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Bach hat Verständnis für Pechsteins Kampfeswillen

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Bach hat Verständnis für Pechsteins Kampfeswillen

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    Bach hat Verständnis für Pechsteins Kampfeswillen
    Bach hat Verständnis für Pechsteins Kampfeswillen Foto: DPA

    "Der indirekte Doping-Nachweis wird sich aufgrund des WADA-Codes auf alle Fälle durchsetzen", erklärte der deutsche Ober-Olympier in einem Interview der Deutschen Presse Agentur dpa. Von Eiszeit oder gar einem Konfrontationskurs zwischen der gesperrten Eisschnellläuferin und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) will Bach nichts wissen: "Der Kontakt ist nie abgerissen. Es gab immer einen Austausch, und die Gespräche werden fortgesetzt."

    Tatsächlich hat die fünfmalige Olympiasiegerin noch kurz vor der Eröffnungsfeier in Vancouver mit Bach telefoniert. "Der DOSB hat stets seine gewissenhafte Rolle im Kampf gegen Doping betont. Was also spricht dagegen, eine Vorreiterrolle zu übernehmen?", sagte Pechstein der dpa. Die Berlinerin wurde vom Weltverband ISU wegen erhöhter Retikulozytenwerte ohne positiven Dopingtest für zwei Jahre suspendiert.

    Pechsteins Frust sitzt tief, Bach musste als Prügelknabe herhalten. Nachdem die Ad-hoc-Kammer des Internationalen Sportgerichtshofes (CAS) ihren Last-Minute-Antrag auf einen Olympia-Start abgeschmettert hatte, war sie verbal auf den Spitzenfunktionär losgegangen ("Zutiefst enttäuscht aber bin ich von der DOSB-Spitze. Vor allem von Thomas Bach"). Die verhärteten Fronten waren in Vancouver deutlich wie nie. "Ich habe viel Verständnis für ihre menschliche Situation und ihren Kampfeswillen", meinte Bach jetzt. Auch "ihrem Wunsch auf Ruhen ihrer persönlichen DOSB-Mitgliedschaft" sei entsprochen worden, statt nach dem rechtskräftigen Urteil "ein Ausschlussverfahren einzuleiten".

    Einen kleinen Seitenhieb konnte sich Bach trotzdem nicht verkneifen: "Die persönlichen Gespräche sind von beiderseitigem Respekt geprägt, aber ich würde mir wünschen, dass sie den Respekt, den sie für sich einfordert, auch den anderen Athleten, der NADA, den Gerichten und dem DOSB entgegenbringt, die alle an rechtskräftige Urteile gebunden sind."

    Per Eilantrag will die 38-Jährige vor dem Schweizer Bundesgericht die Aufhebung ihrer Trainingssperre erwirken. Am 25. März läuft für den Weltverband die Frist ab, sich zur neuen Sachlage zu äußern. Der Eilantrag ist Teil des angestrebten Revisionsverfahrens, von dem sich Pechstein und Co. den Freispruch versprechen. Führende deutsche Hämatologen behaupten, eine vererbte Blut-Anomalie sei für die hohen Retikulozytenwerte der Athletin verantwortlich. Pechstein leide an einer milden Form der Kugelzellen-Anämie, hatten Experten der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) am 15. März mitgeteilt. Mit diesen Erkenntnissen will Pechstein juristisch punkten. Es sei klar, "dass wir das Urteil respektieren werden, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens", betonte Bach.

    Pechsteins Unschuldsbekenntnis möchte er nicht werten. "Ich bin kein Experte für Blutkrankheiten", sagte der Jurist aus Tauberbischofsheim, "für ein Wiederaufnahmeverfahren muss geprüft werden, ob es neue Erkenntnisse in diesem wissenschaftlichen Streit gibt, die im vorherigen Verfahren nicht berücksichtigt wurden. Und es muss untersucht werden, wie wissenschaftlich nachprüfbar diese Erkenntnisse sind."

    Pechstein hofft sogar auf Freispruch. "Mittlerweile liegen neue Erkenntnisse vor, die den aktuellen Stand der Wissenschaft berücksichtigen. Ich würde es begrüßen, wenn der DOSB ein unabhängiges internationales Expertengremium aus Antidoping-Experten und Hämatologen einberufen würde", betonte sie, "dann könnten sich die Wissenschaftler untereinander austauschen und womöglich zu einem Konsens kommen, der über meinen Fall hinausreicht. Denn das, was mir widerfahren ist, sollte nie wieder ein anderer Athlet erleben müssen." 

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