Andere greifen zu ihren Musikinstrumenten und der Maskenbildner pudert schnell noch die letzten Nasen. Hurtig werden die goldenen Gewänder zurechtgezupft. Dann erhebt sich eine Stimme: „Alle auf ihre Plätze und toi, toi, toi“.
Juliana Kraus weiß noch genau, wie sie das erste Mal aus dem Fenster des Augsburger Rathauses geschritten ist. „Ich war damals 17 Jahre alt und so stolz ein Engel zu sein. In diesem Winter hatte ich lediglich zwei Auftritte – es waren nur kurze Momente und doch waren sie so besonders“, erinnert sich die junge Frau. Heute kümmert sie sich ehrenamtlich um den Ablauf des bekannten Augsburger Engelesspiel. Sie tritt dabei das Erbe des Gründers Fritz Kleiber an und übernimmt eine Aufgabe, derer keine besser gewachsen wäre.
Von klein auf gehört Theater zu ihrem Leben. Bereits als Kind beginnt sie mit Ballett und tritt als Elevin der Städtischen Bühnen auf. Als Kleiber die 17-Jährige fragt, ob sie für eine seiner Produktionen, „Die schönen Augsburgerinnen“, ihr Talent auf der Bühne präsentieren möchte, war ihre Antwort vorprogrammiert. Die Verwandlung zum Engel wurde im selben Jahr besiegelt.