An Raúl ist alles filigran. Sein Körper, sein Verhältnis zum Ball, seine Tore. Raúl-Treffer sind oft genug hohe Kunst. Feinste Drahtwerke, voll überbordender Kreativität. Den meisten seiner Treffer fehlt Wuchtiges und Brachiales. Raúl ist weder Sprinter noch Kopfballungeheuer, kein Robben und kein Ribéry.
Raúl: Der Ball ist sein Freund
Wie aber hat es dieser schmächtige Kerl zu einem der besten Stürmer der Welt gebracht, zum erfolgreichsten Torschützen in der Champions League (71 Tore)? Durch das absolute Gefühl für Ball, Raum und Zeit. Intuitiv macht er sich im einzig richtigen Moment auf den Weg. Der Ball ist sein Freund. Eine Beziehung aus Abstand und Nähe, die für Verteidigerbeine wenig Raum lässt. Raúl ist ein Frühberufener, der mit 17 Profi wurde.
Der jüngste Erstligaspieler bei Real Madrid
Bis heute ist er in der Geschichte von Real Madrid der jüngste Erstliga-Spieler. Als er nach 102 Länderspielen (44 Tore) und 18 Jahren im Trikot von Real für das weiße Ballett nicht mehr gut genug war, griff Schalke zu. Der Star war den Königsblauen ein Jahresgehalt von fünf Millionen Euro wert. Zwei Millionen legten die Madrilenen drauf, dafür, dass sie ihn losgeworden waren.
Derartige Geschäfte laufen unter der Überschrift: „Altstar sahnt ab.“ Im Pott, wo das Herz des Fußballs heftiger schlägt als sonst wo, wäre der Spanier mit dieser Einstellung gescheitert. Stattdessen aber wurde er auf Schalke zum Publikumsliebling. Ein Weltstar ohne Eskapaden und Allüren. Ein fünffacher Familienvater, verheiratet, offen und liebenswert. Vor allem aber ein bestaunenswerter Filigran. Gerne hätte ihn der Klub ein weiteres Jahr behalten. Raúl aber hat sich anders entschieden. Die Bundesliga wird ihn vermissen.
Raúl in der Augsburger SGL-Arena
Raùl Blanco Gonzales ist dort nur noch dreimal zu sehen. Als nächstes am Sonntag in Augsburg. Wenn der FC Schalke in der SGL-Arena spielt, wird der Spanier wieder seine feinen Drähte ziehen, ganz im Einklang mit Ball, Raum und Zeit.