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Basketball: Dieser Mann zeigt Muckis

Basketball

Dieser Mann zeigt Muckis

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    Diese Muckis wachsen ganz von selbst: Patrick Miller fasst deswegen keine Hantel an.
    Diese Muckis wachsen ganz von selbst: Patrick Miller fasst deswegen keine Hantel an. Foto: Horst Hörger

    Patrick Miller spielt seit Beginn dieser Saison für Ratiopharm Ulm und am 26-jährigen Amerikaner scheiden sich vom ersten Tag an die Geister. Miller hat einen Körper wie ein Footballspieler großflächig tätowiert und mit Muskeln bepackt. Er schneidet durch die gegnerische Verteidigung wie ein warmes Messer durch die Butter. Mit einer Körpergröße von 1,84 Metern ist Miller für Basketball-Verhältnisse zwar ein Zwerg, aber dank seiner Sprungkraft und Athletik behauptet er sich im Luftkampf auch gegen Spieler, die bis zu 30 Zentimeter länger sind.

    Für all diese Qualitäten liebt ihn ein Teil der Ulmer Anhängerschaft. Der andere Teil kritisiert, dass der Mann aus Chicago keinen guten Wurf von draußen hat. Miller hat in der Hauptrunde dieser Saison gerade einmal 15 Prozent seiner Schüsse von jenseits der Dreierlinie versenkt. Für einen Aufbauspieler im Profi-Basketball ist das ein desaströser Wert. Sein Trainer Thorsten Leibenath hat dazu schon vor Wochen gesagt: „Wenn er 40 Prozent der Dreier trifft, dann spielt Pat nicht in der deutschen Bundesliga und schon gar nicht in Ulm, sondern in der NBA.“ Der extrovertierte Amerikaner sieht das ähnlich: „Ich werde den ganzen Sommer über an meinem Wurf arbeiten. Wenn ich den noch verbessern kann, dann ist der Himmel für mich die Grenze.“

    Miller ist bis an den Trikotkragen vollgepackt mit Muskeln und Selbstvertrauen. Er ist aber auch bereit, für seine Ziele zu schuften. Es gab da dieses Spiel in Bamberg im März. Ulm verlor beim früheren deutschen Serienmeister mit 94:103 und Miller traf nur vier von elf Freiwürfen. Als der Ulmer Tross gegen 23 Uhr wieder zuhause angekommen war, gingen die meisten Spieler nach Hause. Miller ließ sich den Schlüssel für die Trainingshalle geben und übte zu nächtlicher Stunde Freiwürfe. Was er dafür gar nicht macht, ist Krafttraining. Millers Muckis wachsen von selbst und noch mehr davon wären schädlich: „Ich wäre dann langsamer und nicht mehr so spritzig. Ich fasse keine Hantel an, sonst müsste ich demnächst auf Football umsatteln.“ Es handelt sich um ein genetisches Phänomen. Millers Papa Preston ist ähnlich bullig gebaut und der Bizeps des erst dreijährigen Sohnemanns Patrick junior weist auch schon diese typischen Wölbungen auf.

    Patrick Miller ist in und für Ulm vieles. Spielmacher, Motivator, manchmal Reizfigur und Gute-Laune-Bär. Vor allem aber ist er Amerikaner und hat die entsprechende amerikanische Mentalität. Auf die Frage nach seiner persönlichen und sportlichen Zukunft sagt Miller: „Ich habe ein paar Optionen, Ulm ist eine davon. Aber zuerst will ich deutscher Meister werden.“ Ganz nach der Prämisse: Der Himmel ist die Grenze.

    Auf dem Weg zu eben dieser theoretisch möglichen Meisterschaft steht vor den Ulmern schließlich schon im Viertelfinale der Play-offs mit Alba Berlin eine haushohe Hürde. Berlin ist deutscher Vizemeister und Eurocup-Finalist,

    Ein Amerikaner will aber nicht ehrenhaft ausscheiden oder knapp verlieren. Er will immer gewinnen. Auch das erste Spiel dieser Serie am Samstag (18 Uhr) in der beinahe 15000 Besucher fassenden Mercedes-Benz-Arena in Berlin. Miller wusste zu Beginn dieser Woche noch nicht, wer Oliver Kahn ist. Also konfrontieren wir ihn doch mal mit einem der bekanntesten Sprüche der deutschen Torwart-Legende: „Das ganze Stadion wird gegen uns sein. Etwas Schöneres gibt es gar nicht.“ Miller strahlt: „Genau so ist es. Der Mann gefällt mir.“

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