Mit einem späten Traumtor hat Costa Rica Deutschland-Besieger Japan gestoppt und die DFB-Elf für vier weitere Tage im WM-Turnier gehalten. In der 81. Minute schlenzte Keysher Fuller den Ball in den Winkel und dürfte damit auch bei Manuel Neuer und Co. für Jubelstürme gesorgt haben. Costa Ricas überraschender 1:0 (0:0)-Sieg in Al-Rajjan ist für das deutsche Team vor dem Abendspiel gegen Spanien eine riesige Hilfe.
Für die DFB-Elf ist nun klar, dass sie am 24. November (auch 20.00 Uhr) zum Gruppenabschluss gegen die Costa Ricaner sicher noch Chancen auf das Weiterkommen hat. Verliert Deutschland allerdings vorher gegen Spanien, hätte man das Weiterkommen nicht mehr in der eigenen Hand.
Japan spielt gegen Costa Rica mit fünf neuen Startspielern
Während in Deutschland bei Sonnenschein und kalten Temperaturen der erste Advent gefeiert wurde, verhandelten die Außenseiter Japan und Costa Rica in der Hitze von Al-Rajjan vor 41.479 Zuschauern maßgeblich über die weitere Ausgangslage des DFB-Teams. Klar war: Je besser die Deutschland-Besieger gegen Costa Rica abschneiden, desto schwieriger wird es für Flicks Team, eine annehmbare Ausgangsposition zu schaffen. Priorität Nummer eins liegt für den Weltmeister von 2014 darauf, das Aus schon nach zwei von drei Gruppenspieltagen abzuwenden.
Japan-Coach Hajime Moriyasu baute trotz des großen Coups mächtig um und stellte gleich fünf neue Spieler in die Startelf - darunter auch Freiburgs Ritsu Doan, der als Joker am Mittwoch mit dem 1:1-Ausgleich das deutsche Desaster eingeleitet hatte. Diesmal hatte der 24-Jährige direkt die erste gefährliche Szene, als er zwar über rechts durchdrang (13.), seine scharfe Hereingabe aber nicht an den Mitspieler brachte. Gezeichnet vom 0:7 gegen Spanien konzentrierte sich Costa Rica auf die Defensive, die Räume waren entsprechend eng. Kreativgeist Daichi Kamada leistete sich mehrere ungewohnte Abspielfehler.
Anders als beim Deutschland-Spiel, als sich Japan auf schnelle Balleroberungen und Konter verließ, half Kamada und seinen Kollegen das enorme Tempo diesmal zunächst wenig. Mit dem Ball am Fuß fiel den Japanern nicht viel ein. Echte Torchancen blieben in der kompletten ersten Halbzeit aus. Manch ein Zuschauer wird sich gefragt haben, wie die DFB-Elf gegen dieses japanische Team verlieren konnte - doch dem Moriyasu-Team liegt das Spiel gegen tiefstehende Gegner von Haus aus nicht. Und Costa Rica stand so tief wie nur möglich.
Zum tristen Mittagskick kam hinzu, dass im Ahmad bin Ali Stadion quasi keine Stimmung herrschte. Ein Phänomen, das bei Japan gegen Deutschland vier Tage zuvor auch schon zu beobachten war. Nach dem Wechsel brachte Moriyasu direkt Deutschland-Schreck Takuma Asano, der mit Tempo und Technik helfen sollte, das massive Bollwerk des Außenseiters endlich zu überwinden.
25 Sekunden nach Wiederanpfiff schloss Hidemasa Morita wuchtig ab, doch Keylor Navas entschärfte exzellent. Japan wurde fortan gefährlicher und mutiger, das Remis war der Truppe um Europa-League-Sieger Kamada nicht genug. Ein Freistoß von Yuki Soma zog über das Tor. Aus noch besserer Position versuchte es dann Kamada, doch sein schwacher Versuch landete in der Mauer. Aus dem Nichts kam plötzlich Costa Rica. Der Schlenzer von Fuller, 28 Jahre alter Profi des CS Herediano aus der ersten Liga in Costa Rica, war die erste nennenswerte Chance - und brachte die Entscheidung. Auch weil Kapitän und Costa-Rica-Ikone Navas in der nun hektischen Schluss-Drangphase der Japaner seinen Kasten sauberhielt.
(Patrick Reichardt und Jens Marx, dpa)