Was haben das Spital in Dinkelscherben, die Bahnstrecke Augsburg-Ulm und eine Ruine bei Zusmarshausen miteinander zu tun? Die Verbindung erschließt sich den Besuchern der Burgruine Wolfsberg über dem Dorf Steinekirch nicht auf Anhieb. Viel ist auf der Anhöhe von der ehemaligen Burg heute nämlich nicht mehr übrig: Zwischen dem schattigen Laubwald, drei Gehöften und einem neu angelegten Gemüsegarten erinnern lediglich rund vier Meter hohe Mauern und ein elf Meter hoher Turm an die historischen Wurzeln des Burgbergs. Die Überreste des Bergfrieds bilden eins der wenigen steinernen Zeugnisse aus der Ritterzeit im Augsburger Land. Insgesamt 65 Burgen und Burgställe gab es in der Region.
Nachweise über die hochmittelalterliche Burganlage reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. In dieser Zeit ist die Burganlage wohl entstanden. Erster Inhaber war das Rittergeschlecht Fraß.
Raubritter sollen sich in der Burg versteckt haben
Das Wappen der Burg ziert ein Wolf. Trotz des Friedensvertrags mit dem Bischof Wolfhart sowie dem Herzog Ludwig von Bayern im Jahr 1292 ging es dort oben nicht immer friedlich zu. Auch mit den Nachfolgern, der Familie Schwelcher, kehrten keine ruhigeren Zeiten ein. Im Gegenteil: Die Söhne Emich und Konrad sorgten nach dem frühen Tod des Vaters für Unruhe. Da die beiden zu jung waren, um die Burg selbst zu führen, übernahm der Vetter und Edle Ritter Johann von Roth die Vormundschaft über die beiden Heranwachsenden. Das passte dem Nachwuchs überhaupt nicht, das Verhältnis gilt als schwierig. So umgaben sie sich zum Trotz mit Raubrittern und boten diesen sogar die Burg als Versteck an. Als sich Emich zudem in die Tochter des Vetters verliebte, dieser aber eine Hochzeit untersagte, eskalierte die Situation auf der Burg.
Beim Versuch, zwei Handelsreisende zu überfallen, flüchteten die Angegriffenen zum Ritter Roth und suchten dort Schutz. Es kam zum großen Kampf, bei dem sowohl Emich als auch Konrad mit dem Tod durch das Schwert bestraft wurden. Von einem Moment auf den anderen fand das gesamte Raubrittertum auf der Burg Wolfsberg ein Ende. Die Bewohner aus Steinekirch sahen am Horizont ein loderndes Feuer: Das Zeichen der endgültigen Zerstörung der Burg
Die Burg wurde zum Steinbruch für den Bau einer Einsenbahnstrecke
Ob diese Erzählung der Wahrheit entspricht oder ob es sich nur um eine Sage unter Mönchen handelt, ist bis heute offen. Da es in der Nähe der Burg keine Handelsstraße gegeben hatte, gilt der Vorfall mit den Handelsreisenden als unwahrscheinlich. Möglich ist auch, dass die Burg 1462 von Augsburger Söldnern zerstört wurde.
Sicher ist: 1852 wurde die Burg für den Bau der Bahnstrecke Augsburg-Ulm zum Steinbruch. Das Gestein wurde nicht nur für die Eisenbahn verwendet, sondern ist zudem im Mauerwerk des Spitals im benachbarten Dinkelscherben zu finden. Über den Resten der alten Mauern haben sich mittlerweile Gras und Bäume ausgebreitet.