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Umfrage: Mehrheit fordert: Schröder soll Ämter bei russischen Staatskonzernen räumen

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Mehrheit fordert: Schröder soll Ämter bei russischen Staatskonzernen räumen

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    Vertraute: Gerhard Schröder und Wladimir Putin.
    Vertraute: Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Foto: Holger Hollemann, dpa (Archiv)

    Gerhard Schröder erzählt gerne, dass er mit Wladimir Putin nur ganz selten über Politik redet. Reine Privatsache, diese deutsch-russische Männerfreundschaft. Findet jedenfalls der Altkanzler. Und so hört man von Schröder zum Giftanschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej mal wieder: nichts. Dieses Schweigen dürfte nicht nur dem engen persönlichen Verhältnis des SPD-Politikers zum Kreml-Chef geschuldet sein, sondern auch Schröders beruflichen Verpflichtungen. Er ist nicht nur Aufsichtsratschef des russischen Öl-Riesen Rosneft, sondern auch Verwaltungsratspräsident der heftig umstrittenen neuen russischen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Alles Privatsache?

    Umfrage: SPD-Anhänger haben wenig Verständnis für Gerhard Schröder

    Die Deutschen sind da etwas anderer Meinung: In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion sprach sich eine Mehrheit dafür aus, dass Schröder seine Ämter bei russischen Staatsunternehmen räumen sollte. 53,4 Prozent der Befragten befürworten, dass sich der Altkanzler als Konsequenz aus dem Fall Nawalny zurückzieht, nur 33,1 Prozent haben kein Problem mit seinen Posten. Der Rest ist unentschieden. Auffällig: Vier von zehn Befragten sind sogar der Ansicht, dass Schröder „auf jeden Fall“ von seinen Posten zurücktreten sollte – ein sehr hoher Wert.

    Selbst unter SPD-Anhängern herrscht wenig Verständnis für die gut bezahlten Lobby-Tätigkeiten des Ex-Parteichefs. 51,5 Prozent der Sozialdemokraten sprechen sich für einen Rückzug des Altkanzlers aus.

    Anderswo ist der Unmut noch größer: Insbesondere Grünen-Wähler fordern laut Umfrage einen Rücktritt Schröders. Sieben von zehn Befragten sehen das so. Eine deutliche Mehrheit gibt es dafür auch unter Unionsanhängern.

    Gerhard Schröder wird wohl weiter schweigen

    Doch für den 76-jährigen Altkanzler scheint Freundschaft mehr zu gelten als drohende diplomatische Verwerfungen. Schon in der Krim-Krise hatte Schröder Putin verteidigt. Die Schwarzmeerinsel sei altes russisches Territorium, sagte er und verwies darauf, Nikita Chruschtschow habe die Krim doch erst zu Sowjetzeiten der Ukraine geschenkt. Dass der Westen in der Annexion der Halbinsel einen Bruch des Völkerrechts sieht? Beirrt ihn nicht.

    Schröder weiß natürlich, dass das Wort eines ehemaligen deutschen Regierungschefs immer noch eine gewisse Wirkung entfaltet. Umso mehr würde man sich in Berlin einmal ein Wort gegen Russlands aggressive Politik wünschen. Aber er wird wohl weiter schweigen. Als Putin 2018 für eine weitere Amtszeit vereidigt wird, steht Schröder in der ersten Reihe und applaudiert. Der letzte Macho der deutschen Politik ist einer der ersten Gratulanten – und sichtlich gerührt. Sollen die anderen doch reden, was sie wollen.

    Das Meinungsforschungsinstitut Civey zählt für seine repräsentativen Umfragen nur die Stimmen registrierter und verifizierter Internetnutzer, die Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angegeben haben. Die Stimmen werden nach einem wissenschaftlichen Verfahren gemäß der Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung gewichtet. Für die Frage "Sollte Gerhard Schröder aufgrund der Vergiftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny von seinen Posten bei russischen Staatsunternehmen zurücktreten?" wurden im Zeitraum vom 3. bis 4.9.2020 die Antworten von 5002 Teilnehmern aus Deutschland berücksichtigt. Der statistische Fehler liegt bei 2,5 Prozent.

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