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Fußball-EM 2021: Kompromisslos gut: Die Entwicklung des Antonio Rüdiger

Fußball-EM 2021

Kompromisslos gut: Die Entwicklung des Antonio Rüdiger

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    Antonio Rüdiger gibt mittlerweile auch im Nationaltrikot die Richtung vor. Lange Zeit musste sich der 28-Jährige hinter anderen Innenverteidigern einreihen, nun aber geht er in sein erstes Turnier als Stammspieler.
    Antonio Rüdiger gibt mittlerweile auch im Nationaltrikot die Richtung vor. Lange Zeit musste sich der 28-Jährige hinter anderen Innenverteidigern einreihen, nun aber geht er in sein erstes Turnier als Stammspieler. Foto: Tim Groothuis, Witters

    Am Freitag war es wieder mal soweit. Antonio Rüdiger kam dem Ruf nach, der ihm vorauseilt. Während des Aufwärmens schoss er den Ball hoch in die Luft, sein mehrfacher Ausruf nach "Vorsicht" verhallte ungehört und letztlich traf die Kugel Mats Hummels im Gesicht. Der Dortmunder trug keinen Schaden davon, nahm die Entschuldigung an und trainierte anschließend mit der Mannschaft. Wer wollte, konnte aber wieder mal Rüdiger des unkontrollierten Verhaltens auf dem Rasen bezichtigen.

    Der 28-Jährige agiert kompromisslos auf dem Feld. Weitaus schlimmer als Hummels traf es beispielsweise Kevin de Bruyne, der nach einem Zusammenprall mit Rüdiger im Champions-League-Finale mit einem Nasenbein- und Augenhöhlenbruch ausgewechselt werden musste. Ohne den Regisseur war Manchester City chancenlos gegen den FC Chelsea. Rüdiger hat mit seinem Verein die begehrteste Trophäe des europäischen Vereinsfußballs gewonnen und war dabei eine der tragenden Säulen.

    Unter Thomas Tuchel entwickelt sich Antonio Rüdiger zum Stabilisator

    Vor wenigen Monaten galt das noch als ausgeschlossen, Trainer Frank Lampard sah in dem Innenverteidiger allenfalls einen Ergänzungsspieler. Thomas Tuchel aber übernahm im Januar die Mannschaft, setzte auf Rüdiger und gewann auch deswegen die Champions League. Seine Klub-Kollegen Kai Havertz und Timo Werner rühmten Rüdiger daraufhin als einen "Krieger". Doch der will davon nichts wissen: "Dieses ganze Krieger-Ding – wenn ich ehrlich bin, habe ich so schon immer gespielt." Tatsächlich schonte Rüdiger auch schon in seinen Anfangsjahren beim VfB Stuttgart weder sich noch seine Gegenspieler. Immerhin fünf Platzverweise sind für ihn in seiner Profizeit verzeichnet, den letzten aber kassierte er im April 2017 noch im Trikot des AS Rom. In der vergangenen Liga-Saison sah er nur eine Gelbe Karte. Rüdiger hat sein Spiel nicht umgestellt, das Timing in den Zweikämpfen aber massiv verbessert.

    Nationalspieler Jérôme Boateng ist das Vorbild von Antonio Rüdiger.
    Nationalspieler Jérôme Boateng ist das Vorbild von Antonio Rüdiger. Foto: Marius Becker, dpa

    Es ist eine Parallele zu seinem großen Vorbild Jérôme Boateng. Auch der nietete in jüngeren Jahren manchen Gegenspieler erbarmungslos über die Seitenlinie. Der Münchner verkörpert für Rüdiger "immer noch Weltklasse". Zudem habe er sich auch gemeldet, als es bei Chelsea nicht gut gelaufen sei.

    Nun aber ist Rüdiger einer der Gewinner der Saison und geht noch dazu als Stammkraft in die Europameisterschaft (Über die Rolle der Ergänzungsspieler). Die vergangene hatte er verpasst, weil er sich wenige Tage vor dem ersten Spiel das Kreuzband riss. Bei der WM in Russland wurden ihm wahlweise Mats Hummels, Jérôme Boateng und Niklas Süle vorgezogen. Zusammen mit Matthias Ginter und Hummels soll er am Dienstag den französischen Sturm um Kylian Mbappé stoppen. Eine Aufgabe, der Rüdiger recht gelassen entgegenblickt.

    Für Antonio Rüdiger ist Frankreich der EM-Favorit - aber nur auf dem Papier

    "Die Franzosen sind auf dem Papier stärker. Aber: Das ist nur Papier." Weisheiten, über die sich künftig auch die neugeborene Tochter freuen darf. Kurz nach dem Triumph in der Champions League wurde Rüdiger zum zweiten Mal Vater. Mehr als eine Stippvisite bei Frau und Kindern war aber nicht möglich, schließlich ging es für ihn bald weiter zur Nationalmannschaft. Dass er für Kompromisse nur in seltenen Fällen zu begeistern ist, führt er auch auf seine Jugend zurück. "Für mich war Fußball nur ein Weg, um aus der Armut rauszukommen. Ich wollte vor allem meiner Familie und mir selbst ein schöneres Leben geben können", so der gebürtige Berliner.

    Für die französische Offensive bedeutet Rüdigers Einstellung möglicherweise einen schmerzhaften Abend. "Wir müssen eklig sein, nicht immer lieb, lieb, lieb. Wir können nicht schön, schön, schön lösen, sondern müssen auch mal ein Zeichen setzen – früh." Der Verteidiger dürfte sich dafür selbst verantwortlich fühlen.

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