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Basketball: Ulm ist stärker, aber auch besser?

Basketball

Ulm ist stärker, aber auch besser?

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    Nach einer Saison in Sibirien kehrte Tim Ohlbrecht nach Ulm zurück. Am Sonntag startet für ihn und seine Mannschaft die neue Bundesliga-Saison mit einem Auswärtsspiel in Bayreuth.
    Nach einer Saison in Sibirien kehrte Tim Ohlbrecht nach Ulm zurück. Am Sonntag startet für ihn und seine Mannschaft die neue Bundesliga-Saison mit einem Auswärtsspiel in Bayreuth. Foto: Horst Hörger

    Der deutsche und der europäische Basketball haben in diesem Sommer vorwiegend für negative Schlagzeilen gesorgt. Die Bundesligaprofis haben sich aus teilweise schwer nachvollziehbaren Gründen reihenweise geweigert, für die Nationalmannschaft zu spielen.

    Da war außerdem der unsägliche, undurchsichtige und immer noch nicht ausgestandene Streit der großen Verbände um die internationalen Wettbewerbe. Der Modus wurde deswegen mehrfach geändert und einen Monat vor Beginn der Vorrundenspiele im Eurocup ist beispielsweise endlich klar, dass 16 von 20 Vereinen ins Achtelfinale kommen. Das war sogar bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich ein bisschen schwerer.

    Die Fans stören sich aber zumindest in den Bundesliga-Hochburgen wenig an den Kuriositäten und Peinlichkeiten, die ihre Sportart in den vergangenen Monaten produziert hat. Ratiopharm Ulm startet am Sonntag in Bayreuth in die neue Saison, das erste Heimspiel am 1. Oktober gegen Oldenburg ist bereits ausverkauft. So wie eben alle Bundesliga-Heimspiele seit der Eröffnung der Arena vor fast fünf Jahren ausverkauft waren.

    Tim Ohlbrecht unterstützt die Ulmer

    Zweimal waren die Ulmer in dieser Zeit deutscher Vizemeister. Die Teilnahme an der Endspielserie in der Saison 2011/2012 war ebenso überraschend wie die in der vergangenen Spielzeit, in der die Ulmer nach einem völlig verkorksten Start mächtig aufdrehten und in rauschhaften Play-offs die nach der Hauptrunde besser platzierten Mannschaften aus Oldenburg und Frankfurt aus dem Weg räumten.

    Das Ulmer Erfolgsteam ist fast komplett zusammengeblieben und es hat mit Tim Ohlbrecht sogar eine prominente Verstärkung bekommen. Der 2,10-Meter-Hüne mit NBA-Erfahrung ist nach einem Jahr im sibirischen Krasnojarsk nach Ulm zurückgekehrt und begründete seine Entscheidung mit einer Art Heimweh: „In Sibirien siehst du nicht viel mehr als dein Appartement. Es gibt ja nichts zu tun.“

    Die Mannschaft des deutschen Vizemeisters ist also noch stärker geworden, sie ist – ungewöhnlich genug im von starken Fluktuationen geprägten Basketballgeschäft – außerdem eingespielt und dennoch dürfte der Erfolg der vergangenen Saison ganz schwer zu toppen oder auch nur zu wiederholen sein.

    Die Experten sind sich einig, dass Titelverteidiger Bamberg das Maß aller Dinge im deutschen Basketball bleibt und dass der FC Bayern München erst recht nach der Rückkehr von Uli Hoeneß als Präsident versuchen wird, am Thron des Meisters der beiden vergangenen Jahre zu rütteln.

    Ulmer Basketballer gehören zu den wohlhabenderen Vereinen

    Die Basketballfiliale des deutschen Fußball-Rekordmeisters startet ihren Angriff auf Bamberg mit einem runderneuerten Kader und einem Weltstar als Trainer. Sasa Djordjevic tritt die Nachfolge von Basketball-Legende Svetislav Pesic mit einer beeindruckenden Biografie an: Als aktiver Basketballer hat der Serbe für den FC Barcelona und Real Madrid sowie für die Portland Trail Blazers in der NBA gespielt.

    Als Trainer hat er unter anderem vor wenigen Wochen mit den Serben Silber bei den Olympischen Spielen in Rio gewonnen. Nicht nur der deutsche NBA-Profi Dennis Schröder geht davon aus, dass Bamberg und die Bayern die Meisterschaft in dieser Saison unter sich ausmachen werden.

    Die Ulmer gehören mit einem Etat von geschätzten sechs Millionen Euro zwar zu den wohlhabenderen Bundesligavereinen, die Branchenführer geben aber vermutlich mindestens doppelt so viel Geld aus. Beim deutschen Vizemeister verlässt man sich deswegen auch auf Faktoren, die die Mannschaft schon in der vergangenen Saison stark gemacht haben.

    Auf die unvergleichliche Atmosphäre in der „orangenen Hölle“ ihrer Arena, auf Spieler, die sich stark mit ihrem Verein identifizieren und hier in erster Linie auf Per Günther. Der Kapitän geht in seine neunte Bundesligasaison für die Ulmer, er ist längst das Gesicht und das Sprachrohr der Mannschaft geworden.

    Günther ist außerdem ein Querdenker, der auch zu unangenehmen Themen Stellung bezieht. Etwa zur Nationalmannschaft, für die er schon seit zwei Jahren nicht mehr gespielt hat. Auf Twitter schrieb Günther: „Auch wenns mich selbst trifft. Absagen prüfen und im Zweifel nicht mehr einladen ist der richtige Schritt.“ Kritik am Erscheinungsbild des Basketballs in diesem Sommer kommt also beileibe nicht nur von außen.

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