Olympische Spiele sind das größte Schaufenster für Sportlerinnen und Sportler. Wer sich hier ordentlich und erfolgreich präsentiert, kann für sich und seine Sportart werben. Nicht jedem gelingt das. Auch in Peking gab es Gewinner und Verlierer, Überraschungen und Enttäuschungen. Das sind die Köpfe dieser Olympischen Spiele, die am Sonntag zu Ende gegangen sind.
Katharina Althaus: Erst Silber im Einzelspringen, wenige Tage später die Disqualifikation im Mixed-Wettbewerb, weil ihr Anzug zu groß gewesen sein soll. Die Allgäuer Skispringerin erlebte ein Wellental der Gefühle. Auf der Heimreise wurde auch noch ihr Behältnis für die Medaille beschädigt. So gut die Spiele begonnen hatten, so schlecht endeten sie. Am Hintern soll ihr Anzug zu groß gewesen sein. Konnte Althaus gar nicht verstehen, bei den Wettbewerben zuvor hatte noch alles gepasst. Vielleicht war diesmal einfach nur genauer hingeschaut worden. Immerhin versprachen die Olympia-Organisatoren umgehend Ersatz für die beschädigte Medaillenbox. Die sollte mittlerweile in Oberstdorf angekommen sein.
Eric Frenzel: Da hatte der Nordische Kombinierer alles getan im Vorfeld der Spiele, um eine Corona-Infektion zu vermeiden. Er hatte sich von Familie und Freunden isoliert, nur um nach der Einreise in Peking einen positiven Test zu bekommen. Fast zwei Wochen steckte er in einem Quarantänehotel fest. Am Anfang gar noch in einem Zimmer, das nicht den Ansprüchen genügte. Als er endlich wieder rauskam, blieb ihm noch ein Wettbewerb übrig. Er durfte prompt im Team ran und holte Silber. Allerdings verpasste er wegen einer Unterkühlung die Siegerehrung. Es war ein Risiko, ihn starten zu lassen. Vinzenz Geiger hatte dagegen im ersten Wettbewerb der Kombination seine Chance ergriffen, dass neben Frenzel auch mit Jarl-Magnus Riiber ein Topfavorit fehlte. Geiger holte sich mit einem beherzten Lauf Gold. Er bringt zwei Medaillen mit ins Allgäu.
Eileen Gu: Die 18-Jährige begeisterte China. Weil die Ski-Freestylerin drei Medaillen holte. Und weil sie obendrein weiß, die Bühne Olympia perfekt zu nutzen. Für ihre 18 Jahre ist sie erstaunlich reif. Sie ist in den USA geboren und aufgewachsen, entschied sich aber vor drei Jahren, für das Heimatland ihrer Mutter, also China, zu starten. Sie muss sich den Vorwurf gefallen lassen, für die chinesische Propaganda missbrauchen zu lassen. Wohl nicht ganz zu unrecht.
Katharina Hennig: Wer hätte das gedacht: Die Langläuferin verlässt China mit zwei Medaillen. Silber mit dem Team und sogar Gold im Sprint zusammen mit Victoria Carl. Ein Wahnsinn, wie die Wahl-Allgäuerin hinterher bekundete. An ihrem Erfolgsabend hatte sie eigentlich nur ein Problem: Während des Gangs an den Journalisten vorbei drückte die Blase. Sie musste dringend aufs Klo – die Interviews fielen entsprechend kurz aus.
Mikaela Shiffrin: Eigentlich war im Vorfeld der Spiele nur die Frage, wie viele Medaillen sie aus China mitnehmen würde. Nun hat die US-Amerikanerin keine im Koffer stecken. Im Slalom schied sie aus, im Riesenslalom auch, die restlichen Wettbewerbe liefen kaum besser. Im abschließenden Teamwettkampf blieb Rang vier. Shiffrin war verzweifelt, war sie doch als Dominatorin der alpinen Wettbewerbe angereist. Sie schlief schlecht, träumte wirre Dinge und wurde auch noch in den sozialen Medien übel beschimpft. Sie dürfte froh sein, dass Olympia vorbei ist.
Johannes Thingnes Bö: Ein Norweger darf in dieser Liste natürlich nicht fehlen. Die Skandinavier haben sich mal wieder Rang eins im Medaillenspiegel gesichert. Weil, wie es so schön heißt, jeder Norweger schon mit Skier an den Füßen auf die Welt komme. Aber auch mit Gewehr auf dem Rücken? Langlauf ist die Sportart Nummer eins in Norwegen. Bö ist allerdings Biathlet und am besten mit den widrigen Bedingungen in den Bergen nordwestlich von Peking zurechtgekommen. Mit dem Wind und den eisigen Temperaturen. Er holte sich gleich vier Goldmedaillen sowie im Einzel Bronze. Er hat damit mehr als doppelt so viele Plaketten im Koffer wie das deutsche Biathlon-Team.
Kamila Walijewa: Welch ein Drama um die 15-Jährige. Mal wieder wegen Doping. Ein Test aus dem Dezember war positiv, allerdings kam das Ergebnis erst nach der ersten Entscheidung bei Olympia. Kann gut sein, dass sie Team-Gold wieder verliert. Im Einzel war die nervliche Belastung für Walijewa zu hoch. Sie patzte mehrfach und wurde Vierte. Die Reaktion ihres Trainerteams war wenig mitfühlend, ihr schlug Eiseskälte entgegen. Eine 15-Jährige muss erst einmal verarbeiten, was da alles um sie geschehen ist. Das ganz bittere Ende kann sogar erst noch kommen. Zumindest bei der Rückkehr nach Moskau wurde sie am Flughafen mit Applaus von Fans empfangen.
Shaun White: Der typische US-Amerikaner. Unterhaltungswert hoch. Laune gut. Meistens. Für den Snowboarder waren es die letzten Olympischen Spiele. Er beendet sie in der Halfpipe auf Rang vier. Nach dem Wettkampf liefen die Tränen. Eine große Show, aber auch ehrlich gemeint. White ist ein Perfektionist, der jahrelang dominiert hat. Nun kommt der Nachwuchs nach und macht ihm das Leben schwer. Also hört er lieber auf. Er wird der Szene fehlen. Und Olympia, der größten sportlichen Bühne.
Francesco Friedrich: Er steht stellvertretend für die deutschen Helden in und auf den schnellen Kisten. Bobfahrer, Skeletoni und Rodler räumten fast alles an Medaillen ab, was Olympia im Eiskanal anzubieten hatte. Friedrich reist mit zwei Goldmedaillen – je eine im Zweier- und Viererbob – aus China ab. Zudem hatte er bei der Eröffnungsfeier die deutsche Fahne getragen. Bei der Schlussfeier wurde diese Ehre Thorsten Margis zuteil, er ist Anschieber in Friedrichs Team.
Volunteers: Sie sind das Gesicht schlechthin dieser Spiele. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer, ohne die Olympia nicht funktionieren würde. Sie helfen, organisieren oder übersetzen. Und das immer mit einem Lächeln. In China sind sie allesamt sehr jung, die meisten Studenten. Wer kann sich auch sonst die lange Zeit gönnen, die wegen der Corona-Verordnungen nötig war? Früh rein in die Isolation, später in die Blase und nun noch weiter zu den Paralympics. Da kommen etliche Monate zusammen.