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1860 München: Die Seele der Löwen: mehr Herz als Verstand

1860 München

Die Seele der Löwen: mehr Herz als Verstand

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    Echte Löwen-Fans fühlen sich nur im Grünwalderstadion wohl.
    Echte Löwen-Fans fühlen sich nur im Grünwalderstadion wohl. Foto: Frank Leonhardt dpa/lby (Archivbild)

    Sagen wir mal so: Als Löwen-Fan gehört das schiere Überleben schon zu den größeren Erfolgen der Vereinsgeschichte. Gut, das ist vielleicht ein bisschen wenig, um es auf den Wimpel zu drucken. Andererseits: Da wäre viel Platz. Weil seit ziemlich genau 50 Jahren ist ja in dem Sinne nichts Neues dazugekommen. Wenn man mal von ein paar glorreichen Aufstiegen und mehreren dramatischen Nicht-Abstiegen absieht. Und natürlich von dieser einen Saison, in der wir es in die Champions League geschafft haben. Also fast zumindest. Aber das ist doch auch schon was.

    Und jetzt also Regionalliga. Die Kollegen schreiben von einem beispiellosen Absturz. Freilich. Aber der echte Fan lässt sich im Löwenstüberl an der Grünwalderstraße von einer missmutigen Bedienung noch ein Weißbier bringen und murmelt ein „Ja, mei“ in den Schaum, der in sich zusammenfällt wie die hochfliegenden Pläne vom Scheich. Dass der Hasan Ismaik gar kein richtiger Scheich ist, sondern bloß ein sogenannter Geschäftsmann, passt übrigens gut ins Bild. So ist das halt bei Sechzig: Oft reicht es eben nur zum „fast“.

    Ewiges Chaos und fortgesetzter Dilettantismus

    Für uns Löwen ist Fußball vor allem die Erinnerung an Fußball. An die gute alte Zeit. Und dabei liegt die Betonung stets eher auf dem alt als auf dem gut. Weil so richtig gut war es ja höchstens ein paar Jahre lang. Damals, als der Radi die Meisterschale in den Giesinger Himmel streckte. Damals, als die meisten Anhänger von heute noch gar nicht geboren waren. Ohne das exzessive Ausleben nostalgischer Gefühle ist dieser Verein überhaupt nicht zu erklären. Das ewige Chaos, dieser fortgesetzte Dilettantismus an der Spitze ist vielen Fans inzwischen völlig wurscht, solange sie einfach nur wieder heimdürfen. Heim ins Grünwalderstadion. Der marode Sportplatz ist ein Spiegelbild der Fan-Seele – auch dort ist mit den Jahren einiges kaputtgegangen, auch dort ist Gefühl wichtiger als Verstand.

    Wahre Liebe kennt keine Liga, sagen viele Sechzger jetzt trotzig. Und so werden wir jetzt also die Bolzplätze in Schalding-Heining und Buchbach bevölkern und hoffen, dass nicht zu viele Deppen mitkommen, die schon nostalgische Gefühle entwickeln, wenn sie mal wieder ein Vereinsheim zerlegen können. Wir werden vom Aufstieg träumen und von früher erzählen. Und am Ende werden wir vielleicht doch einfach nur froh sein, überlebt zu haben. Mal wieder.

    Unser Autor war als Sechsjähriger erstmals im Grünwalderstadion. Normalerweise schreibt er über Politik. Heute hat er mal eine Ausnahme gemacht.

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