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Aus dem Leben eines Greenkeepers: Olympia und Wimbledon

Aus dem Leben eines Greenkeepers

Olympia und Wimbledon

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    London, der Rasenwart von Wimbledon. Eddie Seawards bei der Überprüfung der Schnittlänge.
    London, der Rasenwart von Wimbledon. Eddie Seawards bei der Überprüfung der Schnittlänge. Foto: Frank Preuss

    Es wäre maßlos untertrieben, dem Engländer Eddie Seaward nur einen grünen Daumen zu attestieren. Der ältere Herr hat es in Wimbledon zwar nicht zu derartiger Berühmtheit wie Boris Becker oder Roger Federer gebracht, aber ohne ihn fänden die Tennisprofis nicht eine so perfekte Spielwiese an der Church Road in London vor. Allein das Wort „Wiese“ wäre allerdings eine Beleidigung für das satte Grün, das Mister Seaward als Rasenchef jedes Jahr aus dem Boden zaubert.

    Wer in diesen Tagen den All England Lawn Tennis Club besucht, muss zunächst die Gedanken an den eigenen unkrautgeplagten Vorgarten verdrängen, um nicht in eine Frühjahrsdepression abzugleiten. Denn Gras wird in Wimbledon mit allerlei Tricks zu einem wunderbar weichen Teppich verwoben.

    Auf Platz Nummer eins ist noch das Metallgestell mit den Lampen aufgebaut, die dem Tennisstadion in dunklen Wintertagen das nötige Licht verschaffen. Gegen die Kälte gibt es manchmal wärmende Decken, gegen den Tau helfen Eisenbürsten. Zusätzlich wird das Spielfeld durch einen elektrischen Zaun geschützt. Der Grund dafür sind nicht fotografierwütige Touristen aus Asien. Zu verhindern gilt es vielmehr, dass sich die vielen Füchse von Wimbledon auf dem Rasen gute Nacht sagen. Mit ihren Pinkelpausen könnten sie die Arbeit von Eddie Seaward und seinen Greenkeepern innerhalb kürzester Zeit ruinieren.

    Das wäre vor allem in diesem Jahr verhängnisvoll. Denn in wenigen Wochen muss sich Eddie Seaward einer ganz besonderen Herausforderung stellen. Normalerweise werden der Centre-Court und die wichtigsten anderen Plätze 50 Wochen im Jahr gehegt und gepflegt, nur um für zwei Wochen im Juni und Juli während des Grand-Slam-Turniers zum Wohnzimmer (Halmhöhe exakt acht Millimeter) der Filzballstars zu werden. Anschließend beginnt die Vorbereitung für die nächste Saison.

    Das verwundert nicht. Manchmal sind die Spielfelder nach Turnierende vor allem an den Grundlinien derart mitgenommen, dass sie nur noch sandigen Trampelpfaden gleichen. In diesem Sommer muss Seaward, der Rasenflüsterer, in Wimbledon für eine Wiederbelebung in 20 Tagen sorgen. Olympia macht Station. Einzel, Doppel, Mixed – wenn viele Könner aufschlagen, will auch Eddie sein ganzes Können zeigen. Rollrasen, wie er gerne im Fußballstadion verlegt wird, kommt für ihn nicht in Frage. Er will dem Grün mit seiner ganzen Erfahrung neues Leben einhauchen.

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