Angesichts des Wirbels um die erst groß angekündigte und dann schmählich abgesagte europäische Milliarden-Super-League geriet die Fußball-Bundesliga am Dienstag und Mittwoch beinahe in den Hintergrund.
Mit dem Abstieg des FC Schalke 04 ist die erste Entscheidung der Saison gefallen. Die zweite könnte am Samstag folgen. Dann hat Bayern München die Chance, sich schon am 31. Spieltag zum neunten Mal in Serie als Meister feiern zu lassen.
Feiern möchte gern auch der VfL Wolfsburg, wenn er mit einem Sieg gegen Borussia Dortmund den Champions-League-Platz so gut wie sicher haben sollte. Doch beim BVB ist die Hoffnung auf die Königsklasse zurück. Werder Bremen - lange Zeit von Abstiegssorgen befreit - steckt indes plötzlich wieder im Kampf ums sportliche Überleben.
TITELENTSCHEIDUNG: Am Samstag ist es soweit - zumindest wenn es nach den Plänen des FC Bayern geht. Die Münchner wollen mit einem Sieg beim FSV Mainz 05 die neunte Meisterschaft am Stück perfekt machen. 31 Titel insgesamt und 30 davon zu Bundesliga-Zeiten - letzteres bringt den fünften Stern. Dazu soll die Jagd von Robert Lewandowski, der wegen einer Knieverletzung zuletzt vor einem Monat für die Bayern zum Einsatz kam, fortgesetzt werden. 35 Tore hat der Pole auf dem Konto, die Bestmarke von Gerd Müller liegt bei 40 Treffern.
KAMPF UM EUROPA: Beim BVB ist die Hoffnung auf ein Happy End im Kampf um einen Champions-League-Platz zurück. Nach zuletzt drei Siegen in Serie geht der Tabellenfünfte (52 Punkte) mit Zuversicht in die Partie beim Dritten aus Wolfsburg (57). "Wir wollen den Abstand zu Wolfsburg auf zwei Punkte verringern. Genauso müssen wir dieses Spiel annehmen und brauchen eine extrem gute Leistung", sagte Trainer Edin Terzic. Mit einem Sieg könnte der Revierclub im Idealfall den Abstand zum Vierten aus Frankfurt (56) auf nur einen Zähler reduzieren. Das setzt allerdings voraus, dass der Sechste aus Leverkusen (47) im Duell mit den Hessen Schützenhilfe leistet. Sollten die Frankfurter und die Wolfsburger gewinnen, haben sie schon einmal ihre Europapokal-Teilnahme sicher.
ABSTIEGSKAMPF: Nach sechs Niederlagen am Stück steckt auch Werder Bremen wieder tief im Abstiegskampf. Der Vorsprung auf Platz 16 beträgt zwar noch vier Punkte, Hertha BSC hat allerdings auch zwei Spiele weniger ausgetragen. Anders als die komplette Konkurrenz im Tabellenkeller wollen die Bremer aber nicht den Trainer wechseln. Wie in der Vorsaison halten die Bosse fest zu Florian Kohfeldt, der Werder in der Vorsaison in der Relegation rettete. Doch die Stimmung an der Weser ist nach dem Aufstellen des Negativrekords stark getrübt, während Köln, Bielefeld und Mainz zuletzt punkten konnten und mit frischem Selbstvertrauen in den Schlussspurt gehen.
KOLLAPS DER SUPER LEAGUE: Die Aufschrei bei Fans, Spielern, Verbänden und der Politik war groß, nachdem zwölf Top-Clubs aus Europa ihre Pläne für die Super League in der Nacht zum Montag vorgestellt hatten. Ebenso erstaunlich war, wie schnell der Proteststurm binnen 48 Stunden die Pläne - zumindest vorerst - hinweggefegt hatte. Ein Club nach dem anderen zog sich vom Milliarden-Projekt zurück. Deutsche Vereine waren ohnehin nicht dabei. Bayern München und Borussia Dortmund hatten früh deutlich gemacht, die Konkurrenzveranstaltung zur Champions League abzulehnen.
SCHALKE: Auch wenn der vierte Abstieg der Königsblauen nun sicher ist, bleibt beim Revierclub vieles unklar. Die Ereignisse aus der Abstiegsnacht - frustrierte Fans attackierten die Profis - müssen aufgearbeitet werden. Und wie es beim Projekt Neuanfang in Liga zwei weitergeht, ist ziemlich offen. Welches Personal bleibt, wer muss gehen? Wie steht es um die Finanzen? Diese Fragen werden die Schalker in ihren vorerst letzten Bundesliga-Wochen begleiten. Zumindest an diesem Wochenende gibt es aber eine Verschnaufpause, weil das Heimspiel gegen Hertha BSC wegen der Corona-Quarantäne beim Hauptstadtclub verschoben wurde.
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