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1860 München: Geldgeber auf Tour: Warum 1860-Investor Hasan Ismaik in Karlshuld war

1860 München

Geldgeber auf Tour: Warum 1860-Investor Hasan Ismaik in Karlshuld war

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    Etwa zwei Stunden lang stellte sich der Investor den Fragen der Fans.
    Etwa zwei Stunden lang stellte sich der Investor den Fragen der Fans. Foto: Nicolas Friese

    Um 19.41 Uhr ist in Karlshuld bei Neuburg an der Donau noch keine Spur von Hasan Ismaik zu sehen, obwohl er angekündigt hatte, es solle am Montagabend um "18.60" Uhr losgehen. Vor der Klosterwirtschaft warten viele schon ungeduldig auf den Mann, der den Verein wieder zu alter Stärke führen soll. Denn bei 1860 München ist die Stimmung angespannt, das merkt man: Den Löwen-Fans geht langsam die Geduld aus, vereinsinterne Auseinandersetzungen prägen seit Jahrzehnten den Alltag des Klubs. Mitten drinnen der arabische Löwe, Hasan Ismaik, dessen Bodyguards um 19.50 Uhr Karlshuld erreichen. Zwei Personenschützer stellt der Verein, zwei nimmt Ismaik selber mit. Der Investor tingelt gerade durch ganz Bayern und von Fanklub zu

    Seit 13 Jahren ist Hasan Ismaik Investor bei den Löwen, seit 13 Jahren ist seine Einflussnahme im Verein umstritten. Die erste Saison 2011/12 unter Ismaik endet auf Platz sechs der zweiten Liga, trotz allerlei Versprechen vonseiten Ismaiks, den Verein in die erste Bundesliga zurückzuführen. Es war nur ein kleiner Vorgeschmack auf den Wahnsinn, den die kommenden Jahre mitbringen werden. Ismaik, das betont er immer wieder, hat Großes vor: Während der Investor in der Saison 2015/16 von einem eigenen Stadion mit angebundenem Löwen-Zoo träumt, kann der Verein in der zweiten Liga gerade so die Klasse halten. Im Jahr danach überlässt man ihm freie Hand, auch bei der Kaderplanung. Prompt scheitern die Löwen in der Relegation gegen Regensburg, rutschen zwei Ligen runter und müssen sich ein Jahr lang im Regionalliga-Alltag zurechtfinden.

    Bei seiner Ankunft wurde der Investor von Fans und vom 1860-Aufsichtsratsvorsitzenden Saki Stimoniaris (links) begrüßt.
    Bei seiner Ankunft wurde der Investor von Fans und vom 1860-Aufsichtsratsvorsitzenden Saki Stimoniaris (links) begrüßt. Foto: Nicolas Friese

    Hasan Ismaik möchte Jürgen Klopp zu 1860 München holen

    Seit der Saison 2018/19 dümpelt der Verein – mal mehr, mal weniger erfolgreich – in der dritten Liga herum. Einige Jahre lang verschwindet der Investor von der Bildfläche, lässt sich nur selten blicken und entwickelt sich in Ultra-Kreisen immer mehr zur Persona non grata. Nun ist er wieder zurück und so präsent wie lange nicht mehr. Es scheint, als kämpfe er jetzt wieder um sein Investment, weswegen er auch in Karlshuld ist. Kaum aus dem Auto ausgestiegen, belagern ihn Fans, bitten um ein Foto und begrüßen ihn. Immer an der Seite Ismaiks ist sein Dolmetscher, denn Ismaik spricht nur arabisch. Jetzt sitzt also dieser Ismaik, der den Fans unter anderem versprach, man werde Jürgen Klopp als Trainer einstellen, sobald die Löwen in der Bundesliga spielen, in der Klosterwirtschaft Karlshuld. Von Jordanien bis in den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: Der Mann, dem fast 60 (sechzig) Prozent der Löwen-Aktien gehören, meint es ernst. Etwa 90 Leute sind gekommen, kaum sitzt der Investor in der Wirtschaft, hagelt es Fragen aus dem Publikum. Die wichtigste: "Warum bist du hier, Hasan?"

    "Um euch auf den Wahltag aufmerksam zu machen. Das wird ein großer Tag", antwortet Ismaik. Gemeint ist der 16. Juni, an dem der Verwaltungsrat des Vereins gewählt wird. Mit der jetzigen Führung ist Ismaik unzufrieden, das ist kein Geheimnis. Zwar kann er am Sonntag nicht gewählt werden, er hat aber freilich Vertreter im Rennen, die ihm wohlgesonnen sind und seine Wünsche durchsetzen würden. "Es kann nicht sein, dass nicht alle zur Wahl gehen und dann 300 Leute über die Zukunft des Vereins entscheiden", fügt Ismaik hinzu, das sei antidemokratisch. Immer wieder spielt der Investor mit politischen Vergleichen, sagt, in Deutschland, und damit auch bei der Verwaltungsratswahl der Löwen, müsse man die Demokratie bewahren. Bei den folgenden Fragen schweift er ab, kritisiert die aktuelle Führungsebene durchgehend. "Sie verbieten mir zu träumen", sagt er und fügt hinzu: "Wenn sie 1860 wirklich so lieben wie ich, verlassen sie den Verein." Von einem Vergleich der Führungsebene mit Putin, wie er ihn bei einem anderen Fanklub-Treffen gezogen hatte, lässt Ismaik in Karlshuld (zum Glück) die Finger.

    Für Fotos mit den Fans stand der Investor zur Verfügung.
    Für Fotos mit den Fans stand der Investor zur Verfügung. Foto: Nicolas Friese

    Hasan Ismaik hat bereits 75 Millionen Euro in die Löwen investiert

    Weiter geht es mit Fragen rund um ein potenzielles neues Stadion, um die Abstiegssaison 2016/17 und um Ismaiks Pläne für den Verein. Seine Antworten erhalten Zuspruch, die meisten Fans klatschen laut und scheinen zufrieden mit ihrem Investor zu sein. Nur eine kleine Gruppe provoziert Ismaik immer wieder: Sie fragen nach den Schulden der Abstiegssaison (10 Millionen), wie viel der Investor schon in ihren Verein gesteckt hat ("circa 75 Millionen Euro", sagt Ismaik) und wie viel Geld auf Ismaiks Konto noch für die Löwen übrig bleibt. Auf die letzte Frage antwortet Ismaik, der eigentlich kein Scheich ist, nicht. Kürzlich gab er jedoch bekannt, noch mal 100 Millionen Euro investieren zu wollen. Darauf angesprochen wirkt Ismaik angespannt. Die restlichen Fans werfen den Fragestellern mangelnden Respekt vor und beschimpfen sie. Am Höhepunkt nach fast zwei Stunden muss Ismaik gehen, es warten in München französische Gäste auf ihn, erzählt er.

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