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Bayern-Gegner: Willi Lemke über Werder Bremen: Der ewige Außenseiter

Bayern-Gegner

Willi Lemke über Werder Bremen: Der ewige Außenseiter

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    Willi Lemke, Vorsitzender des Aufsichtsrates bei Werder Bremen.
    Willi Lemke, Vorsitzender des Aufsichtsrates bei Werder Bremen. Foto: dpa

    Früher lieferte sich Willi Lemke vor Spielen seiner Bremer gegen den FCBayern permanent Auseinandersetzungen mit Uli Hoeneß. Vor demPokal-Spiel ist es relativ ruhig. Lemke über sein Verhältnis zu Hoeneßund das Daumendrücken.

    Es kommt zum Pokal-Kracher Bayern gegen Bremen und Sie sind nicht im Stadion, wie kommt das?

    Lemke: Ich lese in Reutlingen aus meinem Buch "Ein Bolzplatz für Bouaké". Das ist ein Termin im Rahmen einer Lesereise, der schon seit langer Zeit feststand. Aber ich habe mich schon erkundigt, wie weit mein Hotel vom Veranstaltungsort entfernt ist. Ich werde mir das Spiel im Fernsehen anschauen.


    Aus Ihrer Abwesenheit lässt sich also nicht schließen, dass Sie der Partie eine geringe Bedeutung beimessen?

    Lemke: Nein, das Spiel ist für beide Mannschaften sehr wichtig, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Es ist so etwas wie das vorweggenommene Endspiel, eine Neuauflage des Finales von 2010. Eigentlich kommt diese Paarung zu früh.


    Nicht nur Bayern, auch Bremen ist schlecht in die Saison gestartet.

    Lemke: Das stimmt. Aber es ist noch alles offen. Wir sind in der Lage, die Bayern zu schlagen. Mit dem Punkt in Enschede können wir noch aus eigener Kraft das Achtelfinale der Champions League erreichen. Und was die Meisterschaft angeht, hat der SV Werder Bremen oft genug bewiesen, dass er eine Serie starten kann. Mit dem 4:1-Sieg in Gladbach sind wir wieder im Rennen.


    Bayern gegen Bremen - da denkt man heute noch an die verbalen Scharmützel, die Sie sich in den 80er und 90er Jahren mit Uli Hoeneß geliefert haben.

    Lemke: Das gehörte einfach zu dieser Zeit. Es waren spannende Jahre. Wir haben uns sachlich gestritten und das sorgte für Schlagzeilen. Sie müssen zugeben, dass das die Bundesliga nicht weniger interessant gemacht hat. Es gab ja nicht viele, die Uli Hoeneß widersprochen haben.


    Sie beide sind jetzt Aufsichtsratsvorsitzende in Ihren Vereinen. Wie ist heute das Verhältnis zu Uli Hoeneß?

    Lemke: Es gibt kein Verhältnis. Wenn wir uns treffen, geben wir uns freundlich die Hand und wünschen uns einen guten Tag. Sorry, aber mehr gibt es dazu nicht zu sagen.


    Was unterscheidet die beiden Klubs in der Gegenwart?

    Lemke: Beide Vereine werden hervorragend geführt und haben ein gutes Image. Aber die wirtschaftliche Ausgangslage ist weiterhin nicht vergleichbar. München ist ein Standort mit einer ganz anderen Wirtschaftskraft, das ist eine Weltstadt. Die ganz großen Sponsoren finden Sie in Bremen eben nicht. Wir versuchen das durch eine bessere Einkaufspolitik und Jugendarbeit auszugleichen. Aber Bayern macht da auch eine gute Arbeit. Ach ja, da ist noch ein großer Unterschied: die Medienlandschaft. In Bremen geht es viel ruhiger zu als in München. Da brennt nicht der Baum.


    Nach dem blamablen 1:4 gegen Hannover hatte man einen anderen Eindruck. Klaus Allofs kürzte angeblich die Septembergehälter der Spieler. War das die richtige Reaktion auf die sportliche Misere?

    Lemke: Es war die Entscheidung der Geschäftsführung des SV Werder Bremen. Als Aufsichtsratsmitglied mische ich mich nicht ins Tagesgeschäft ein.


    Sie sprachen die Einkaufspolitik des SV Werder Bremen an. Mit Marko Arnautovic holte er wieder einmal einen spannenden Spieler.

    Lemke: Ich habe vor ein paar Tagen mit Andi Herzog telefoniert. Wir sprachen auch über Arnautovic. Andi hält sehr, sehr viel von ihm. Marko Arnautovic bringt die besten Voraussetzungen mit. Ich hoffe, dass er sie ausschöpft.


    Arnautovic steht im Ruf, ein eher schwieriger Typ zu sein.

    Lemke: Das kann ich nicht beurteilen. Ich habe Marko Arnautovic noch nicht kennengelernt. Aber mit Thomas Schaaf haben wir einen Trainer mit einer hervorragenden pädagogischen Persönlichkeit.


    Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat mit einem Vorschlag für Aufsehen gesorgt. Er regte an, die Fernsehgelder zugunsten von Traditionsklubs zu korrigieren.

    Lemke: Davon halte ich gar nichts. Ich sage das als Willi Lemke und nicht als Aufsichtsratsvorsitzender des SV Werder Bremen. Das ist ja kein neuer Vorschlag. Den kenne ich seit vielen Jahren, nur kam er vorher von einem Verein südlich des Mains. Der FC Bayern München hat doch immer wieder unter Hinweis auf die Konkurrenzfähigkeit auf internationaler Ebene für eine andere Verteilung der Fernsehgelder plädiert. Aber ich bin dagegen, das Auseinandergehen der Schere zu forcieren. Die Bundesliga ist doch gerade deshalb so reizvoll, weil der Letzte den Ersten schlagen kann.


    Im Pokalspiel gegen Bayern ist Bremen der David. Abgesehen von den vielen Bayern-Fans im ganzen Land, wünscht sich wohl das restliche Fußball-Deutschand einen Werder-Sieg.

    Lemke: Wir haben uns über Jahrzehnte hinweg ein sehr gutes Image erarbeitet. Zudem kennen die Leute die wirtschaftlichen Hintergründe beider Klubs. Es ist nun einmal so, dass die Menschen immer dem Kleineren die Daumen drücken. Interview: Roland Wiedemann

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