Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Augsburger Panther: Vor dem Spiel gegen Köln: Rekord-Trainer Mitchell im Interview

Augsburger Panther

Vor dem Spiel gegen Köln: Rekord-Trainer Mitchell im Interview

    • |
    Der bisher größte Augenblick in seiner sechsjährigen Trainertätigkeit bei den Augsburger Panthern: Larry Mitchell jubelt im Jahr 2010 über den Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft.
    Der bisher größte Augenblick in seiner sechsjährigen Trainertätigkeit bei den Augsburger Panthern: Larry Mitchell jubelt im Jahr 2010 über den Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft. Foto: Siegfried Kerpf

    Vor sechs Jahren, im Dezember 2007, haben Sie die Augsburger Panther übernommen. Wie lautet Ihr Geheimrezept, einem Klub so lange die Treue zu halten?

    Mitchell: Ich liebe meinen Job und gehe mit viel Leidenschaft an die Arbeit, auch wenn es an manchen Tagen frustrierend ist. Ich versuche, bei den schwierigen Rahmenbedingungen hier in Augsburg mein Bestes zu geben.

    In der täglichen Trainingsarbeit mit den immer gleichen Spielern nützt sich vieles ab. Wie halten Sie die Spannung aufrecht?

    Mitchell: Ich bilde mich jedes Jahr weiter und besuche Trainertagungen. Außerdem mache ich heute bestimmt nicht die gleichen Übungen wie vor sechs Jahren.

    Hatten Sie schon einmal das Gefühl, dass Sie mit Ihrem Latein am Ende sind?

    Mitchell: Die schwierigste Phase war im Jahr nach der Vizemeisterschaft 2010. Wenn man so viele Leistungsträger ersetzen muss wie wir damals, dann tut man sich schwer. Wir sind Letzter geworden, das lag aber auch daran, dass wir durch unsere lange Erfolgs-Saison nur wenig Zeit hatten, die Topspieler gleichwertig zu ersetzen.

    Warum hat es im Finale 2010 gegen Hannover nicht zum Titel gereicht?

    Mitchell: Es war bitter. Ich glaube nicht, dass Hannover als Mannschaft so viel besser war als wir. Vielleicht hatten wir unser Scheibenglück in den erfolgreichen Play-off-Runden gegen Berlin und Wolfsburg aufgebraucht.

    Ihr Kontrahent hieß damals Hans Zach, wegen seiner explosiven Art auch „Alpenvulkan“ genannt. Welcher Trainertyp sind Sie?

    Mitchell: Als ich mich entschied, Trainer zu werden, habe ich mir geschworen, immer ehrlich zu den Spielern zu sein. Als Profi hatte ich viele ehrliche, aber auch unehrliche Trainer gehabt und ich habe mich in meinen nun neun Jahren an der Bande bestimmt verändert. Aber ehrlich gegenüber meinen Spielern bin ich geblieben.

    Der Psychologe ist heute mehr gefragt als früher

    Was ist für einen Trainer wichtiger: Fachwissen oder Menschenführung?

    Mitchell: Man benötigt ein gutes Fachwissen und muss die Mannschaft auf den nächsten Gegner vorbereiten, aber der Psychologe ist heute mehr gefragt als zu der Zeit, als ich noch Spieler war. Das beste Beispiel ist unser Torwart Patrick Ehelechner, der seit Jahren als erster Torwart in der DEL spielt. Zu Saisonbeginn war er plötzlich im Tief. Ich habe versucht, mit ihm positiv umzugehen. Vielleicht habe ich zu der Situation beigetragen, weil ich ihn im zweiten Saisonspiel gegen Straubing ausgewechselt habe. Das hat an seinem Selbstvertrauen genagt. Es gibt Spieler, die brauchen das Gefühl, dass man sie braucht. Andere, beispielsweise Daryl Boyle, gehen ihren Weg und kommen selten zu einem Gespräch zu mir.

    Ihre DEL- und Augsburg-Premiere feierten Sie am 14. Dezember 2007 gegen Köln. Wie war die Ausgangssituation damals?

    Mitchell: Wir waren damals weit von einem Play-off-Platz entfernt. Ich wollte allen zeigen, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin. Wir haben 3:0 gegen Köln gewonnen und hatten danach neun Heimsiege in Folge. Ich wollte der Mannschaft zeigen, dass sie die Saison nicht wegschmeißen soll. An meinem ersten Tag hatte ich drei Einzelgespräche. Mit Torsten Fendt, dem Führungsspieler der Deutschen. Mit Travis Brigley von der Ausländer-Fraktion und mit Torwart Patrick DesRochers. Danach hatte ich den Eindruck, die Mannschaft wäre zufrieden, mit dem kleinsten DEL-Etat Vorletzter zu werden. Das wollte ich ändern. Auch als kleiner Klub muss man das Ziel haben, in die Play-offs der ersten Zehn zu kommen.

