Es war ein besonderer Augenblick, den sich viele nicht entgehen lassen wollten: Rund 200 Menschen verfolgten am Mittwochmorgen, wie ein großer Kran den neuen Turm auf das Schloss Mickhausen hob.
Kunstvoll geschwungene Turmzwiebel
Vor 182 Jahren wurde der letzte Turm über dem Hauptportal abgebaut. Er war wohl baufällig geworden. Die neue Stahl-Holz-Konstruktion sollte die nächsten 180 Jahre überstehen. Sie ist vollständig mit Kupfer verkleidet. Den Abschluss bildet eine kunstvoll geschwungene Turmzwiebel mit Wetterfahne. Bis der Kranführer mit viel Fingerspitzengefühl die Konstruktion in die Aussparung im Dach hievte, vergingen einige Minuten.
Zuvor hatte der Pfarrer Andreas Schmid um den Segen für den Turm und das Schloss und dessen Schönheit gebeten. Wolfgang Knabe, der Vorsitzende der Hermann-Messerschmidt-Kulturerbe-Stiftung, die seit mehreren Jahren das Schloss saniert, erinnerte an die Bauzeit: Seit neun Jahren laufe das Projekt, das er und seine Frau Edith ehrenamtlich vorantreiben. Sie stehen beim verstorbenen Stifter und Mäzen Hermann Messerschmidt im Wort. Er hatte sich eine Belebung des alten Gemäuers mit Kultur gewünscht und dafür einen Teil seines Vermögens in die Stiftung gesteckt. Welches Ausmaß die Sanierung angenommen hat, verdeutlichte Knabe: Er und seine Frau seien Tag und Nacht für das Schloss unterwegs. In den vergangenen Jahren hätten sie viele Urlaube sausen lassen. Im Büro stünden mittlerweile 600 Aktenordner zum Schloss. Verbaut wurden bislang rund 10,5 Millionen Euro.
Knabe dankte nicht nur allen Helfern, sondern drückte auch seine Dankbarkeit dafür aus, dass es keinen einzigen Unfall während der Sanierung gegeben hatte. Die vergangenen Jahre hätten einen oft nicht einfachen Weg bedeutet. Der Turm sei zugleich ein Schlussstein - mit ihm ist die Sanierung beendet. Die Interessierten konnten sich anschließend in der Orangerie über das Millionenprojekt auf mehreren Schautafeln erkundigen. Stiftungsvorsitzender Knabe übte Kritik an der fehlenden Unterstützung durch die Gemeinde mit Bürgermeister Mirko Kujath und deutete an, wie es mit dem Schloss weitergehen könnte.
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