Mehr Showdown geht kaum. Als Sebastian Schuppan in der dritten Minute der Nachspielzeit den Ball auf den Elfmeterpunkt legte, war klar: Dies ist der entscheidende Schuss der Saison. 2:0 hatte der FC Ingolstadt bei 1860 München gewonnen, 1:2 lagen die Würzburger Kickers gegen den Halleschen FC zurück. Würzburg brauchte einen Punkt für den direkten Aufstieg in die zweite Bundesliga. Die erste Chance hatten die Kickers beim 1:5 bei Viktoria Köln kläglich vergeben. Und jetzt drohte die nächste Pleite. Bis Schuppan kam. „Es war klar, dass ich schieße“, erzählte er später.
Als der Ball im Netz einschlug, brachen alle Dämme. Zuschauer sind weiterhin ausgesperrt, die Gefühle explodierten trotzdem. Alle, wirklich alle Würzburger, samt derer, die gar nicht zum Kader gehörten, stürmten von der Tribüne aufs Feld. Ein Menschenknäuel begrub Schuppan. Dass der Handelfmeter fragwürdig war, spielte keine Rolle mehr.
Schuppan ist nun zum fünften Mal in seiner Karriere aufgestiegen, einmal in Liga eins (mit Cottbus), bereits zum vierten Mal in die zweite Bundesliga (Paderborn, Dresden, Bielefeld, Würzburg). Es war der letzte Torschuss in Schuppans Karriere gewesen. Spät am Abend sollte sich das gesamte Team auf dem Feld versammeln, um den 33-Jährigen mit Videobotschaften auf der Stadionleinwand zu verabschieden.
Während der Corona-Pause entwickelte sich ein Gefühl
Dieser Aufstieg mit Würzburg war nicht nur für den Kapitän etwas Besonderes. Die Kickers waren als Außenseiter in die Saison gestartet, mussten nicht aufsteigen. Während der Corona-Zwangspause machte sich bei ihnen aber ein Gefühl breit. Wenn es wieder losging, könnten sie es tatsächlich noch schaffen. In neun Geisterspielen schossen sie hoch von Platz elf auf Rang zwei. „Es war eine Mentalitätsleistung“, stellte Präsident Daniel Sauer fest: „Der Zusammenhalt im Verein war der Schlüssel. Anders ist es nicht zu erklären, dass wir mit diesen Voraussetzungen aufsteigen.“ Als er das sagte, standen unten auf dem Parkplatz am Dallenberg ein paar Hundert Fans und ließen die Mannschaft, die sich auf der Stadiontreppe hinter der Gegengerade versammelt hatte, hochleben. Und einen Mann feierten die Anhänger besonders: Trainer Michael Schiele, den Aufstiegsmacher. „Heute abend nicht“, sagte Sauer auf die Frage, ob, wann denn nun festgelegt werde, wer in er kommenden Saison als Cheftrainer wirkt.
Trainer- und Stadionfrage müssen geklärt werden
Felix Magath, der womöglich entscheidende Mann in dieser Frage, schickte – zusammen mit seinem Assistenten Christian Ortlepp – per WhatsApp einen Glückwunsch. Beide präsentierten das offizielle Aufstiegs-T-Shirt. Vor Ort war der Fußball-Chef von Investor Flyeralarm nicht. Er schickte die Grüße aus Österreich, wo der FC Flyeralarm Admira Wacker Mödling sich durch in 0:0 bei er WSG Tirol den Klassenerhalt in der Bundesliga sicherte. „Natürlich hat Felix einen Anteil an diesem Erfolg“, so Sauer. „Wer so viel Erfahrung und Kompetenz in einen Verein hereinbringt, der hilft natürlich. Es ist immer ein qualitativ hochwertiger Austausch mit ihm.“ Seit Januar ist Magath beim Kickers-Investor tätig. Seitdem liegt auch die Vertragsverlängerung mit Schiele auf Eis.
Nicht nur sportlich müssen nun Entscheidungen fallen. In der kommenden Saison wird Würzburg noch im alten Stadion spielen dürfen, auf Dauer braucht der Verein ein neues Zuhause. Sauer: „Es ist extrem entscheidend, dass wir mit dem Stadionprojekt voran kommen. Und da zählt nur Schwarz auf Weiß. Da brauchen wir Nachweise.“
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