Dem gegenüber steht das Problem, dass eigentlich niemand in seiner Nachbarschaft mehrere oder größere Deponien haben möchte. Die verfügbaren Verfüll- und Deponiekapazitäten schwinden rasant, die Entsorgungskosten steigen und das Bauen wird für alle teurer. Neugenehmigung und Betrieb eines Recyclingunternehmens sind zwar an verschärfte gesetzliche Bestimmungen gebunden, aber das vorhandene Material – sei es Ziegel, Fliesen, Asphalt, Pflastersteine, Schotter und Kies, Schlacke oder gipshaltige Abfälle – aufzubereiten und wiederzuverwenden, ist eine einfach umzusetzende Lösung.
Und so funktioniert das Baustoffrecycling: Bei den Abbrucharbeiten werden am Anfang nicht-mineralische Materialien aussortiert. Der Bauschutt, zum Beispiel Betonabbruch, Bauschutt oder Straßenaufbruch, wird getrennt und nach den einzelnen Stoffgruppen sortiert. Die Brecheranlage zerkleinert das Material, die gewünschte Körnung kann individuell eingestellt werden. Anschließend kommt der Bruch in die Sieb- und Sortieranlage.
Das so aufbereitete Material wird anschließend durch externe Labore und unabhängige Fachleute beprobt und analysiert. Am Ende ist das Material geprüft, güteüberwacht und zertifiziert. Erst wenn sichergestellt ist, dass Schadstoffe und Fremdmaterial, wie Metall oder Holz, herausgetrennt sind, darf das Recyclingmaterial eingesetzt werden.
Zur Aufarbeitung muss der Bauschutt nicht einmal zwingend in eine stationäre Aufbereitungsanlage gefahren werden. Mobile Brecheranlagen sind, wenn es der Platz erlaubt, direkt vor Ort im Einsatz.
Forschung steht vor Herausforderungen
Eine Herausforderung für Recyclingbetriebe sind neuartige Baustoffe, wie Ziegel mit integriertem Dämmmaterial. Wie dieses Material zukünftig wirtschaftlicher sortiert werden kann, daran arbeitet die Forschung aktuell.
Stefan Schmidmeyer, Geschäftsführer des Verbandes „Baustoff Recycling Bayern“, ist überzeugt: „Zertifizierte Recyclingbaustoffe sind äußerst vielfältig einsetzbar und erfüllen alle einschlägig bekannten bau- und umwelttechnischen Anforderungen der Bauwirtschaft. Aktuelle Beispiele wie der Einsatz von 240 000 Tonnen Frostschutz- und Unterbaumaterial an der A9 (Rastplatz Fürholzen) oder Baumaßnahmen an der A6 zwischen AK Nürnberg-Süd und AK Nürnberg-Ost belegen das.“ Auch Privatleute können aufbereitete Recyclingbaustoffe verwenden, zum Beispiel beim Hausbau zum Hinterfüllen der Baugrube oder als Unterbau für die Terrasse oder Hofeinfahrt. Geprüftes, güteüberwachtes und zertifiziertes Material kann in der Regel ohne Genehmigung eingebaut werden. Ein Antrag oder eine Anzeige muss nicht gestellt werden.
Reinhold Fisel engagiert sich ebenfalls im Verband. Er betreibt in Dillingen ein Recycling- und Transportunternehmen und bereitet seit 2007 Bauschutt auf. Er ist überzeugt von Baustoffrecycling: „Ich denke, dass Kies viel zu schade ist, um ihn überall universell einzusetzen. Das Naturmaterial sollte für hochwertige Projekte verwendet werden. Günstige Recyclingstoffe für Verfüllungen, Hinterfüllungen und im Unterbau einzusetzen macht Sinn.“ Sein Betrieb kommt momentan auf 20 000 Tonnen Material, das recycelt wird. In größeren Betrieben können es 50 000 Tonnen werden. Es ist aber Luft nach oben. Vor allem bei Architektur- und Planungsbüros setzt mittlerweile ein Umdenken ein. Reinhold Fisel betont jedoch: „Für mich gilt: Recycling, vor Verfüllung und vor Deponierung. Doch die Kommunen müssen mit gutem Vorbild vorangehen.“ Und auch der Unternehmer selber hat bei den letzten beiden Erweiterungen seines Betriebes Recyclingbaustoffe für die Verfüllungen verwendet. Die Langzeiterfahrung zeigt hier weder Absenkungen noch andere Nachteile. Baustoffrecycling funktioniert.