    Ziemlich genau sechs Jahre später treffen Sie am heutigen Freitag mit den Panthern wieder auf die Haie. Wie ist jetzt die Lage?

    Mitchell: Köln ist für mich im Augenblick die stärkste Mannschaft der Liga. Auch ihr vierter Sturm ist für Tore gut und sie haben mit Holmqvist und Tjärnqvist die besten DEL-Verteidiger. Aber auch sie haben zuletzt zwei Mal verloren und wir hoffen, diese Negativserie der Haie verlängern zu können.

    Sie wurden zeitweise als Bundestrainer-Kandidat gehandelt und es gab Kontakt zu Berlin. Wie nah dran waren Sie an einem Wechsel?

    Mitchell: Da war schon etwas dran. Für den Bundestrainer-Posten war ich im Gespräch, wie mir Journalisten sagten. Aber Gespräche mit dem Verband hat es nicht gegeben. Mehr möchte ich nicht sagen.

    Sie sind sechs Jahre in Augsburg. Spielt es auch eine Rolle, ob Ihnen die Region hier gefällt?

    Mitchell: Als Spieler habe ich oft die Vereine gewechselt. Ich habe in Bayern schon für einige Klubs gespielt und mir gefällt die Region, seitdem ich in Landsberg Trainer war. Einen Wechsel würde ich aber nicht ausschließen, ob nun erzwungen oder aus eigenem Wunsch.

    Die Panther zählen mit einem Saisonetat von rund 3,9 Millionen Euro zu den kleinen DEL-Klubs. Reizt es Sie nicht, einmal einen DEL-Platzhirsch zu trainieren oder in der NHL?

    Mitchell: In der NHL zu arbeiten ist mein Traum. Ob es realistisch ist, ist eine andere Frage. Aber es wäre auch großartig, in Augsburg eine Mannschaft zu trainieren, die aufgrund ihres Etats realistische Titelchancen hat. Wenn man jetzt von knapp vier Millionen Euro ausgeht, dann bräuchte man 25 Prozent mehr.

    Welcher Spielertyp waren Sie?

    Mitchell: Ich war der typische Torjäger, mit dem Zurücklaufen hatte ich es nicht so. Allerdings war damals der Druck auf die Ausländer viel größer als heute. Wir wurden nur an den Toren gemessen. Ich würde mir wünschen, die Ausländer heute würden nur einen Bruchteil dieses Drucks empfinden. Sie sind viel zu schnell zufrieden.

    Was war Ihr größter Moment als Spieler?

    Mitchell: Die Zweitliga-Meisterschaft mit dem ESC Wedemark in meiner ersten Saison als Deutscher.

    Probleme mit der deutschen Mentalität

    Sie sind in Zweibrücken geboren, sind zurück nach Kanada gegangen und wieder nach Deutschland gekommen. Hatten Sie damals vor, so lange hier zu bleiben?

    Mitchell: Ich bin 1988 mit 21 Jahren wieder nach Deutschland gekommen und lebe inzwischen insgesamt 27 Jahre hier. Ich fühle mich sehr wohl, wenngleich ich mit der Mentalität manchmal Probleme habe. Für die Deutschen ist das Glas meistens halb leer. Die Kanadier denken da positiver.

    Als Spieler muss man trainieren und dann ist es gut. Wie viele Stunden pro Tag beschäftigen Sie sich als Trainer mit Eishockey?

    Mitchell: Viel zu lange. Manchmal sitze ich mit meiner Lebensgefährtin am Tisch. Wir reden über ihren Job oder über etwas anderes, aber in Wirklichkeit denke ich über die Zusammenstellung meiner Sturmreihen nach. Ansonsten ist Golf mein großes Hobby, und da kann ich gut abschalten.

    Wenn Sie nervös sind, trinken Sie hinter der Bande Wasser. Wie viele Flaschen sind es pro Spiel?

    Mitchell: Drei Flaschen mit je einem halben Liter. Ich bemühe mich, täglich rund drei Liter Wasser zu trinken. Irgendwie muss man seine Nervosität bekämpfen. Früher habe ich Kaugummi gekaut, aber irgendjemand hat mir gesagt, dass das nicht so intelligent aussieht. In der NHL gab es einen Coach, der Eiswürfel gelutscht hat. Aber im alten, kalten Curt-Frenzel-Stadion auch noch Eis zu lutschen – keine tolle Idee.

    Was macht Larry Mitchell in sechs Jahren, also im Dezember 2019?

    Mitchell: Am liebsten wäre ich Cheftrainer der Toronto Maple Leafs in der National Hockey League. Aber mit den Augsburger Panthern eine Mannschaft zu trainieren, die mit dem Saisonetat zu den besten sechs Mannschaften der Liga zählt, wäre auch eine gute Option.

    Die Fragen stellten Peter Deininger und Milan Sako.

    Die Panther empfangen heute Abend im Curt-Frenzel-Stadion um 19.30 Uhr die Kölner Haie. Die zuletzt verletzten Spieler Peter MacArthur und André Reiß sind dabei.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden