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Zwischen Traum und Wirklichkeit

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    Zwischen Traum und Wirklichkeit
    Zwischen Traum und Wirklichkeit

    Sie schnauben und stampfen. Der Kies spritzt. Der Kutscher, den Zylinder tief in die Stirn gezogen, zügelt die Rösser. Der Lakai springt ab, öffnet den Verschlag an der Kutsche und beugt mit gezogenem Dreispitz tief den Rücken vor einem Mann. Einem würdevoll aussehenden, mit Gold behangenen Mann im Hermelinmantel. König Ludwig II. von Bayern. Der Monarch - genauer: Eugen Hander, Vorstand des Historischen Vereins Gundelfingen, der gerne in die Rolle Ludwigs schlüpft - lädt huldvoll in die hochherrschaftlichen Gemäuer des Schlosses zum Interview.

    Eure Majestät, Bayern feiert heuer das 100-jährige Bestehen des Freistaats Bayern. Was sagen Sie als absolutistischer Herrscher zum Konzept der Demokratie?

    König Ludwig II.: Demokratie? Pah, was für ein Unsinn! Was für eine Verblendung! Woher soll denn das Volk wissen, was gut für unser schönes Bayernland ist? Wie schon mein Vorgänger und verehrter Kollege, Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV., sagte: Der Staat bin ich!

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    Foto: Bianca Herker

    Ist dieses Jubiläum also kein Grund für Sie zu feiern?

    König Ludwig II.: Mitnichten. Blicken Sie doch auf die Zeit nach meiner glorreichen Herrschaft. Was kam denn da noch Glanzvolles? Nichts! Düstere Zeiten. Abstrakte Kunst. Ein polternder, flugzeugfliegender Ministerpräsident ohne Hals, Italiener- und C-Promi-Schwemme auf unserem schönen Oktoberfest. Leoparden-Dirndl. Wenn ich da nur an das schöne Haar meiner geliebten Cousine Sissi denke! Keine Contenance, keine Eleganz! Keine Würde! Die Menschen degenerierten zu Lederhosen-Trägern mit Laptop.

    Aber der Glanz des Königreichs Bayern überdauerte.

    König Ludwig II.: Jawohl! Und das war allein mein Verdienst. Was glänzt denn im schönen Bayernland? Meine Schlösser! Meine Kultur! Meine Pracht!

    Da haben Eure Majestät recht: Der heutige Freistaat Bayern gründet seine Beliebtheit bei Touristen zu großen Teilen auf die Schlösser und Prachtbauten Ihrer Königlichen Hoheit. Macht Sie das stolz oder erfüllt es Sie mit Genugtuung?

    König Ludwig II.: Weder Stolz noch Genugtuung. Es war mir absolut klar, dass Bayern von meiner Pracht und Herrlichkeit nur profitieren kann.

    Die bayerischen Ministerpräsidenten werden von den Medien ja gerne in der Nachfolge Ihrer Majestät dargestellt. Was sagen Sie dazu?

    König Ludwig II.: Das ist Majestätsbeleidigung! Was für eine unverschämte Unverfrorenheit! Auf das Schafott mit ihnen!

    Wenn Sie heute auf Bayern blicken. Was würden Sie ändern?

    König Ludwig II.: Ich würde selbstverständlich die Monarchie wieder einführen. Nur ich kann das Land leiten. Nur ich weiß, was das Beste für mein Volk ist. Und dann hätte Bayern endlich wieder einen echten Monarchen, nicht diesen sogenannten König Horst! Die Königstreuen stehen schon parat und wären an meiner Seite. Pracht! Pracht! Pracht! Das ist es, was Bayern braucht.

    Jetzt mal unter uns: Können Sie das Geheimnis um jenen nebulösen 13. Juni im Jahr 1886 lüften? War es Mord?

    König Ludwig II.: Natürlich war es Mord! Ach, ich hatte noch so große, wundervolle Pläne. Ich wollte noch so viel erschaffen. Aber die Politik wollte mich aus dem Weg räumen. Ja, es war Mord.

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