Kaum war der Koffer ausgepackt, wurde auch schon wieder die nächste Packliste Schritt für Schritt abgehakt. Denn ein elftägiges Trainingslager auf der brandneuen Strecke in Paris stand vor der Tür. Eine Strecke, auf die man schon seit längerem heiß war. Über Social Media konnte man noch vor kurzem die Entwicklung vom Bau bis hin zur ersten Flutung live verfolgen.
Paddeln in Paris am Standort der Olympischen Spiele 2024
Mit Booten, Paddeln und Koffern sind wir schließlich voll beladen Mitte März mit dem Auto durch die Eingangstore der Regattabahn „La stade nautique de Veres-sur-Marne“ gefahren. Der Ort für die Olympischen Spiele 2024, hat mich vom ersten Moment an beeindruckt. Definitiv ein Ort, der zum Träumen eingeladen hat. Das Areal ist einfach gigantisch. Anders als bei den letzten Olympischen Spielen kommen in diesem Stadion Sportler aus drei verschiedenen Sportarten zusammen. Kanu-Rennsport, Rudern und Kanu-Slalom werden in drei Jahren ihre olympischen Wettkämpfe in diesem Areal austragen. Der olympische Wettkampf ist nach wie vor mein Traum.
Aber wer Träume hat, muss auch hart dafür arbeiten. Also galt für mich das Motto „Volle Kraft voraus“.
Völlig erschöpft geht es jeden Tag nach den Trainingseinheiten ins Bett
Ähnlich wie in Augsburg können in Paris die Teams unmittelbar an der Trainingsstätte übernachten. Für unser Trainingslager war diese Möglichkeit einfach ideal. So konnte die Zeit zwischen den Einheiten optimal zur Regeneration genutzt werden. Bei zwei bis drei Einheiten am Tag spielt dies eine große Rolle. An manchen Tagen ging es vom Wasser in die Kantine und von dort völlig erschöpft ins Bett. Der Schlaf ist einfach des Sportlers bester Freund.
Der Kampf der Slalomkanutin mit der Kälte und den tanzenden Stangen
Leider hat auch in Paris der Frühling auf sich warten lassen. Meine Paddelhandschuhe haben sich zum Dauerbegleiter entwickelt und der Wind hat uns ganz schön um die Ohren geblasen. Somit hatten wir auf der technisch sehr anspruchsvollen Strecke nicht nur mit bewegtem Untergrund zu kämpfen, sondern auch mit der Kälte und tanzenden Stangen.
Nach jeder Einheit war ich einfach nur glücklich unter einer heißen Dusche zu stehen. Wenn einem die Finger unter warmem Wasser mehr wehtun als während der Trainingseinheit, weiß man, wie kalt einem wirklich war. Davon kann wohl jeder Paddler ein Lied singen. Aber zum Jammern hatten wir keine Zeit.
Und doch habe ich immer wieder auf den Wetterbericht geschielt und auf wärmere Temperaturen gehofft. Nicht ahnend, dass ich meine Winterausrüstung bis Ende April im Gebrauch haben werde.
Trotz der winterlichen Temperaturen haben uns die Trainingsinhalte spüren lassen, dass die Wettkampfsaison nicht mehr weit weg ist. So wurden die Trainingseinheiten kürzer, intensiver und vor allem wettkampfspezifischer. Das heißt, die Jagd nach hohen Laktatwerten hatte begonnen.
Deutsche Slalomkanuten pendeln zwischen Augsburg und Leipzig
Unmittelbar nach Paris waren unsere Blicke auch schon auf die nationalen Qualifikationswettkämpfe gerichtet. Spätestens wenn der Koffer nur noch halb ausgepackt wird weiß man, dass es bald wieder losgeht. So fand das frühjährliche Pendeln zwischen Augsburg und Leipzig letztes Wochenende den krönenden Abschluss mit drei aufeinander folgenden und nervenaufreibenden Wettkampftagen.
Mir war es besonders wichtig, meine Vorqualifizierung aus 2019 noch einmal zu bestätigen. Mental war es eine Herausforderung, die Qualifikationswettkämpfe mit dieser Sonderstellung und trotzdem mit einer passenden Einstellung anzugehen. Mit meinen drei Siegen bin ich natürlich super happy. Allerdings habe ich den Wettkampf-Flow noch nicht so richtig gefunden. Immer wieder sind mir kleine Fehler passiert und die Torstabberührungen waren leider auch zu viel. Ein alt bekanntes Problem. Auf internationalem Niveau muss ich da definitiv noch eine Schippe drauflegen. Es liegt also noch ein Haufen Arbeit vor mir.
Aber trotzdem freue ich mich nun auf den Nervenkitzel bei der Europameisterschaft in Italien Anfang Mai.
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