrifft, haben sich die Führungskräfte Schweigen auferlegt. Karl-Heinz Rummenigge bekräftigte nach dem Friedensgespräch unter der Woche allerdings noch einmal: „Die Geschichte ist zu den Akten gelegt.“

    Für eine Fortsetzung lieferte die Partie gegen den Tabellenachten aus Hoffenheim freilich auch keinen Stoff. Die Gäste hatten vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw anfangs versucht mitzuspielen, mussten allerdings bald einsehen, dass es besser war, auf Schadensbegrenzung umzuschalten. Am Ende war Hoffenheim, das mit der Ausbeute von sieben Punkten aus den vergangenen drei Partien angereist war, nur noch ein Sparringspartner. Dazwischen hatte eine Ribéry-Gala stattgefunden, die der überragende Franzose mit den beiden Toren zum 2:0 krönte. „Wir haben es nicht geschafft, ihn aufzuhalten“, räumte Marvin Compper resignierend ein.

    Dass Ribéry auch defensiv aushalf, war Heynckes ein Sonderlob wert („Das ist es, was wir brauchen“). Die Münchner ließen sich in ihrem kompakten Spiel auch nicht durch den Ausfall Thomas Müllers irritieren, der nach einem Zusammenprall mit Mario Mandzukic eine Platzwunde unter dem Auge davontrug, aber erst das Spielfeld verließ, nachdem er Ribérys Führungstor vorbereitet hatte. Was Mandzukic betrifft, war der Müller-K.-o. dessen auffälligste Aktion. Der Kroate, der mit sechs Treffern erfolgreichster Bayern-Torschütze ist, hatte als Einziger aus dem Bayern-Ensemble einen gebrauchten Tag erwischt.

    Entsprechend entspannt wirkte Jupp Heynckes. „Wir haben klug gespielt“, resümierte der 67-Jährige. Dass auch die Hoffenheimer zufrieden waren, überrascht dagegen ein wenig. Trainer Markus Babbel wollte „viel gesehen haben, was die Mannschaft gut gemacht hat. Wir haben aus dem Spiel heraus nur wenig zugelassen“, befand der ehemalige Bayern-Spieler. Auch TSG-Manager Andreas Müller erfreute sich des „geschlossenen Auftretens“ der Mannschaft. Die milde Bewertung dürfte unter dem Eindruck des Schicksals von Boris Vukcevic zustande gekommen sein. Der 22-jährige Hoffenheimer liegt über eine Woche nach seinem schweren Autounfall noch im Koma.

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