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Zusmarshausen: Spezialtraining mit einer Weltmeisterin

Montag, 14.30 Uhr, Schulsport bei den Mädchen der 7. Klasse in der Realschule Zusmarshausen. Die Lehrerin, eine kleine zierliche Frau, pfeift mit zwei Fingern und alle wechseln die Station. Beim näheren Hinsehen trägt die Lehrerin ein breites Kreuz und ist durchtrainiert von den Schultern bis zu den Waden: Es ist Boxweltmeisterin Tina Rupprecht, die die Teenagerinnen unterrichtet.

"Es ist voll cool und was Besonderes, von einer Profisportlerin trainiert zu werden", findet Franziska. "Aber irgendwie auch normal. Man gewöhnt sich dran", sagen Chiara und Frona. Rupprecht hat Grundschullehramt studiert. Da sie sich aber bislang auf ihre Sportlerkarriere konzentriert hat, ist sie noch ohne Referendariat und an der Realschule als Sportlehrerin stundenweise angestellt. Sechs Stunden am Montag und vier am Dienstag verbringt die 30-Jährige in der Schulsporthalle.

Abwechslungsreiches Zirkeltraining für alle Muskelgruppen

Für die Mädchen hat sie heute ein Zirkeltraining aufgebaut, bei dem alle Muskelgruppen trainiert werden. Bauchübungen mit dem Medizinball, Wettrennen mit Teppichfliesen, Seilspringen, Oberarmstütz – Rupprecht baut viel Abwechslung in die Stunde ein. Ist das anstrengend? "Ja!", sind sich Theresia, Amelie, Marie und Laura einig. Nach dem Sport gibt es oft einen Muskelkater, sagen die Mädchen. Bei motivierender Musik sind alle aber mit Spaß dabei. 

Tina Rupprecht hat Grundschullehramt studiert und ist in Zusmarshausen als Sportlehrerin angestellt. Sie weiß, wie sie ihre Schülerinnen motiviert.
Tina Rupprecht hat Grundschullehramt studiert und ist in Zusmarshausen als Sportlehrerin angestellt. Sie weiß, wie sie ihre Schülerinnen motiviert. Foto: Marcus Merk

Schließlich ist "Tiny Tina", wie sie sich in den sozialen Medien nennt, Profi. Seit 2018 ist die 1,53 Meter große Augsburgerin amtierende WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht, das von 45 bis 48 Kilogramm geht. Aktuell trainiert sie eineinhalb Stunden und das zweimal am Tag. "Zusammen mit dem Schulsport ist das in der Vorbereitungsphase schon hart." Am 25. März steht der wichtigste Kampf ihrer Karriere an: Rupprecht tritt im kalifornischen Fresno gegen WBA-Titelverteidigerin Senesia Estrada an. Bei der Titelvereinigung erhält die Gewinnerin beide Gürtel.

Mit dem Medizinball tun die Mädchen etwas für ihre Bauchmuskulatur.
Mit dem Medizinball tun die Mädchen etwas für ihre Bauchmuskulatur. Foto: Marcus Merk

Jabs, Punches und Fußarbeit erfordern Konzentration und Koordination

Der Schulgong läutet, nun sind die Erwachsenen dran: Es gibt eine extra Boxeinheit von der Weltmeisterin. "Wir starten mit Seilspringen. Im Boxtraining machen wir das zehn Minuten lang. Das ist echt anstrengend", gibt Rupprecht zu. Etwas aus der Puste werden ein paar Schritte geübt, später kombiniert mit Schlägen. Sie erklärt, was eine Führhand und eine Schlaghand ist und welcher Fuß vorangeht. Das ist wichtig, erfordert aber auch Konzentration. Jabs sind gerade Schläge mit der Führhand, Punches harte Schläge mit der hinteren Schlaghand. "Nicht richtig zuschlagen, nur andeuten. Ich habe keine Schoner an", gibt sie zu bedenken.

Die Boxweltmeisterin erklärt, wo der Schlag hingehen soll.
Die Boxweltmeisterin erklärt, wo der Schlag hingehen soll. Foto: Marcus Merk

Bei der Erzählung von einer selbst erlebten Kickboxkarriere, die wegen ständiger blauer Flecken an der Hüfte – trotz Schutzpolster! – nicht länger als ein paar Monate andauerte, winkt die Sportlerin ab: "Ach nein, so was gibt es bei uns im Training nicht. Beim Boxen gibt es ja keine Kicks." Klar, es wird nicht mit dem Fuß zugeschlagen. "Nach dem Training tut dir halt oft das Gesicht weh." Oh, wenn es nur das ist ... 

Getroffen: Kein Zufall, sondern Teil des Trainings.
Getroffen: Kein Zufall, sondern Teil des Trainings. Foto: Marcus Merk

Nun wird noch geübt, Schläge zu meiden. Dafür weicht man mit dem ganzen Körper aus – einen Schritt zur Seite und den Oberkörper geduckt wegdrehen. "Gleichzeitig auf die Antwort vorbereiten und zum Gegenschlag ausholen", lautet die Anleitung. Gar nicht so einfach. Als Ungeübter kommt eher das Gefühl auf, eine Blockade im Kopf zwingt einen dazu, sich zu entscheiden: Abwehr oder Angriff. 

Seilspringen zum Aufwärmen: Beliebt im Boxtraining.
Seilspringen zum Aufwärmen: Beliebt im Boxtraining. Foto: Marcus Merk

Die Mädchen haben sich mittlerweile umgezogen und schauen vom Sporthallenflur aus gespannt zu. "Wenn ihr wollt, können wir das nächste Woche auch machen", ruft ihnen Tina Rupprecht zu. "Au ja, lass' boxen!", schallt es zurück. "Alles klar, dann machen wir nächstes Mal Boxtraining, aber zuvor ist noch Notenabnahme im Step Aerobic." Die Antwort: Genervtes Stöhnen. Manchmal ist die Boxweltmeisterin eben auch eine ganz normale Lehrerin. 

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