Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

BVB gegen FC Bayern: Helmer: „Da muss Mario durch“

BVB gegen FC Bayern

Helmer: „Da muss Mario durch“

    • |
    Thomas Helmers Erwartungen vor dem Duell Bayern gegen Borussia sind gedämpft.
    Thomas Helmers Erwartungen vor dem Duell Bayern gegen Borussia sind gedämpft. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Herr Helmer, der Hype um den deutschen ‘Clásico’ ist groß. Was erwarten Sie sich vom Duell?

    Helmer: Meine Erwartungen sind etwas gedämpft – weil beide Teams nicht in der besten Aufstellung antreten können. Das ist sehr schade.

    Was wiegt schwerer: Der Ausfall von Schmelzer, Hummels und Gündogan auf BVB-Seite oder das Fehlen von Thiago, Schweinsteiger und Ribéry beim FC Bayern München?

    Helmer: Alle sechs sind absolute Topspieler und fast nicht gleichwertig zu ersetzen. Beim BVB schmerzt es aber mehr, weil die Defensive erheblich geschwächt ist. Allerdings wäre ein Ribéry in der momentanen Form wohl eh nicht zu bremsen gewesen.

    Dortmund hat zuletzt gegen Wolfsburg und Arsenal gepatzt. Trauen Sie dem Team dennoch zu, die Bayern schlagen und damit wieder Spannung in die Bundesliga bringen zu können?

    Helmer: Ja. Die Dortmunder haben in jüngster Vergangenheit schon öfter gegen den FC Bayern gewonnen und das ist wichtig für den Kopf. Das schnelle Umschaltspiel der Dortmunder macht den Bayern erfahrungsgemäß zu schaffen. Trotzdem wird es für den BVB sehr schwierig werden. Genau genommen ist das Spiel am Dienstag gegen Neapel für den BVB fast wichtiger.

    Was würden Sie, als Taktikexperte, Jürgen Klopp gegen den scheinbar übermächtigen FC Bayern raten?

    Helmer: Jürgen Klopp ist einer der besten Trainer auf der Welt, der braucht von mir keinen Rat. Ich denke, dass die Offensivleistung des BVB-Teams entscheidend sein wird. Gelingt es den Dortmundern, das Spiel zu bestimmen und die Bayern vom gegnerischen Strafraum fernzuhalten, steigen die Chancen für den BVB.

    Sie haben für beide Teams gespielt. Für wen sind Sie denn dieses Mal?

    Helmer: Ich habe zu beiden Vereinen noch eine gute Verbindung und pflege Freundschaften mit Leuten hier wie dort. Von daher kann ich nichts verlieren. Aber auch unabhängig davon tippe ich auf ein Unentschieden.

    Welche Spielweise gefällt Ihnen besser, die auf Ballbesitz ausgelegte des FC Bayern oder das schnelle Umschaltspiel der Dortmunder?

    Helmer: Eine Mischung aus beidem wäre perfekt. Bei Bayern fällt auf, dass die Innenverteidigung längst nicht mehr so gefordert ist wie in der Vergangenheit. Bei Dortmund hat man das Gefühl, dass Letztere deutlich mehr zu tun haben. Der FC Bayern München unter Guardiola versucht, den Gegner müde zu spielen. Aber der BVB ist physisch sehr stark.

    Hat sich der FC Bayern unter Guardiola nochmals weiterentwickelt?

    Helmer: Ja, das hat er. Und Guardiola hat es geschafft, dass die Mannschaft trotz all der Erfolge in der vergangenen Saison weiter hungrig ist. Er fördert den Konkurrenzkampf, ohne dass Unruhe in der Mannschaft aufkommt.

    Uli Hoeneß hätte vor ein paar Jahren gerne Jürgen Klopp nach München geholt. Sie kennen das Umfeld beim FC Bayern. Würde der hemdsärmelige Klopp denn dort wirklich hinpassen?

    Helmer: Warum nicht? Klopp ist ein Weltklassetrainer und ein starker Typ – auch in medialer Hinsicht, was bei Bayern sehr wichtig ist.

    Klopp hat in der vergangenen Saison Bayern vorgeworfen, von Dortmund abgeschaut zu haben. Halten Sie die Plagiatsvorwürfe für berechtigt?

