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Anschlag: Explosionen lösen im Fußball Schock aus

Anschlag

Explosionen lösen im Fußball Schock aus

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    Marc Bartra
    Marc Bartra

    Es dauerte einige Momente, bis die Leute im Stadion verstanden hatten, dass es keinen Grund gab, wütend zu sein, dass sie vielleicht sogar froh sein konnten. Im ersten Affekt hatten viele Besucher gepfiffen, als ihnen um 20.32 Uhr mitgeteilt wurde, dass das Spiel von Borussia Dortmund gegen den AS Monaco an diesem Abend nicht stattfinden würde.

    Denn wenige Minuten, nachdem der Mannschaftsbus des BVB sich um 19.15 Uhr vom Hotel L’arrivée auf den Weg zum Stadion gemacht hatte zum großen Champions- League-Viertelfinale gegen den AS Monaco, „waren drei Sprengsätze ausgelöst worden“, die in einer Hecke am Wegesrand platziert waren, berichtete Hans-Joachim Watzke. Doch offenkundig ist der unmittelbar hinter der Hoteleinfahrt verübte Anschlag noch halbwegs glimpflich verlaufen, nur der Verteidiger Marc Bartra sei leicht an der Hand verletzt worden, erzählte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Alle anderen kamen mit dem Schrecken davon. „Ich saß in der hintersten Reihe neben Marc

    Das Spiel wurde daraufhin in Absprache mit den Gästen aus dem Fürstentum und dem Europäischen Fußballverband Uefa auf den heutigen Mittwoch verlegt, Anpfiff soll um 18.45 Uhr sein.

    Über die Hintergründe des Anschlages mochte an diesem Abend erst einmal niemand spekulieren, und auch im Stadion wurden die spontanen Pfiffe schnell von einem verständnisvollen Applaus übertönt. „Wir sind natürlich geschockt“, sagte Watzke, der selber nicht mit im Bus war und dem Publikum im Stadion versicherte, dass sich die Explosionen „weit von hier weg“ ereignet haben. Die rund 60000 Menschen im Stadion waren offenbar zu keinem Zeitpunkt gefährdet und machten sich besonnen auf den Heimweg. Zuvor hatten die Gäste aus Monaco lautstark ihre Solidarität mit dem BVB bekundet, als sie von dem Anschlag erfuhren. „Dortmund, Dortmund“, riefen sie Zuschauer im Gästeblock, jenseits des Schocks wehte dieses für solche Situationen typische Gefühl der Solidarität durch das Stadion.

    Nur als Watzke berichtete, dass die Partie am heutigen Mittwoch bereits um 18.45 Uhr und nicht wie üblich um 20.45 Uhr angepfiffen werde, „um nicht mit dem Spiel der zweiten deutschen Mannschaft im Wettbewerb zu kollidieren“, pfiffen einige Leute. Dass ihnen in dieser Situation der FC Bayern in die Quere kommt, passte vielen Dortmundern natürlich nicht. Laut Informationen der Bild wurde der Mannschaftsbus der Münchner noch gestern Abend zu einem bewachten Polizeiparkplatz gebracht.

    Der Abend hinterlässt große Verunsicherung. Denn nach diesem ersten tatsächlich ausgeführten Anschlag auf ein Fußballspiel in Deutschland müssen sich viele Fans fragen, ob ihr Spiel nun auch hier zum Ziel von Bombenterror wird. Beruhigend aber wirkte Watzke, als er das „professionelle Krisenmanagement“ aller Beteiligten lobte. Die Polizei habe versichert, dass für die Menschen im Stadion keine Gefahr bestehe. Watzke lobte zudem die Leute für ihre Besonnenheit.

    Der Mannschaft im Bus half das aber auch nicht weiter. Zwei der drei Explosionen haben offenbar Beschädigungen an dem Fahrzeug hinterlassen, weiter hinten, wo Marc Bartra saß, und vorne im Bereich der Trainerplätze. Thomas Tuchel sei „auch geschockt“ gewesen, sagte Watzke, „weil eine der Explosionen auf seiner Seite war“.

    Wie die Mannschaft nur einen Tag nach diesem Erlebnis ein gutes Fußballspiel absolvieren soll, vermochte da erst mal niemand zu sagen. Die Spieler sollten „versuchen, das in irgendeiner Weise zu kanalisieren, um einigermaßen wettbewerbsfähig zu sein“, riet der Geschäftsführer den Profis, während BVB-Präsident Reinhard Rauball erklärte, er sei „der Ansicht, dass die Spieler in der Lage sind, das wegzustecken“. Darüber hinaus hoffe er, „dass die Mannschaft spürt, dass eine große Solidarität da ist“. Ob es den vielen jungen Spielern tatsächlich gelingt, eine positive Energie aus dem schrecklichen Erlebnis zu ziehen, hängt aber sicher auch davon ab, was in den Stunden vor der Partie über die Hintergründe des Anschlags bekannt wird. Wenn sie sich auch weiterhin bedroht fühlen müssen, sind das natürlich denkbar schlechte Voraussetzungen für ein freudvolles Fußballspiel, zu dem dieses Viertelfinale eigentlich werden sollte.

    Wo die Mannschaft die Nacht verbringen würde, mochten die Dortmunder aus Sicherheitsgründen nicht verraten, allerdings kam irgendwann doch noch eine Nachricht aus dem Kreis der Spieler auf. Alexander Isak, der erst 17-jährige Schwede, twitterte, dass die Verletzung des Spaniers Marc Bartra nicht allzu schwer sei. Und das war immerhin ein kleiner Lichtblick an diesem düsteren Abend, der ganz sicher noch lange nachwirken wird.

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