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Fußball-Europameisterschaft 2024: Warum uns nichts besseres als diese EM passieren konnte

Fußball-EM 2024

Danke, liebe Europameisterschaft!

Michael Stifter
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    Party ist, wo die Schotten sind: Stunden vor dem Eröffnungsspiel drängten sich die Fans schon auf dem Münchner Marienplatz.
    Party ist, wo die Schotten sind: Stunden vor dem Eröffnungsspiel drängten sich die Fans schon auf dem Münchner Marienplatz. Foto: Stefan Puchner

    Liebe Europameisterschaft, wir geben zu, allzu viel erwartet hatten wir vorher nicht von Dir. Weil: Die deutsche Nationalmannschaft nur noch Mittelmaß, der ganze Kommerz, und überhaupt die miese Stimmung im Land. An diesem Sonntag nun trennen sich unsere Wege und tatsächlich verspüren wir Abschiedsschmerz. War schon schön, die Zeit.

    Weil die Schotten nicht zwingend Erfolg brauchen, um eine grandiose Party zu feiern. Oder weil die Niederländer nach links und nach rechts derart gute Laune machten, dass sich mancher deutsche Zuschauer bei unvermittelten Sympathiebekundungen für Oranje ertappte, trotz traditioneller Fußball-Fehde. Oder weil dänische Fans durch den Regen tanzten und ein Dortmunder Donnermärchen feierten.

    Dieses Turnier, das selbst für viele Fans beinahe beiläufig begonnen hatte, war vor allem abseits des Rasens wunderbar unaufgeregt und hat nach der absurd sterilen Wüsten-Weltmeisterschaft gezeigt, was der Fußball sein kann, wenn man ihn lässt. Kein ekstatisches Sommermärchen wie 2006, eher wie ein Grillfest mit Freunden am See. Großartig!

    Die Hand Lockes? Na, ja, VAR halt so...

    Einmal noch werden wir am Sonntag also die Hymnen hören. Das inbrünstige „God save the king“ der Engländer, die sich wahrscheinlich selber fragen, wie es so weit kommen konnte. Und das textlose Lied der Spanier mit ihrem 16-jährigen Wunderkind Yamal, das nur mit einer Ausnahmegenehmigung so spät abends noch alleine draußen sein darf. Klar hätten wir lieber die Deutschen da gesehen, aber das hat man eben nicht alleine in der Hand. Sie verstehen? Die Hand Lockes... Na ja, VAR halt so.

    Julian Nagelsmann jedenfalls hat es mit seinen Spielern nicht bis ins Finale geschafft und ist doch einer der großen Gewinner dieses Sommers. Weil er aus einer Mannschaft ein Team gemacht hat, weil er sich etwas getraut und nicht stur an eigenen Entscheidungen festgehalten hat, wenn es mal nicht lief, weil er im ganzen Land neue Emotionen für die Nationalelf entfacht hat.

    Nation und Elf sind wieder eins

    Wer auf den Fanmeilen unterwegs war, hat jedenfalls nichts gespürt von einer gespaltenen Gesellschaft, von jener Unversöhnlichkeit und dem Frust, der das Land zuletzt so oft im Griff zu haben schien. Nagelsmanns Tränen, seine Menschlichkeit - gerade im Scheitern - haben uns vergessen lassen, wie entfremdet Nation und Elf noch vor wenigen Monaten gewesen waren.

    Das alles haben wir Dir zu verdanken, liebe Europameisterschaft. Und jetzt stellen wir uns mal völlig losgelöst von alldem vor, wie es wäre, wenn jeder von uns wenigstens ein bisschen was davon ins richtige Leben rüber retten könnte!

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