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Lehrstellenoffensive: Malerin werden: Der Beruf, der die Welt schöner macht

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Malerin werden: Der Beruf, der die Welt schöner macht

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    Annika Bestele macht im Betrieb von Malermeister Hans-Georg Wagner eine Ausbildung zur Malerin.
    Annika Bestele macht im Betrieb von Malermeister Hans-Georg Wagner eine Ausbildung zur Malerin. Foto: Marcus Merk

    Ratschhhhh. Klebeband abrollen und, zuppppp, an der Wand feststreichen. Der Türstock, in dem wir gerade stehen, soll seine letzte Lackschicht bekommen. Und damit die Farbtropfen nicht den Fußboden schädigen oder an der Wand landen, muss erst einmal alles abgeklebt und geschützt werden. Ratschhhh, zupppp. Auf den Boden kommt Papier, dann schützt Annika Bestele, 16, mit Klebeband die Wand um den Türrahmen. Ratschhhh, zuppp. Mancher Heimwerker kann sich bei der Abdeckarbeit stundenlang verkünsteln. Die Auszubildende schafft es mit ihrer täglichen Erfahrung in wenigen Minuten millimetergenau. "Ich liebe meinen Beruf", sagt sie. "Wenn man am Ende des Tages aus der Wohnung geht und alles ist frisch gestrichen, ist das ein großartiges Gefühl." 

    Die 16-Jährige erlernt den Beruf der Malerin und Lackiererin. Sie ist im ersten Lehrjahr, hat im vergangenen Herbst mit der Ausbildung begonnen. Typischerweise sind Auszubildende in diesem Handwerk schnell in der Praxis mit dabei und können im Team mit anpacken. "Wir bieten ein Learning-by-Doing", sagt Handwerksmeister Hans-Georg Wagner, in dessen Betrieben die junge Frau ihre Ausbildung macht. In seinen beiden Betrieben, dem Malerbetrieb und der Wagner Fassaden GmbH in Affing-Mühlhausen im Landkreis Aichach-Friedberg, sind 44 Männer und Frauen beschäftigt. Und die Arbeit, sagt er, geht so schnell sicher nicht aus: Sein Handwerk ist gut ausgelastet, wer den Beruf erlernt, kann mit besten Jobchancen rechnen. Heute arbeitet das Team in einem Neubau, einem Wohnblock im Westen Augsburgs für betreutes Wohnen. 

    Maler- und Lackierbetriebe gestalten Gebäude und Wohnungen

    Maler und Lackierer kümmern sich um die Gestaltung von Gebäuden und Wohnungen, außen wie innen. Sie geben Wänden, Decken, Fassaden und ganzen Gebäuden einen "neuen Look". Bevor es losgeht, kümmern sie sich um die Aufbereitung oder Reparatur des Untergrunds. Putzschäden müssen zum Beispiel behoben werden, bevor der Anstrich kommt. Maler und Lackierer spachteln deshalb auch und schleifen. Auch das Lackieren von Geländern oder anderen Elementen am Haus gehört zu ihrer Aufgabe, ebenso das Tapezieren in Innenräumen. "Unser Beruf ist sehr vielseitig", sagt Wagner. Der Klimaschutz hat noch eine neue Aufgabe mit sich gebracht: Das Dämmen von Fassaden, das bei einer energetischen Sanierung heute üblich ist. Fachleute sprechen von einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS). "Wir machen in unserem Beruf viel für den Werterhalt von Gebäuden und den Schutz des Klimas", sagt der Malermeister. Rund 15.000 bis 20.000 Quadratmeter Fassade dämmt sein Betrieb pro Jahr, das entspricht rund 100 Einfamilienhäusern. Aber auch Industriegebäude sind darunter. "Wir haben bereits viel gegen den CO₂-Ausstoß gemacht", sagt der Malermeister, der seinen Betrieb 1993 gegründet hat und diesen stetig wachsen lassen hat. 

    Annika Bestele taucht die Malerrolle in weiße Lackfarbe, der Filz saugt sich voll. Dann Farbe abstreifen, denn zu viel darf es nämlich auch nicht sein. Das Malen kann beginnen. In einer flüssigen Bewegung streicht die junge Frau erst die schmalen Außenseiten des Türrahmens, dann die breite Innenseite. Die Rolle macht ein leicht schmatzendes, sattes Geräusch. Zu oft absetzen ist nicht gut. Die Farbe soll gleichmäßig verteilt werden. Sonst bilden sich dicke Farbtropfen: Fettnasen, der Graus für jeden Maler und Lackierer. Eine gleichmäßige, homogene Fläche zu schaffen, ist das Ziel am Anfang der Lehre. Mit der Staffelei kommt Annika Bestele auch an die Oberseite des Türstocks gut heran. Bald leuchtet die ehemals matte Fläche hell weiß. Bei der Kundschaft sind auch Grau- und Schiefertöne sehr beliebt. "Meine Lieblingsfarbe ist eigentlich Lila", verrät die junge Frau. Leider wird es selten gewünscht. "Wir streichen aber auch orange oder in warmem Beige, es muss nicht immer nur Weiß sein", freut sie sich. 

