Eine 20-minütige Unterbrechung, jubelnde Fans auf dem Rasen und ein großes Polizeiaufgebot: Fortuna Düsseldorf kehrt nach 15 Jahren quälender Wartezeit unter chaotischen Umständen in die Fußball-Bundesliga zurück. Hertha BSC hingegen stürzt zum sechsten Mal in die Zweitklassigkeit ab. Die Düsseldorfer feierten dank eines Nerven aufreibenden 2:2 (1:1) im Relegations-Rückspiel ihren fünften Aufstieg in die "bel étage" und verdarben damit Otto Rehhagels Berliner Rettungsmission.
Überschattet wurde die Partie aber vor allem von Chaos in der Schlussphase, als Fans aufs Feld stürmten und für eine rund 20-minütige Unterbrechung sorgten. Selbst Spieler der Teams gerieten aneinander. "Nach dem Abpfiff war es ein bitterer Moment. Aber so ist es, die Fans sind einfach nicht zu bändigen", sagte Düsseldorfs Vorstand Sport Thomas Allofs. "Gott sei dank ist es gut ausgegangen. Da müssen künftig noch neue Sicherheitskonzepte überlegt werden."
Hellmut Krug, der Schiedsrichterchef bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) zollte dem Unparteiischen Wolfgang Stark ein großes Kompliment, dass er das Spiel noch beendete. "Das war eine Eskalation, wir können froh sein, dass es so glimpflich ausgegangen ist", sagte Krug.
Vor 51 000 Zuschauern am Dienstagabend in der ausverkauften Esprit-Arena trafen für die Heimelf Maximilian Beister nur 25 Sekunden nach dem Anpfiff und Ranisav Jovanovic (59.); Änis Ben-Hatira (22.) und Raffael (85.) waren für Hertha erfolgreich. Ben-Hatira sah wegen wiederholten Foulspiels noch Gelb-Rot (54.).
Das Hinspiel im Berliner Olympiastadion hatte Fortuna bereits mit 2:1 für sich entschieden. Der 73-jährige "König" Otto erlebte nun in seinem wohl letzten Bundesligaspiel als Trainer bittere Momente.
"Ich bin erschüttert, was abgelaufen ist. Die Fans hatten einen Pfiff von Schiedsrichter Stark falsch als Abpfiff interpretiert", sagte Düsseldorfs Manager Wolf Werner. "Unschön war, dass Hertha-Spieler versucht haben, einen Spielabbruch zu provozieren." Zudem sei Verteidiger Assani Lukimya von Herthas Christian Lell böse beleidigt worden. Lell sagte: "Wir suchen keinen Sündebock. Die einzigen, die erstligareif waren, das waren unsere Fans."
"Das ist einfach nicht schön", meinte Fortunas Jens Langeneke zu den wilden Szenen am Ende. Andreas Lambertz sagte: "Das war so nervenaufreibend, ich bin froh, dass es vorbei ist. Das war das packendste Finale, das ich je erlebt habe." Lambertz ist der erste Profi, der aus der 4. Spielklasse (Oberliga Nordrhein) mit einem Verein bis in die 1. Liga aufsteigt.
Aufstiegseuphorie gegen Abstiegsangst? Düsseldorfs Trainer Norbert Meier vertraute seiner Berliner Startelf um den starken Thomas Bröker. Rehhagel dagegen baute dreimal um: Für Fabian Holland, Fanol Perdedaj und Patrick Ebert rückten André Mijatovic, Ronny und Nikita Rukavytsya in die Startformation. Kobiaschwili begann als Linksverteidiger, um insbesondere Bröker im Zaun zu halten.
Dann der Raketenstart der Fortuna: Der ausgeliehene Beister, der zum Hamburger SV zurückkehrt, traf mit einem fulminanten Linksschuss aus rund 25 Metern - sein zwölftes Saisontor. Ken Ilsø hatte an der Mittellinie vorgelegt und damit rot-weiße Jubelarien eingeleitet.
Vor den Augen etwa von DFB-Boss Wolfgang Niersbach und Düsseldorfs Edel-Fan Campino von den Toten Hosen fing sich Hertha aber schnell - Fortuna verlegte sich aufs Kontern. Dem Schock ließ Rukavytsya (7.) einen Warnschuss folgen. Eine Viertelstunde später besorgte Ben-Hatira nach einem Freistoß von Ronny den verdienten Ausgleich per Kopf - Tobias Levels konnte den Außenstürmer nicht stören.
Von der "Esprit-Dominanz" der Fortuna, die von den vorhergehenden 31 Heimpartien saisonübergreifend nur eine verloren hatte, war zunächst wenig zu sehen; Berlin mangelte es jedoch gegen die solide Düsseldorfer Abwehr an Zielstrebigkeit. Kurz vor dem Seitenwechsel aber gute Chancen: Beister (38.) läuft Roman Hubnik davon und scheitert aus elf Metern an Hertha-Keeper Thomas Kraft; auf der Gegenseite hält Michael Ratajczak einen Linksschuss von Ronny (43.).
Der zweimalige DFB-Pokalsieger Düsseldorf startet auch in die zweite Hälfte energisch. Wieder der agile Beister (48.) - der aber diesmal aus 16 Metern über den Kasten schießt. Der für Ilsø eingewechselte Jovanovic hat elf Minuten später mehr Erfolg: Eine herrliche Bröker-Flanke nickt er zum 2:1 ein. Kurz darauf unterbricht der umsichtige Referee Stark vorübergehend die Partie: Aus dem Hertha-Fanblock fliegen Feuerwerkskörper auf den Rasen - Polizeikräfte formierten sich danach.
Gegen dezimierte Berliner zog sich Fortuna wieder zurück und konzentrierte sich auf Konter. Aus elf Metern verpasste Adam Matuschyk (81.) einen weiteren Treffer für Düsseldorf. Dann erhöhte Herthas Spielmacher Raffael die Spannung in der Schlussphase. Kurz vor dem Schlusspfiff chaotische Szenen: Stark unterbricht erneut die Partie, weil Fans in Massen auf den Rasen stürmen - Spieler beider Mannschaften flüchten in die Katakomben, vorübergehend herrscht Ratlosigkeit. dpa