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Bayern-Freude trotz Niederlage bei Sturm-Krimi

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Bayern-Freude trotz Niederlage bei Sturm-Krimi

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    Bayern-Freude trotz Niederlage bei Sturm-Krimi
    Bayern-Freude trotz Niederlage bei Sturm-Krimi Foto: DPA

    Nach dem stürmischen Fußball-Krimi ging es für Traumtorschütze Arjen Robben & Co. auch bei der Rückreise ein bisschen schaukelig zu. Beim Flug ins heimische München musste die Reisegruppe des FC Bayern ein paar Turbulenzen wegstecken - aber das war man ja vom Spiel am Vorabend mit dem drohenden K.o. gewohnt. Wie gefühlte Sieger kamen die Profis des Fußball-Rekordmeisters trotz der Niederlage in die Heimat zurück - rundum zufrieden war Trainer Louis van Gaal einen Tag nach dem Weiterkommen trotz der "zwei wunderbaren Tore" aber nicht. Zwar sei das Erreichen der nächsten Runde das Wichtigste, sagte der Niederländer, "aber ich bin ein Trainer, ich will immer gewinnen und wir haben gestern verloren".

    Dennoch attestierte der 58-Jährige seiner Mannschaft, "sehr gut" gespielt zu haben. Zwar konnte sie ein "entscheidendes Spiel" nicht gewinnen, aber auf den Auftritt in der windigen Toskana könne man positiv zurückblicken. Schon am Vorabend im Bankett-Saal "Giardino d'Inverno" im Erdgeschoss des Grand Hotels hatte sich van Gaal den Einzug in die Runde der letzten Acht schmecken lassen, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte dem Ende einer langen Serie keine Bedeutung beigemessen.

    "Wir haben ja 18 Spiele gehabt, die wir hintereinander nicht verloren haben. Ich glaube, das ist eine Niederlage, mit der der FC Bayern leben kann", betonte Rummenigge bei seiner Ansprache. "Wir werden alle mit großer Konzentration und Volldampf daran arbeiten, dass wir vielleicht dieses Jahr mal zumindest eine Runde weiterkommen." Das Halbfinale wurde zuletzt im Jahr des Titelgewinns erreicht - und der ist jetzt schon neun Jahre her.

    Risotto, Ravioli und Rinderfilet durften sich Trainer Louis van Gaal und die Seinen nach einem Nerven, aber auch Kräfte zehrenden Spiel schmecken lassen. "Der Wind hat heute eine große Rolle gespielt", sagte der Niederländer über die Wetterkapriolen im Stadio Artemio Franchi, die seinen Spielern schwer zu schaffen machten. "Ich habe noch nicht bei so einem Wind gespielt. Bei Gegenwind war es schwer, nicht nur zu spielen, sondern auch zu laufen", schilderte Philipp Lahm seine Eindrücke vom torreichen Duell in der Toskana. Im Viertelfinale würde aber auch der Nationalverteidiger gerne "den Topfavoriten Barcelona oder Chelsea noch aus dem Weg gehen".

    "Die Spielweise der Florentiner kannten wir, aber mit dem Wind haben wir nicht gerechnet. So mussten wir gegen zwei Sachen kämpfen", sagte Abwehrchef Daniel van Buyten, der die auch ohne das stürmische Lüftchen haarsträubenden Defensivfehler dem Wetter zuschrieb.

    Der Trainer sah das nicht ganz so: Diese "individuellen Fehler" in der Abwehrarbeit führte van Gaal bei seiner Spiel-Analyse auf, aber ebenso positive Punkte an. "Wir haben am Boden gespielt, so viel wie möglich, das war unsere Rettung in der zweiten Halbzeit", sagte der 58-Jährige, der sich lobend über das Debüt des 17-jährigen David Alaba äußerte. "Er hat mein Vertrauen nicht enttäuscht."

