Die Geyerburg nahe des Schwabmünchner Stadtzentrums mutet auf den ersten Blick nicht so geheimnisvoll an - ihre Geschichte ist es aber umso mehr. Sie liegt idyllisch an der Singold, ein kleiner Abzweig des Baches sorgt für den Flair eines Burggrabens. Heute ist sie die Heimat der evangelischen Jugend und dient seit einigen Jahren dem Singoldsand-Festival als Künstlerheim und imposante Kulisse. Dabei war die jüngere Vergangenheit alles andere als heimelig. Denn wohl von 1608 bis in die Nachkriegszeit diente die Geyerburg als Gefängnis.
Bot die Burg dem heiligen Bischof Ulrich Schutz?
Doch viele Legenden ranken sich um die Zeit davor. Lange hielt sich die Sage, dass der heilige Bischof Ulrich in der Geyerburg von seinen Feinden belagert worden sei und nur dank eines geheimnisvollen unterirdischen Ganges fliehen konnte. Viel wurde aufgrund dieser Sage geforscht, dabei auch tonnenweise Schutt und Erde gewälzt, um diesen Tunnel zu finden. Gefunden wurde nichts. Es steht heute fest, dass es nicht die Geyerburg war, die Bischof Ulrich Zuflucht bot. Überliefert ist auch, dass die ursprüngliche Geyerburg nicht viel mit dem quadratischen Bau zu tun hat, der heute noch existiert. Die "Ur"-Burg war nur im Erdgeschoss massiv gefertigt und von einem Wassergraben umgeben. Aus dem Jahr 1441 datiert der Verkauf dieses Anwesens von Ulrich Konzelmann - er hat es geerbt - an das Augsburger Dominikanerinnenkloster St. Katharina für 1900 Rheinische Gulden. Belege für die Zeit davor gibt es nicht. Auch nach dem Verkauf an den Orden ist die Geschichte lückenhaft. Das liegt auch daran, dass oft der Besitzer wechselte.
Der letzte große Umbau war im Jahr 1976
Der Grund für den steten Wechsel dürfte darin liegen, dass viele Eigentümer nur vornehm taten, aber letztendlich in Geldnöte gerieten. 1518 übernahm Ulrich Fugger die Geyerburg und ließ sie erneuern - oder gar neu bauen. Es entstand ein rechteckiges, von starken Mauern umgebenes Schloss, an den Ecken jeweils durch einen Rundturm verstärkt. Die Singold speiste einen Graben, der um die Schutzmauern floss und auch eine Zugbrücke soll es gegeben haben. Erst später wandelte sich die Geyerburg zu dem jetzigen quadratischen Bauwerk. Die letzte große bauliche Änderung begann 1976. Die Anbauten wurden abgerissen, eine Feuertreppe schlängelt sich an der südwestlichen Ecke entlang, darüber schwebt ein gläserner Erker. An der Südseite verbirgt ein Anbau das neue Treppenhaus.
Gefangen in der Geyerburg
Im staatlichen Besitz ist die Geyerburg seit 1803 und bekam somit den offiziellen Titel "Amtsgerichtsgefängnis". Dies blieb sie bis in die Nachkriegszeit. 1949 übernahm die Stadt, zuerst als Pächter, die Burg, um dort weiterhin Gefangene unterzubringen, denn in den Dienststellen der Polizei fehlte der Platz.
Nicht nur die Geschichte der Burg birgt Geheimnisse. Lange Zeit hatte sie auch zwei Namen. Immer wieder ist auch von der Geigenburg die Rede. Erst in den 1920er Jahren schafft der heimatkundlich bewanderte Oberstudienrat Hans Wöhrle Klarheit. Mit durchaus vagen Thesen manifestiert er den Namen Geyerburg, der sich fortan etabliert.