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Augsburg: So geht es Kanufahrer Tasiadis nach dem Tod seiner Freundin

Augsburg

So geht es Kanufahrer Tasiadis nach dem Tod seiner Freundin

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    Beim Kanutraining kann Tasiadis gedanklich wegtauchen – drei Monate nach dem Tod seiner Freundin Claudia Bär.
    Beim Kanutraining kann Tasiadis gedanklich wegtauchen – drei Monate nach dem Tod seiner Freundin Claudia Bär. Foto: Fred Schöllhorn

    Es gibt Stunden im Leben von Sideris Tasiadis, in denen er nicht so motiviert ist. Aber dann hat der 25-jährige Slalomkanute jene Stimme im Ohr, die ihm über Jahre so vertraut war. „Mach’ alles dafür, dass Du deine Ziele erreichst.“ Seine Freundin Claudia Bär hat das zu ihm gesagt.

    Der Olympiazweite im Canadier-Einer und die frühere Kajak-Europameisterin waren ein eingespieltes Team, in dem der eine von der Stärke des anderen profitierte. Doch seit Ende September „fehlt ein Teil des Puzzles, deshalb wird das Weihnachtsfest für mich nicht leicht“, gibt Tasiadis zu.

    Ende September ist Claudia Bär an einer Lungenentzündung gestorben. Zwei Jahre lang hat die zierliche Person tapfer die Nebenwirkungen einer Leukämiebehandlung ertragen. „Es gab schöne Tage, aber auch sehr schwierige, in denen sie sehr gelitten hat“, so Tasiadis. „Ich war manchmal ganz schön am Rotieren. Da habe ich manchmal nach dem Training eine Auszeit genommen, und ein Bierchen getrunken. Irgendwie ging es immer weiter.“ Die Familie von Claudia und seine Eltern haben ihm Halt gegeben, auch die Feiertage verbringt er mit diesen Vertrauten.

    Tasiadis Freundin ist an einer Lungenentzündung gestorben

    Die Krankheit der Freundin bestimmte sein Leben. Um ihr nahe zu sein, hat Tasiadis auf die Weltmeisterschaft 2014 in den USA verzichtet. Als er in diesem Jahr zur WM nach London aufbrach, lag Claudia bereits in der Klinik. „Im Training konnte ich mit der Situation fertig werden, aber im Wettkampf kamen immer wieder diese Gedanken: Wie geht es Claudia jetzt wohl?“

    Tasiadis fühlte sich körperlich fit und war doch nicht ganz bei der Sache. Der olympische Silbermedaillengewinner von London 2012 musste sich 2015 auf derselben Strecke mit Rang 20 begnügen. Das Halbfinale war Endstation. Eine Woche nach seiner Rückkehr aus England starb die Freundin. „Der Monat danach war hart.“ Der Kanute muss sich an die Situation gewöhnen – auch daran, dass er mehr oder weniger intensiv mit den Erinnerungen konfrontiert wird. Auch die Hündin Milou trauerte wochenlang.

    Der Alltag verschaffte Tasiaidis Ablenkung. Als angehender Polizist muss er im Winter in Dachau seine Ausbildung machen und im Wildwasser die Grundlagen für die neue Saison leben. „Deshalb bin ich noch nicht im Wettkampfmodus.“ Das frühe Aus beim vorolympischen Rennen in Rio de Janeiro hat ihn deshalb nicht sonderlich getroffen.

    Ihm ging es mehr darum die Verhältnisse in Südamerika kennenzulernen. „Aus dem künstlichen Kanal lässt sich mit dem richtigen Einbau von Hindernissen eine anspruchsvolle Strecke machen. Das wird allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen.“

    Brasilien war eine "komplett andere Welt"

    Brasilien war für den Canadierfahrer aus Kissing von den Augsburger Kanu-Schwaben „eine komplett andere Welt“. Die Copacabana sei schön, aber nachts in der Nähe der Armutsviertel habe selbst er als kräftiger Leistungssportler Angst bekommen. „Da steht an jeder Ecke ein Polizist mit dem Gewehr im Anschlag.“

    Zu Beginn des Olympiajahrs 2016 fliegt Tasiadis zweimal für 14 Tage zum Training in die Vereinigten Arabischen Emirate. Beim ersten Mal sind Bundestrainer Sören Kaufman und die Schwaben-Kanuten Florian Breuier sowie Leo Bolg dabei. „Die meisten Paddler sind vier Wochen in Australien. Das wäre nichts für mich, Ich würde da einen Koller bekommen.“

    Mitte April fällt in den vier Qualifikationsrennen in Augsburg und Markkleeberg die Entscheidung über die deutsche Olympiamannschaft. Sideris Tasiadis kennt das Prozedere. Nur die Allerbesten in jeder Bootskategorie dürfen zu Olympia.

    Mit dem Leipziger Franz Anton, der 2014 in den USA WM-Bronze gewann und in diesem Jahr besser platziert war als der Schwabenkanute, gibt es einen ernsthaften Konkurrenten. „Mit Ausnahme der Weltmeisterschaft hatte ich ihn im Griff“, findet der Augsburger Spezialist mit dem Stechpaddel. Das will er im nächsten Jahr wieder beweisen, auch wenn sein größter Fan an der Strecke für immer fehlen wird.

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