Speziell am Sonntagabend ist der Kampf um gute Einschalt-Quoten hart. Mehrere Talkrunden treten mit prominenten Gastgebern gegeneinander an. Da macht es sich natürlich gut, einen extrem bekannten, streitbaren und wortgewaltigen Gast zu haben. Am zurück liegenden Sonntag hatte Günther Jauch genau einen solchen Gast bei sich im Studio sitzen. Uli Hoeneß. Ein Mann wie ein Vulkan. Bayern-Präsident, Wurstfabrikant und Klartexter aus Leidenschaft. Thema der Sendung: "Wer kann heute noch in Wohlstand leben?"
Hintergrund war der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, der einmal mehr zeigte, dass das Vermögen in Deutschland sehr ungleich verteilt ist. Bedeutet: Die Privatvermögen wachsen weiterhin, allerdings fast ausschließlich die der reichsten zehn Prozent.
Was zunächst eher trocken klingt, machte Hoeneß (wie erhofft) zu einem offenen Schlagabtausch. Den (undankbaren) Part des Widersachers hatte die Regie vor allem der Linken-Parteivorsitzende Katja Kipping zugedacht. Die forderte auch brav eine faire Umverteilung der Spitzengehälter. Genau solche beziehen die Fußballer des FC Bayern. Und Hoeneß holte gleich zum Rundumschlag aus. Kipping sei eine Theoretikerin grantelte er. Deshalb hänge ihre Partei ja auch bei fünf Prozent fest. Und: "Gegen das Schloss von Oscar Lafontaine ist mein Haus am Tegernsee ja sozialer Wohnungsbau."
Natürlich nahm Hoeneß seine Spieler und deren Millionen-Gehälter in Schutz. Sie alle würden 50 Prozent Steuern zahlen, also die erste Halbzeit ohnehin schon ausschließlich fürs Finanzamt spielen. Höhere Steuern würden gar nichts nützen und nur dazu führen, dass die Reichen auswandern. Der Staat solle lieber seine Ausgaben nützen und die Rekordeinnahmen bei den Steuern sinnvoller verwenden. Neue Schulden aufzunehmen sei angesichts der sprudelnden Einnahmen fahrlässig. Im internationalen Vergleich gehe es Deutschland extrem gut, "wie leben hier wie im Paradies". (ako)