    Van Gaals Landsleute waren zur Stelle, als dem FC Bayern das dritte Achtelfinal-Aus seiner Königsklassen-Historie drohte. Mark van Bommel (60. Minute) traf mit einem trockenen Flachschuss zum 1:2 und Robben (65.) ließ mit seinem Traumtor zum 2:3 aus 22 Metern die Florentiner mitten in ihren Siegesgesängen mucksmäuschenstill werden.

    "Das Viertelfinale war unser Mindestziel. Das haben wir geschafft, aber wir sind noch nicht fertig. Wir haben noch einiges vor, ohne jetzt große Sprüche rauszuhauen", sagte van Bommel, der mit dem Treffer auch um eine Vertragsverlängerung warb. Im Vertrags-Poker mit Franck Ribéry, der in den kommenden zwei bis drei Wochen entschieden werden soll, ist das sportliche Argument zumindest nicht weggefallen. "Zusammen können wir mit dieser Mannschaft noch viel erreichen", sagte der Franzose mit Blick auf die Saisonziele.

    Mit großem Selbstvertrauen übernahmen die Bayern im Spiel sofort das Kommando. Auch ohne die verletzten Martin Demichelis und Diego Contento stand die Abwehr zunächst sicher. Doch zwingende Chancen sprangen nicht heraus, weil die Präzision bei stürmischem Gegenwind fehlte. Florenz, das nur eine der letzten zehn Partien gewonnen hat und auf den nach der Roten Karte im Hinspiel gesperrten Massimo Gobbi verzichten musste, war auf Torsicherung programmiert und machte geschickt die Räume eng.

    Als Mario Gomez nach knapp einer halben Stunde an der Seitenlinie behandelt wurde, schlugen die Italiener eiskalt zu. Einen 30-Meter- Schuss von Riccardo Montolivo ließ Torhüter Jörg Butt abprallen und Vargas verwertete die Vorlage. Auch Daniel van Buyten sah dabei nicht gut aus. Nationalstürmer Gomez kam danach zwar noch einmal zurück, wurde wenig später wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade aber gegen Miroslav Klose ausgewechselt. Bis zur Pause gab es nur noch eine Chance durch Robben, die Torhüter Sebastien Frey aber mit einer prächtigen Parade entschärfte.

    "Wir werden uns steigern und das Spiel noch drehen", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger. Dank Butt war diese Hoffnung nicht schon in der 50. Minute passé, als die Abwehr pennte und der Keeper großartig gegen Alberto Gilardino rettete. Mit dem Wind im Rücken wollten die Bayern angreifen - doch das Gegenteil war der Fall. Denn Jovetic schlug in der 54. Minute zu und zeigte die Nachlässigkeiten in der Bayern-Abwehr auf. Vorarbeiter Gilardinos schien im Abseits gewesen zu stehen, doch der Treffer aus zehn Metern Entfernung galt.

    Ein Tor musste her, um zumindest die Verlängerung zu schaffen. Und van Bommel ließ sich nicht lange bitten. Mit einem trockenen Flachschuss aus 18 Metern ließ er Frey keine Chance und brachte die schon feiernden Zuschauer zum Verstummen. Danach wurde es bunt: Erst schoss Jovetic Florenz nach erneutem Van-Buyten-Patzer wieder ins Viertelfinale, doch nur 71 Sekunden später triumphierten erneut die Bayern, weil Robben den Ball in den Winkel zirkelte. Das gute Debüt für den 17-Jährigen David Alaba war damit perfekt.

    Wer am 19. März neben dem FC Arsenal (5:0 gegen Porto) im Lostopf für das Viertelfinale ist, steht noch nicht fest. "Barcelona, Chelsea, Real sind bessere Mannschaften, da müssen auch wir besser spielen", meinte Robben. Etwas getrübt war die Freude bei Mario Gomez, der einen Muskelfaserriss in der rechten Wade erlitt und zwei bis drei Wochen ausfällt. Bastian Schweinsteiger ist nach seiner Gelben Karte für das Viertelfinal-Hinspiel am 30./31. März gesperrt und erst in der Rückpartie am 6./7. April wieder dabei.

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