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Rätselhafte Orte: Schüsse im Schutzgebiet: Wo einst Soldaten lernten, blühen nun Orchideen

Rätselhafte Orte

Schüsse im Schutzgebiet: Wo einst Soldaten lernten, blühen nun Orchideen

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    Schüsse im Schutzgebiet: Wo einst Soldaten lernten, blühen nun Orchideen
    Schüsse im Schutzgebiet: Wo einst Soldaten lernten, blühen nun Orchideen

    Die Überreste von Bunkern, Baracken, Schießbahnen mit Wällen und Kugelfängen lassen sich heute teils nur noch erahnen: Mitten im Augsburger Stadtwald liegt die Schießplatzheide. Seit den 1880er-Jahren lernten dort Generationen von Soldaten das Kriegshandwerk - erst zu Kaisers und Königs Zeiten, später unter dem NS-Regime übten sie das Schießen, um dann in zwei Weltkriege zu ziehen. In der Nachkriegszeit hatte dort erst die US-Armee über Jahrzehnte das Sagen. Sie unterhielt den Schießplatz parallel zu ihrer zweiten Anlage bei Deuringen (Kreis Augsburg). Später übernahm dann die Bundeswehr das Gelände. Seit 1983 holt sich die Natur den Platz zurück, den ihr der Mensch einst genommen hat. Als augenfälligster Überrest haben sich teils überdachte Betonwände eines Schießstandes erhalten, die langsam verfallen.

    Im Bunker leben heute Insekten und Amphibien

    Heute ist die Schießplatzheide als größte zusammenhängende Heidefläche in Augsburg ein ökologisches Kleinod. Die zugemauerten ehemaligen Bunker im Wald sind ein Quartier für Insekten und Amphibien. Auf den freien Heideflächen blühen Orchideen, seltene Schmetterlinge und Heuschrecken haben auf den mageren Kiesböden ein Zuhause. Um den Zustand zu erhalten, mäht der Landschaftspflegeverband die Heide einmal im Jahr - so soll verhindert werden, dass der Wald von der Heide Besitz ergreift.

    Wie die Heide entstand

    Ihren Ursprung haben die Heiden in der Zeit, als der Lech noch ein wilder Fluss war. Allenfalls lichte Kiefernwälder mit großen Lichtungen konnten auf den kiesigen Böden in den Überschwemmungsgebieten entstehen. Später rodeten die Menschen den Wald, sodass die große Heide entstand. Sie ist eine typische Kulturlandschaft. Bis vor 150 Jahren waren die Heiden eines der wichtigsten Sommerweidegebiete für Wanderschäfer. Zwar sind noch Schafe dort unterwegs, aber wo es etwa aus Gründen des Trinkwasserschutzes nicht möglich ist, müssen Traktoren ran.

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    Sorgen bereitet den Landschaftspflegern seit einigen Jahren, dass immer wieder Pflanzen ausgegraben werden. Der Bestand der ums Überleben kämpfenden Küchenschelle etwa geht seit Jahren ständig zurück - nicht nur, aber auch wegen Diebstählen. Vermutlich wollen die Täter die Pflanzen nachzüchten.

    Noch immer schlummer Schießpulver, Munition und Treibstoff im Boden

    So schön die Heide an der Oberfläche auch aussieht, so problematisch ist der Untergrund. Schießpulver, Munition und Treibstoff schlummern noch im Boden. Bei extrem hohem Grundwasserstand fanden sich im Wasser erhöhte Schadstoffkonzentrationen, wobei die Stadtwerke keinen Grund zur Panik sehen. Die Trinkwasserbrunnen in der Umgebung seien bisher ohne Auffälligkeiten gewesen. Begeistert über die Altlasten im Schutzgebiet ist aber niemand. Als ehemaliger Schießplatz der Bundeswehr ist die Heide im Eigentum des Bundes. Dessen Immobilienverwaltung und die Stadt sahen sich wegen der Altlasten schon vor Gericht. Eine Beseitigung ist momentan aber kein Thema. Sie wäre auch nicht unproblematisch: Ein großflächiger Baggereinsatz würde Teile der Heide wohl zerstören.

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