    Helmer: Das hat in der Tat so ein bisschen den Anschein erweckt. Die Bayern sind mehr über die Mitte gekommen und haben versucht, den Ball schnell zu erobern. Ob man das aber vom BVB abgeschaut hat? Ich weiß nicht. Aber es fällt auf, dass sich bei den Bayern mehr in der Mitte ballt und die Außenverteidiger stärker einrücken.

    Sie kennen beide Klubs und deren Umfeld – ist Borussia Dortmund tatsächlich der Arbeiterverein im Gegensatz zum glamourösen FC Hollywood?

    Helmer: Die Fan-Kultur beim BVB ist sicher eine andere als beim FC Bayern München. Die Dortmund-Anhänger würden für ihren Verein das letzte Hemd geben – aber darunter sind mit Sicherheit nicht nur Arbeiter. Was das Innenleben des Klubs angeht, hat der BVB mit Klopp, Watzke und Zorc ein sehr gutes Team, das zusammenhält. Dieses Trio hat einen sehr großen Verdienst daran, dass der Verein wieder so erfolgreich ist.

    Und beim FC Bayern München?

    Helmer: Da haben mit Rummenigge, Hoeneß oder Beckenbauer Männer mit großen Namen und einer ebenso großen Aura das Sagen. Im Aufsichtsrat sitzen bedeutende Vertreter aus der Wirtschaft. Das ist sicher etwas anders als beim BVB.

    Wird sich Dortmund dauerhaft als ernsthafter Rivale des FC Bayern München etablieren?

    Helmer: Das ist gut möglich. Wichtig wird das Abschneiden in der Champions League sein. Bekanntlich kann man dort sehr viel Geld einnehmen. Es ist auf jeden Fall beachtlich, wie gut sich der BVB von der Krise, in der er vor ein paar Jahren steckte, erholt hat. Man hat geschickt eingekauft und nicht zu viel Geld ausgegeben.

    Auch der Verkauf von Topspielern hat viel Geld in Kasse gespült, aber in sportlicher wie auch emotionaler Hinsicht wehgetan - ganz besonders im Fall von Mario Götze. Die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte wird nicht einfach für ihn werden.

    Helmer: Mario Götze weiß das und hofft trotzdem, dass sich das Dortmunder Publikum in Zurückhaltung übt - aber das wird nicht der Fall sein. Bei mir war das auch nicht so, als ich 1992 von Dortmund nach München wechselte und im Bayern-Dress im Westfalen-Stadion auflief. Aber da muss Mario durch. Das Beste für ihn wäre, wenn er schnell ein Tor machen würde.

    Ist das Dortmunder Publikum dann nicht noch aufgewühlter?

    Helmer: Ich habe eine andere Erfahrung gemacht. Als ich damals in der ersten Halbzeit das 1:0 gemacht habe, war Ruhe im Karton.

    Auch Ihr Transfer verlief nicht geräuschlos. Sie wechselten für die damalige Rekordsumme von 7,5 Millionen Mark nach München. Seitens des FC Bayern gab es die Überlegung, sie zunächst beim französischen Klub Auxerre zu parken.

    Helmer: Es gab eine Klausel in meinem Vertrag beim BVB, wonach die Ablösesumme bei einem Transfer ins Ausland deutlich niedriger gewesen wäre.

    Warum wurde letztlich der Trick nicht angewandt?

    Helmer: Weil ich nicht nach Auxerre und nicht diese Trickserei wollte.

    Aber es zog Sie mit aller Macht zum FC Bayern München.

    Helmer: Das kam so rüber, aber es war nicht so. Mir wurde das von Vereinsseite unterstellt und nach außen auch so dargestellt. Das hat die Anhänger gegen mich aufgebracht. Irgendwann wurde es unmöglich, weiterhin in Dortmund zu spielen. Da hat der FC Bayern eingegriffen.

    Aber Robert Lewandowski möchte unbedingt zum FC Bayern München.

    Helmer: Das hört sich so an.

    Müsste Lewandowski nach einem Wechsel zum FC Bayern fürchten, öfter auf der Bank zu sitzen, weil Guardiola gerne ohne echten Stürmer spielt?

    Helmer: Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich kenne keinen Stürmer, der den Ball aus der Luft so annehmen und abschirmen kann wie er.

    Wäre denn der Aufschrei seitens der Bayern-Fans genauso heftig, wenn einer der Ihren den Klub Richtung Dortmund verlassen würde?

    Helmer: Ja, das glaube ich schon. Auch weil Dortmund inzwischen als echter Konkurrent angesehen wird.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden