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Tennis: Augsburger Tennis-Vereine wählen eigenen Kurs

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Augsburger Tennis-Vereine wählen eigenen Kurs

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    Vorsitzender Anton Huber passt auf, dass auf der Anlage des TC Schwaben die Hygiene-Regeln eingehalten werden. 
    Vorsitzender Anton Huber passt auf, dass auf der Anlage des TC Schwaben die Hygiene-Regeln eingehalten werden.  Foto: Ulrich Wagner

    An diesem regnerischen Vormittag hatte Anton Huber wenig zu tun auf der Anlage des TC Schwaben. Dort ist er allerdings nicht in seiner Eigenschaft als 1. Vorsitzender des Tennisklubs unterwegs, sondern als Corona-Beauftragter. Seit Montag dürfen die Tennisspieler unter strengen Hygiene-Auflagen wieder ihrem Sport nachgehen. Seit Ostern sind die Sandplätze hergerichtet, aufgrund der Corona-Epidemie war die komplette Anlage am Wertachkanal, wie alle in Bayern, aber gesperrt. Doch bei aller Sehnsucht nach Tennis, bei nasskaltem Wetter ist der Andrang überschaubar. Nur einer von elf Plätzen ist belegt.

    „Am Dienstag war die Anlage voll“, sagt Huber und weiß nicht so recht, ob er sich darüber freuen soll. Denn als Vorstand steht er auch in der Verantwortung, dass seine Mitglieder die Vorgaben der Behörden beachten. Der Klub hat sich darauf vorbereitet. Die Umkleidekabinen sind verschlossen, duschen und umziehen müssen sich die Spieler zu Hause. Die Klubgaststätte hat zu, die Terrasse ist mit rot-weißem Flatterband abgetrennt. Selbst die Laufrichtung zwischen den Plätzen ist auf dem Boden mit Klebeband vorgezeichnet, damit es zu keinen Zusammenstößen kommt.

    Besen müssen desinfiziert werden

    Auch auf dem Platz sind die Vorgaben streng. So müssen die Abzieh- und Linienbesen regelmäßig desinfiziert werden. Der TC Augsburg hat darum seine Mitglieder gebeten, Desinfektionsmittel selbst mitzubringen. Beim TC Schießgraben sollen die Spieler Handschuhe anziehen, wenn sie den Platz mit dem Besen abziehen.

    Manche Regeln sind schon wenige Stunden nach ihrer Bekanntgabe veraltet. So legte der Bayerische Tennisverband (BTV) das Wort Kleingruppen (fünf Personen) zu optimistisch aus und teilte den Vereinen mit, dass Doppel auch erlaubt seien. Doch dem war nicht so, denn dort kann der Mindestabstand von 1,50 Meter nicht eingehalten werden. Und so präzisierte der Verband am Dienstag: „Ein klassisches Doppel um Punkte ist derzeit noch nicht erlaubt. Es darf aber zu viert auf einem Platz trainiert werden.“

    Anton Huber schmunzelt: „Klassisches Doppel kannte ich nicht.“ Seit 54 Jahren spielt der 79-Jährige Tennis, seit über 20 Jahren ist er im Vorstand beim TC Schwaben – so einen Aufwand hat er aber noch nie erlebt. Doch er ist erst einmal froh, dass seine rund 520 Mitglieder wieder spielen dürfen. „Das ist ein erster wichtiger Schritt.“

    Tennislehrer darf Schüler trainieren

    Auch dass sich vier Personen auf einem Tennisplatz die Bälle hin und her spielen dürfen, aber kein Match bestreiten dürfen, sieht er nicht als eine skurrile Blüte innerhalb der Hygiene-Vorschriften. Er sagt: „Das ist für unsere Tennislehrer ganz wichtig, denn so dürfen sie mit vier Schülern auf dem Platz trainieren.“ Und das sichere dem Klub Einnahmen.

    Auch beim TCA ist man über den Saisonstart froh. Dort hat eine Tennisstunde in Zeiten der Corona-Epidemie jetzt 90 Minuten. Man darf 60 Minuten spielen, 15 Minuten sind für das Platzabziehen und desinfizieren eingeplant und 15 Minuten soll der Platz ruhen. Auch damit sich die Spieler beim Wechsel nicht zu nahe kommen. „Unsere Mitglieder gehen diesen Weg mit“, sagt Vorstand Jakob Schweyer. „Sie wollen, dass die Anlage offen bleibt.“

    Wie bei allen anderen Klubs standen auch beim TC Schießgraben die Mitglieder in den Startlöchern und sorgten gerade am Dienstag für eine volle Belegung der Anlage an der Stadionstraße. „Wir haben 650 Mitglieder, klar, dass die alle jetzt spielen wollen“, sagt Schießgraben-Chef Roland Odörfer. Er hofft auf viel Selbstdisziplin bei der Umsetzung der Hygiene-Regeln: „Wir können nicht an jeden Platz einen Aufseher stellen, deshalb appellieren wir an die Mitglieder, die Auflagen einzuhalten.“ Er ist mit dem Start zufrieden: „Das wird sich alles einspielen.“ Und Odörfer ist froh, dass ab kommenden Montag die Tennis-Klubheime wie alle anderen Gastronomiebetriebe ihre Freiterrassen öffnen dürfen – natürlich unter strengen Auflagen.

    Für einen großen Anteil am Umsatz der Pächter sorgte im Sommer vor allem der Punktspielbetrieb mit seinen zahlreichen Partien. Doch der fällt in dieser Saison in seiner gewohnten Form aus. Die Bundesligen sind abgesagt und auf regionaler Ebene ist eine freiwillige Übergangssaison von der Regionalliga abwärts ohne Auf- und Abstieg ab 8. Juni geplant. Die Vereine können ihre Mannschaften von der jeweiligen Liga zurückziehen, ohne ihren Platz in der kommenden regulären Saison zu verlieren. Eine auf den ersten Blick gute Lösung.

    Doch bei den drei größten Augsburger Tennisvereinen sieht man das anders. Der TCA zum Beispiel hat alle Mannschaften zurückgezogen. TCA-Chef Schweyer ist nicht gut auf den bayerischen Verband zu sprechen: „Ich hätte mir eine generelle Absage des Verbandes gewünscht. Das wäre eine klare Ansage gegenüber den Vereinen gewesen. So wird die Verantwortung auf die Vereine abgewälzt. Dort kommt Unruhe auf, weil ein Teil der Mannschaften spielen will, ein anderer wieder nicht. Selbst innerhalb der Teams ist man sich oft nicht einig.“

    Roland Odörfer vom TC Schießgraben sieht es ähnlich und hat seine Mannschaften ebenfalls komplett aus der Überbrückungsrunde abgemeldet. „Wir im Vorstand und Beirat haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, nach Abwägung aller Argumente gab es aber keine andere Wahl“, sagt Odörfer. Er will nicht riskieren, dass seine Anlage vielleicht geschlossen wird, wenn gerade im Punktspielbetrieb mit 39 Mannschaften die Auflagen vielleicht nicht eingehalten werden können. Zudem steht er als Klub-Verantwortlicher schon jetzt in der Haftung.

    Anton Huber vom TC Schwaben hat seine Regionalliga-Mannschaften abgemeldet, mit allen anderen Teams will er noch warten. „Der BTV hat die Frist bis zum 24. Mai verlängert und wird bis dahin noch einmal mit der Staatsregierung sprechen. Dieses Gespräch wollen wir noch abwarten, bevor wir eine Entscheidung treffen.“

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