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Gemeinschaft für Kinder

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Gemeinschaft für Kinder

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    Gemeinschaft für Kinder
    Gemeinschaft für Kinder Foto: SOS-Kinderdorf

    Er hat nie in Dießen gelebt und trotzdem dauerhafte Spuren hinterlassen: Hermann Gmeiner ist es zu verdanken, dass „am Vogelherd“ eine Heimat für benachteiligte Jungen und Mädchen entstand – im SOS-Kinderdorf Ammersee.

    Bis zu seinem Tod blieb Gmeiner dem ersten deutschen SOS-Kinderdorf eng verbunden. Am 9. Juni wird dort der Einzug der ersten Kinder vor 60 Jahren mit einem Tag der offenen Tür gefeiert.

    Die Not der Nachkriegskinder brachte den damaligen Medizinstudenten Gmeiner dazu, sein Leben radikal neu auszurichten. Der Bauernsohn aus Alberschwende im Vorarlberg hatte am eigenen Leib erfahren, wie es ist, als kleines Kind die Mutter zu verlieren. Deshalb litt er mit Kriegswaisen und den Kindern, deren Eltern sich aus Not nicht um sie kümmern konnten.

    Familie statt Schlafsaal

    Die damals üblichen Kinderheime mit ihren sterilen Schlafsälen waren Gmeiner ein Graus. Er wollte den Jungen und Mädchen vielmehr eine Familie geben – mit Geschwistern, einer Mutter und einem Dorf, in dem die Kinder geschützt aufwachsen.

    Im April 1949 gründete er deshalb die „Societas Socialis“ (SOS), bereits im Dezember entstand das allererste SOS-Kinderdorf in Imst. Wenige Jahre später erreichte Gmeiners Idee den Landkreis Landsberg und fiel dort auf fruchtbaren Boden. Denn genau zu dieser Zeit sollte das Kinderheim der katholischen Schwestern in Utting erweitert werden. Nach einem Besuch in Imst entschlossen sich Landrat Dr. Otto Gerbl und der Kreisausschuss, Gmeiner zu unterstützen.

    In Dießen bot man dem Österreicher ein günstiges Grundstück an, dank einer großen Spende konnten bereits 1956 die ersten Häuser dort gebaut werden.

    Bei der Grundsteinlegung am 15. Dezember 1956 war Hermann Gmeiner selbst mit dabei. Kurzzeitig siedelte auch der 1955 in München gegründete Verein SOS-Kinderdorf Deutschland in die Marktgemeinde am Ammersee um. 1957 bezog die erste deutsche SOS-Kinderdorfmutter, Gisela Hockenholz, das erste Familienhaus im SOS-Kinderdorf Ammersee, im Februar 1958 wurde das erste Kind, ein elfjähriges Mädchen, in Dießen aufgenommen.

    In den Anfangsjahren begleitete Gmeiner noch selbst die Ausbildung der Kinderdorfmütter. Eine Mutter der ersten Jahre erinnert sich an seine „starke Ausstrahlung“. „Er war sehr ruhig und zurückhaltend, aber ist von seiner Idee nicht abgewichen, weil er absolut überzeugt von ihr war“, sagt sie.

    Am 7. Juni 1958 weihte Abt Hugo Lang aus Andechs den ersten Bauabschnitt des SOS-Kinderdorfs; Mitte des Jahres gab es bereits sieben SOS-Kinderdorffamilien mit damals je zehn Kindern. Erster Dorfleiter war Jürgen Froelich, ein Weggefährte Gmeiners. Unter seiner Leitung wuchs das SOS-Kinderdorf: 1961 öffnete der erste kleine Kindergarten seine Türen, 1962 waren alle 16 Familienhäuser bewohnt. Drei Jahre später stand das Gemeindehaus samt Saal.

    Kaiserin Farah zu Gast

    Immer wieder waren hochkarätige Besucher zu Gast in Deutschlands erstem SOS-Kinderdorf, darunter Farah Diba, die Kaiserin von Persien, die thailändische Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn oder Karin Stoiber, die eine Patenschaft mit der Fregatte „Bayern“ initiierte.

    Hermann Gmeiner blieb trotz seiner vielen Auslandsreisen für SOS-Kinderdorf ein häufiger Gast am Ammersee. Für die SOS-Kinderdorfmütter wie die Jungen und Mädchen im Dorf waren seine Besuche jedes Mal „Festtage“, erinnert sich die frühere SOS-Kinderdorfmutter. Gmeiner selbst tankte Kraft und neue Ideen am Ammersee.

    1986, als Hermann Gmeiner starb, waren im SOS-Kinderdorf bereits die ersten Familienhäuser erweitert worden. Er erlebte weder den Bau der Kindertagesstätte noch die Errichtung des „Haus Mosaik“ 2011. Aber er wird zumindest in den Gedanken der Besucher dabei sein, wenn am 9. Juni im  SOS-Kinderdorf gefeiert wird.

    Hilfsangebote vor Ort

    In zwölf Familienhäusern werden heute 43 Kinder betreut. In der heilpädagogischen Kinderwohngruppe leben bis zu sechs Kinder und Jugendliche maximal zwei Jahre lang, die aufgrund von größeren Konflikten außerhalb ihrer leiblichen Familie betreut werden müssen.

    Das SOS-Kinderdorf Ammersee ist eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Kindern, Jugendlichen und unterschiedlich ausgebildeten Erwachsenen wie Sozialpädagogen, Heilpädagogen, Verwaltungsfachkräften, Dorfmeister, Auszubildenden, Psycholog(inn)en und Erzieher(innen), die für die Probleme und Sorgen der ihnen anvertrauten Kinder nicht nur ein offenes Ohr haben, sondern qualifizierte Hilfsangebote und verlässliche Strukturen bieten.

    Weitere Infos im Internet: www.sos-kinderdorf.de

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