    Auszubildende Annika Bestele: "Ich wollte nicht im Büro sitzen"

    Die Realschul-Absolventin hat erst ein Praktikum im Betrieb von Hans-Georg Wagner gemacht, eine Woche lang. Damals hat sie Fassaden gestrichen. "Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich geblieben bin und den Lehrvertrag unterschrieben habe", sagt Annika Bestele. Sie schätzt die Vielfalt ihres Berufs, mal drinnen, mal draußen zu arbeiten. "Ich wollte nicht im Büro sitzen." In der Freizeit spielt sie Basketball, geht gerne zum Tanzen. Wichtig ist es ihr, in ein gutes Team zu kommen. "Wir begrüßen uns hier alle mit 'Hallo', es gibt kein übel gelauntes Gesicht", freut sie sich. 

    Der Tag beginnt um 7 Uhr. In der Malerwerkstatt stehen hohe Regale mit Abdeckmaterial, Spachtelmassen, Lacken und Dispersionsfarben, die Namen tragen wie Jura 25 oder Palazzo 45. "Man kann nicht mit jeder Farbe alles streichen, wer eine Ausbildung macht, lernt, sich mit Untergründen und Farbsystemen auszukennen", sagt Malermeister Hans-Georg Wagner, ein anpackender, fleißiger Chef. Zum Beruf gehören auch technische Geräte, von einfachen Spritzen bis hin zu Hightech-Geräten wie der "Giraffe", eine Schleifmaschine für die Decke, die sich dort leicht festsaugt und so die Arbeit erleichtert. Mit dem Material geht es dann zum Einsatzort. Anfangs geht es für die Auszubildenden darum, schöne, einheitliche Flächen zu schaffen. Später lackieren sie auch Geländer, Rohre oder stellen hochwertige Wandgestaltungen fertig, zum Beispiel Marmorierungen. "Die Kundinnen und Kunden sind anspruchsvoller geworden und wollen Qualität", sagt Wagner. Um 12 Uhr ist eine Stunde lang Mittagspause, nach der Arbeit müssen in der Werkstatt Pinsel und Geräte ausgewaschen und gereinigt werden, um 16:30 Uhr ist Feierabend. 

    Auszubildende müssen schwindelfrei sein

    Annika Bestele hat die Realschule besucht, auch mit Mittelschule kann man sich bewerben. Gute Kenntnisse in Rechnen und Deutsch sind wichtig. Wer eine Förderschule besucht hat, kann eine verwandte, etwas leichtere Ausbildung absolvieren. Auch drei Asylbewerber hat Hans-Georg Wagner schon einmal ausgebildet. Auch schwindelfrei muss man sein, Maler und Lackierer arbeiten schließlich auch auf Gerüsten. In der Ausbildung verdienen sie monatlich im ersten Jahr 740 Euro, im zweiten 815 Euro und im dritten 980 Euro. Das Einstiegsgehalt danach liegt bei 2863 Euro

    Am Ende ist der Türstock gestrichen, so strahlend sauber und weiß wie die gesamten Flure und Zimmer, die das Team in den letzten Tagen fertiggestellt hat. Über Nacht trocknet der Lack. "Ich freue mich immer, wenn ich das Endprodukt sehe", sagt Annika Bestele. Einmal waren die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner bereits da. "Es ist schön, in die Gesichter zu sehen, ein Lob zu bekommen und zu wissen, dass sie zufrieden sind", meint sie. "Wenn es den Kunden gefällt, gefällt es uns auch." 

    Tipp: Im Rahmen unserer Lehrstellenoffensive könnt Ihr bis Mitte März selbst ein Inserat aufgeben, für welchen Beruf Ihr eine Lehrstelle sucht. Dann gehen die Betriebe sogar auf Euch zu! Ab dem 25. Februar 2023 werden interessante Berufe rund um das Klima, Energie und Nachhaltigkeit vorgestellt. Freie Stellen findet Ihr über die LEO am 25. März 2023.

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