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Lehrstellenoffensive: Ferdinand Ströhl entwickelt neue Teile für unsere Autos

Lehrstellenoffensive

Ferdinand Ströhl entwickelt neue Teile für unsere Autos

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    Ferdinand Ströhl mit einem Kunststoff-Teil für den Autobau. Der 24-Jährige hat bei der Firma Borscheid und Wenig in Gersthofen eine Lehre gemacht und ist jetzt selbst für die Azubis zuständig.
    Ferdinand Ströhl mit einem Kunststoff-Teil für den Autobau. Der 24-Jährige hat bei der Firma Borscheid und Wenig in Gersthofen eine Lehre gemacht und ist jetzt selbst für die Azubis zuständig. Foto: Ulrich Wagner

    Ferdinand Ströhl steht vor einer Maschine, die aussieht wie eine riesiges Aquarium mit blau lackiertem Stahlsockel. Nur tummeln sich darin keine Fische. Stattdessen schaut Ströhl auf zwei gigantische Stahlblöcke, die sich langsam aufeinander zu bewegen und mit einem Druck, der etwa 600 Tonnen entspricht, ein Plastikteil formen. Diese Maschine steht in der Werkhalle der Firma Borscheid und Wenig in Gersthofen, für die Ströhl arbeitet.

    Borscheid und Wenig baut Kunststoffteile für Autos

    Der 24-Jährige klickt sich durch ein Programm, das den Produktionsprozess steuert und zeigt: Über einen Trichter und ein winziges Rohr rinnt 240 Grad heißer Kunststoff in die Aussparung zwischen den Klotzhälften hinter der Glasscheibe. Die Konstruktion presst den Kunststoff in Form. Das Ganze dauert nicht einmal 30 Sekunden. Dann fahren die zwei Stahlhälften wieder auseinander, ein Roboterarm saugt das fertig geformte Plastikteil an und legt es auf ein Fließband. Spritzguss nennt sich das Verfahren.

    Das Teil wird in ein Auto eingebaut und sorgt dafür, dass kein Regenwasser ins Wageninnere dringt. „Das ist sozusagen eine Regenrinne“, sagt Ströhl. Das Unternehmen stellt ganz unterschiedliche Dinge aus Kunststoff her. Motorabdeckungen zum Beispiel – oder Rohre, durch die Luft geleitet wird.

    2011 hat Ströhl seine Lehre zum Verfahrensmechaniker für Kautschuk- und Kunststofftechnik bei Borscheid und Wenig begonnen. Seitdem arbeitet er dort – bis auf eine Unterbrechung von zwei Jahren. In dieser Zeit hat der Stadtberger eine Fortbildung zum Techniker im Maschinenbau gemacht. Danach fing er wieder bei Borscheid und Wenig an. Seither betreut er am Standort in Gersthofen die Auszubildenden und ist dafür verantwortlich, neue Produkte einzuführen.

    Verfahrensmechaniker lernen, mit Gießmaschinen umzugehen

    Wenn also ein Autohersteller ein bestimmtes Kunststoffteil für seine Fahrzeuge haben möchte, dann überlegt sich Ströhl, welche Werkzeuge die Firma dafür braucht, bestellt und überprüft sie. Und dann stellt er sie ein. Das heißt, er sorgt dafür, dass die Maschine den Kunststoff so formt, wie etwa ein Autobauer ihn haben möchte. Dafür muss er überlegen: Wie heiß soll das Material werden, wie viel flüssiger Kunststoff muss in die Formen eingespritzt werden, wie viel Druck muss aufgebaut werden, damit die Stahlblöcke verschlossen bleiben? Stimmen alle Parameter, kann die Serienproduktion beginnen. Bei jedem neuen Kunststoffteil, das die Fabrik fertigt, beginnt der Prozess von vorne. Das sind nicht unbedingt Aufgaben, die Verfahrensmechaniker normalerweise übernehmen. Ströhl macht das erst, seit er seinen Techniker hat.

    Aber was machen Menschen mit diesem Beruf dann? In der Ausbildung lernen sie, wie man die verschiedenen Maschinen einstellt und neue Werkzeuge für den Spritzguss montiert, erzählt Ströhl. Sie schließen die Wasserleitungen an, die den Kunststoff abkühlen, der ja sehr warm in die Metallblockformen eingefüllt wird. Und sie programmieren Roboter, welche die fertigen Plastikteile aus der Maschine nehmen.

    Azubis sollten sich für Physik und Chemie interessieren

    Wer sich für den Beruf interessiert, sollte also ein gewisses Interesse für Chemie, Physik und Mathe mitbringen, sagt der 24-Jährige. „Man muss in den Fächern nicht die allerbesten Noten geschrieben haben. Viel kann man sich beibringen. Aber Interesse sollte schon da sein.“ Und ansonsten? Ein gutes Vorstellungsvermögen, schließlich sieht man nicht, was in den Formwerkzeugen – also den Stahlklötzen – genau passiert. Und man müsse genau arbeiten. „Es sollte zum Beispiel nicht passieren, das man ein Werkzeug in der Maschine vergisst“, sagt der Stadtberger.

    Ströhl selbst ist über ein Praktikum in den Beruf gekommen, davor kannte er ihn gar nicht. Auf der Ausbildungsmesse Fit for Job, die jedes Jahr in Augsburg stattfindet, hat er zufällig mit einem Bekannten gesprochen, der bei Borscheid und Wenig arbeitete. „Ich wollte schon immer etwas Handwerkliches machen“, sagt er. Sein Bekannter habe ihm empfohlen, ein Praktikum bei der Firma zu machen. „Da habe ich sofort gewusst, dass der Beruf zu mir passt.“ Nach der Ausbildung arbeitete Ströhl ein Jahr als Facharbeiter und entschloss sich dann zur Weiterbildung zum Techniker. Warum? Als Verfahrensmechaniker arbeitet man im Drei-Schicht-Betrieb. „Auf Dauer wäre das nichts für mich gewesen. Aber ich mochte die Arbeit.“ Also hat er sich entschlossen, weiter zu lernen. Und ist heute froh darüber. „Ich mag die Menschen hier, die Arbeitsatmosphäre. Ich mag es, mit ihnen zusammen neue Aufgaben zu lösen“, sagt er.

    Ausgelernt hat Ströhl noch nicht. Im Herbst wird er einen Kurs besuchen, in dem er lernt, wie man Kuka-Roboter programmiert. Dann möchte er erst einmal weitere Berufserfahrung sammeln.

    Alle Beiträge aus unserer "Lehrstellenoffensive" finden Sie in unserem großen Special.

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