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Fußball-WM der Frauen
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Kommentar: WM-Aus verschärft die Grundsatzkrise des deutschen Fußballs

Kommentar

WM-Aus verschärft die Grundsatzkrise des deutschen Fußballs

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    Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bereits in der Vorrunde ausgeschieden.
    Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bereits in der Vorrunde ausgeschieden. Foto: Sebastian Christoph Gollnow, dpa

    An eine schnelle Abreise war nicht zu denken. Die aufwendigen Reiseplanungen für die deutschen Fußballerinnen brachten es nach dem größtmöglichen Frusterlebnis – einem Ausscheiden in der Vorrunde – nun mal mit sich, nach der Schmach im Brisbane Stadium noch mal eine kurze Nacht in dem gläsernen Hochhaus am Brisbane River mit dem schönen Blick auf die Story Bridge zu verbringen. Dann geht es am Freitag erst mal wieder an den Central Coast nach Wyong – und "nach Hause". So das offizielle Wording des Deutschen Fußball-Bundes. Eigentlich hätten sich viele Protagonisten am liebsten direkt auf die andere Seite der Erde gebeamt, nur weg aus der Hauptstadt des Bundesstaates Queensland, wo mit Datum 3. August 2023 der Tiefpunkt des deutschen Frauenfußballs markiert ist.

    Wie konnte es so weit kommen? Die Ursachen sind vielschichtig, und wie so oft ist der Erfolg der Vergangenheit immer eine Gefahr für die Gegenwart. Viel zu lange haben alle, Funktionäre, Trainerin, Spielerinnen, darauf gesetzt, dass sich alles doch wieder fügen möge wie im vergangenen Sommer, als die DFB-Frauen im Sturmlauf bei der EM in England schwarz-rot-goldene Herzen eroberten. Als am Ende fast 18 Millionen Menschen beim Finale einschalteten. Es spielte kaum eine Rolle, dass Alexandra Popp und Co. ohne Trophäe von der Insel zurückkehrten.

    Noch nie sind die deutschen Fußballerinnen bereits in der Gruppenphase der WM ausgeschieden. Weil sie nicht über ein 1:1 gegen Südkorea hinauskommen werden sie nur Gruppendritte.
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    Es hat nicht sollen sein: Gegen Südkorea schaffte die deutsche Nationalmannschaft nur ein 1:1 und scheidet damit bereits in der Vorrunde aus. Die Bilder.

    Bundestrainerin Voss-Tecklenburg nahm zu viel Rücksicht auf die Top-Vereine

    Danach wurde nach vielen Auszeichnungen versäumt, die Sinne zu schärfen. Auch von der Trainerin wurde zu viel Rücksicht genommen. Auf die Top-Vereine VfL Wolfsburg und FC Bayern München, der mit seiner verspäteten Abstellung von fünf Nationalspielerinnen völlig danebenlag. Der erste Teil der Vorbereitung in Herzogenaurach war entwertet. Dass die Generalprobe gegen den bei der WM komplett überforderten Neuling Sambia in die Hose ging, hätte ein Weckruf sein müssen. War die Niederlage aber offenbar nicht, denn dasselbe Muster wiederholte sich in der Nachspielzeit gegen Kolumbien.

    War diese Niederlage noch irgendwie erklärbar, gibt das Versagen gegen Südkorea an diesem ernüchternden Abend nur Rätsel auf. Deutschland ist an sich selbst gescheitert. Peinlich. Und unweigerlich muss die Parallele zum Aus der Männer-Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland gezogen werden. Denn die Konstellation war damals dieselbe – und der Gegner eben auch. Wer die aktuelle Verfassung der Mannen von Hansi Flick ein Jahr vor der Heim-EM und dazu das EM-Aus der U21-Nationalelf dazu nimmt, kommt um die Schlussfolgerung nicht umhin: Der deutsche Fußball liegt am Boden. Von einem gebrauchten Sommer sprach der Sportliche Leiter Nationalmannschaften, Joti Chatzialexiou, der im Verband wohl keine Zukunft mehr hat.

    Das deutsche Basecamp in Wyong war ein Reinfall

    Zu viel ist bei den Frauen in der Vorrunde unrund gelaufen, sowohl auf einzelnen Positionen als auch im Verbund wirkt der zweifache Weltmeister nicht wie ein Weltklasseteam. Auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat Fehler gemacht: falsche Reize gesetzt, zu feste Rollen vergeben. Und sie hat auf das falsche Quartier bestanden: das Basecamp in Wyong, dem trostlosen Ort am Pacific Highway, war ein Reinfall. Ersatzspielerin Lena Lattwein hat es mal als "Einöde" bezeichnet.

    Es ist offenkundig, dass es grundsätzliche Korrekturen braucht. Die Spielerinnen müssen dringend raus aus ihrer Social-Media-Wohlfühloase, wo überall nur beste Laune verbreitet, aber die unangenehmen Themen nicht angesprochen werden. Voss-Tecklenburg muss hier einiges hinterfragen, denn nun war auch ihre zweite WM als Bundestrainerin nicht erfolgreich. In ihre Amtszeit fällt ein verzückendes und ein verstörendes Turnier, die sich wie zwei Pole gegenüberstehen.

    Die 55-Jährige wird für sich selbst ausloten, ob sie noch die Kraft aufbringt, gleich im Herbst die neue Nations League anzugehen, mit der sich Deutschlands Frauen erst noch für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifizieren müssen. Danach wäre die EM 2025 in der Schweiz, wo sie so lange gearbeitet hat, natürlich ein lohnendes Ziel. Aber will sie das? Für etliche Defizite im deutschen Vereinsfußball kann sie zwar am allerwenigsten, aber sie muss damit arbeiten, was ihr die Basis bietet. Und nun wissen alle: Auch bei den Frauen und Mädchen fehlt es in erschreckendem Ausmaß an Qualität.

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