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Urban. Überraschend. Untergrund

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Urban. Überraschend. Untergrund

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    Urban. Überraschend. Untergrund
    Urban. Überraschend. Untergrund Foto: Andreas Langer

    Der Kontrast könnte größer kaum sein. Der Künstler, von der Baggypant bis zur Baseballmütze schwarz gekleidet – und drumherum die geballte Knalligkeit. An den Wänden, auf dem Boden, in den Ecken – überall Leinwände, die vor Farbenfreude nur so strotzen. So schlicht Dominik Widmann sein eigenes Outfit hält, so ausgefüllt und einnehmend sind seine Bilder.

    In einer ehemaligen Metallbauhalle im Osten Krumbachs hat sich der Künstler sein vergleichsweise spartanisches und vergleichsweise kaltes Atelier eingerichtet. Der elektrische Heizlüfter spart sich an diesem Nachmittag für noch kältere Wintertage auf, einen Ofen oder eine Heizung gibt es nicht. Dafür jede Menge Farben, Leinwände und Schallplatten. Zwischen 6000 und 7000, schätzt Dominik Widmann, für den Musik eine ähnlich wichtige Rolle spielt wie Kunst. In den letzten Jahren ist das Pendel immer mehr in Richtung Kunst ausgeschlagen, das schon, aber ohne die Musik wäre Dominik Widmann wohl nie bei der Malerei gelandet.

    Gelernter Sprayer

    Geboren in Krumbach, zog es Widmann 18 Jahre später nach Augsburg. Fachoberschule, Zivildienst und nicht zuletzt Streetart: Widmann lernte Sprayer, DJs und Hiphopaktivisten kennen, legte selbst immer öfter auf, organisierte Partys und wurde fester Bestandteil der Augsburger Untergrundszene. „Musik ist eine Rieseninspiration für mich“, sagt Widmann, der sich hinter den Plattentellern Dominik0911 nennt.

    Von der Musik fand der gebürtige Krumbacher zur Malerei. Schon als Schüler hatte er gerne gezeichnet und mit seinen Eltern immer wieder Ausstellungen besucht („wofür ich ihnen auch sehr dankbar bin“), eine Inspiration waren zudem die abstrakten Gemälde seines mittlerweile verstorbenen Onkels. Doch erst die Augsburger Untergrund-Szene brachte Widmann richtig zur Kunst. 2005 fing er an, zu malen, „2007 wurde es dann intensiv“. In den Jahren darauf folgten die ersten Ausstellungen, für die Widmann damals noch hauptsächlich Collagen einreichte.

    Seit sechs Jahren lebt der mittlerweile 40-Jährige wieder in Krumbach. Mit anderen jungen Künstlern aus der Kammelstadt schloss er sich zum Kollektiv „Die Bildwerfer“ zusammen. Das ist mittlerweile zwar aufgelöst, einvernehmlich, „hat aber riesig Spaß gemacht“, so Widmann. Hinter den Bildwerfern steckten neben ihm seine Künstlerkollegen Tino Baumann, Wabato und Robert Tahedl, gemeinsam brachten sie Malerei, Musik, Graffiti und Videokunst zusammen, organisierten Veranstaltungen, brachten Leben in leer stehende Geschäfte und die Kunst auch auf die Straße.

    Für Dominik Widmann ist das Malen längst zur Sucht geworden. Sieben Tage in der Woche verbringt er im Atelier und in etwa so lange braucht er meist für eine Leinwand. „Für mich ist Malen ein ganz intimer Prozess“, sagt Widmann, „ich will schon auch, dass meine Bilder gesehen werden, aber eigentlich male ich für mich“.

    Nicht leugnen lassen sich die Streetart-Einflüsse in seinen Bildern: Sein Faible für Linien und Farbverläufe, die keinerlei Bruch aufweisen, ist eindeutig von Graffiti inspiriert. „Das Urbane zieht mich an“, bestätigt Widmann. Doch da ist mehr. Da sind Pop Art-Elemente, da ist eine spacige 80er Jahre Weltraumästhetik mit Blöcken, Würfeln und Kanten, da sind Landschaften, die auch dem Science Fiction-Film „Tron“ entstammen könnten. „Zukunftswelten haben mich immer fasziniert“, erklärt Widmann.

    Geschichten erzählen

    Aber da sind mitunter auch Figuren, die zunächst vielleicht wie Fremdkörper in diesen futuristischen Welten wirken. Ein Tubaspieler inmitten eines Farbgewitters, ein Känguru vor einer neonfarbenen Großstadtskyline oder ein Hirsch in einer abstrakten Formenlandschaft – die aber andererseits auch wieder wie ein Wald wirkt und damit wie der natürliche Ort für dieses Tier. In Dominik Widmanns Bildern sind abstrakte Hintergründe oft auch gleichzeitig Landschaften, in denen Geschichten erzählt werden können. Widmann mag auch das Überraschungselement, die Fragen, die eine Figur in solch einer Landschaft beim Betrachter zwangsläufig aufwirft. Und, was noch dazu kommt: „Kunst muss nicht immer todernst sein.“

    Sich treiben lassen

    Oft hat Widmann bei seinen Werken ein Ziel vor Augen. Nicht immer erreicht er es, „aber ich finde es angenehm, mich treiben zu lassen“, sagt der 40-Jährige, „und manchmal auch gegen das zu arbeiten, was man eigentlich machen wollte.“ Immer mal wieder hört er von Betrachtern, dass seine Werke überladen seien, „aber ich mag lebhafte Bilder, in denen viel drin ist“, so Widmann, der aktuell ausschließlich mit Acrylfarben malt. Er habe zwar mit Ölfarben geliebäugelt, aber mit Acryl „gibt es noch vieles, was möglich ist. Da geht noch so viel.“

    O Einen Einblick

    in Dominik Widmanns Werk bietet sein Instagramprofil: www.instagram.com/dominikwidmann0911

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