Die Weltmeisterschaft 2019 in Spanien, ein Traum wird wahr: Vor eineinhalb Jahren bin ich meinem großen Traum, der Teilnahme an den "Olympischen Sommerspielen", einen großen Schritt näher gekommen. Nach einer sehr langen und nervenaufreibenden Qualifikationssaison habe ich schließlich in La Seu d’Urgell mein lang ersehntes Olympiaticket gelöst.
Ich war überglücklich, mein Traum sollte nun nicht mehr nur ein Traum bleiben. Nachdem ich jahrelang auf die Olympiaqualifikation hintrainiert habe, bin ich im Herbst 2019 schließlich hochmotiviert ins Wintertraining eingestiegen. Das Ziel "Tokyo 2020" immer vor Augen.
Olympia-Verschiebung sorgte für riesengroße Enttäuschung
Anfang des Jahres 2020 habe ich noch mein sechswöchiges Trainingslager in Australien absolviert. Nicht ahnend, dass alles anders kommen sollte. Kaum war ich wieder in Deutschland gelandet, überschlugen sich auch schon die Schlagzeilen und die Olympischen Spiele wurden um ein Jahr verschoben. Mir war zwar bewusst, dass dies die einzig richtige Entscheidung war, trotzdem war meine Enttäuschung riesengroß und eine große Unsicherheit machte sich in mir breit.
Ich habe einige Zeit gebraucht, um diese Nachricht zu verdauen. Zu diesem Zeitpunkt war ein kleiner Break ganz wichtig, um für ein weiteres anstrengendes Jahr Kraft zu tanken. Mir war direkt klar, dass ich die besonderen Trainingsumstände nutzen und keine Zeit verschenken möchte. Irgendwo war es doch auch gewonnene Zeit und eine Chance, um an Schrauben zu drehen, die während einer normalen Wettkampfsaison zu kurz kommen. Kreativität und Flexibilität waren und sind immer noch sehr gefragt.
Mit dem deutschen Olympia-Team auf einer Insel im Indischen Ozean
So mussten wir in diesem Jahr unser gewohntes Warmwasser-Trainingslager nach La Réunion, eine kleine Insel im Indischen Ozean, verschieben. Aktuell trainiert das gesamte Kanuslalom-Olympia-Team des deutschen Kanu-Verbandes in dem französischen Übersee-Department. Auch weitere europäische Nationen haben diesen Trainingsstandort gewählt, um den frostigen Temperaturen der Nordhalbkugel zu entkommen und unter optimalen Bedingungen zu trainieren. Dieser Tapetenwechsel tut einfach gut! Endlich wird einem nicht mehr eiskalt, wenn man von Kopf bis Fuß nass wird. So macht das Training gleich viel mehr Spaß.
Die Kraft des Wassers wieder spüren
Nach den langen, intensiven Ausdauereinheiten auf dem Augsburger Jugendkanal muss man sich zwar erst mal wieder an das Wildwasser gewöhnen, aber es fühlt sich super an die Kraft des Wassers mal wieder zu spüren.
Mir ist bewusst, dass das Reisen während einer Pandemie nicht gerade ideal ist, doch ist es notwendig, um sich angemessen auf die kommende Saison vorzubereiten. Natürlich hatten wir für die Reise besondere Regularien, wie das ständige Tragen einer FFP2-Maske. Auch hat das gesamte Team zwei PCR-Tests durchgeführt und vor Ort eine siebentägige ‘Septaine’, eine Art Quarantäne, absolviert.
Habe den Nervenkitzel des Wettkampfs vermisst
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit fand vergangenes Wochenende sogar ein kleiner, inoffizieller internationaler Wettkampf statt. Mein Einstieg in den Wettkampf war zwar etwas holprig, aber im Gesamten bin ich mit meiner Performance sehr zufrieden. In meinem Finallauf war ich komplett im Tunnel und im Ziel einfach nur happy.
Nachdem im vergangenen Jahr nahezu alle Wettkämpfe für uns gestrichen wurden, konnten wir endlich mal wieder Wettkampfluft schnuppern. Diesen Nervenkitzel habe ich vermisst.
Nun freue ich mich auf zwei weitere harte Trainingswochen hier auf La Réunion.
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