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Warum im Raum Augsburg immer öfter Rassekatzen aufgefunden werden

Bobingen/Friedberg/Landsberg

Warum immer öfter Rassekatzen aufgefunden werden

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    Bhagira ist eine Norwegische Waldkatze und ist Ende Juni in Bobingen völlig abgemagert einer Familie zugelaufen.
    Bhagira ist eine Norwegische Waldkatze und ist Ende Juni in Bobingen völlig abgemagert einer Familie zugelaufen. Foto: Attis e.V.

    Fingernagelgroße Zecken auf dem Fell, abgemagert und anhänglich. So ist die Norwegische Waldkatze Ende Juni bei einer Familie in der Bobinger Siedlung aufgetaucht. Der Zustand der Katze sei unvorstellbar schlecht gewesen, sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Angelockt durch das Futter ihrer eigenen Tiere, sei die verwahrloste Rassekatze bei ihr ins Haus gekommen. „Bei uns sind Katzen Familienmitglieder. Ich verstehe nicht, wie man Tiere aussetzen kann“, sagt die Besitzerin zweier eigener Katzen. Immer wieder sind in den vergangenen Wochen Rassekatzen aufgefunden worden, so zum Beispiel in Oberottmarshausen, Friedberg, Augsburg, am Kissinger Weitmannsee und am Mandichosee bei Merching und Landsberg.

    In Bobingen werden binnen weniger Tage zwei Tiere aufgefunden

    Einige Tage später sei, laut Marianne Schimmer-Ripperger vom Tierschutzverein Attis, wenige hundert Meter entfernt in Straßberg eine zweite Norwegische Waldkatze aufgefunden worden. Sie vermutet, beide Katzen stammen aus demselben Wurf. Die Fundkatze aus der Bobinger Siedlung, Bhagira, lebe inzwischen bei ihr in Pflege. Auch, weil die Lage bei Fundtieren kompliziert ist.

    Eine der zugelaufenen Rassekatzen, die von Tierschützern von Attis betreut werden.
    Eine der zugelaufenen Rassekatzen, die von Tierschützern von Attis betreut werden. Foto: Attis e.V.

    Grundsätzlich sind die Gemeinden dazu angehalten, Fundtiere aufzunehmen und gemäß § 2 des Tierschutzgesetzes (§ 2 TierSchG) entsprechend im Tierheim oder einer Pflegestelle unterzubringen. Einzelne Kommunen schließen in der Regel mit einem Tierschutzverein einen sogenannten Fundtiervertrag ab. Daraus folgt: Der Vertragspartner ist verpflichtet, sich um die Fundtiere zu kümmern. Gilt das Tier jedoch als herrenlos, sieht die Lage anders aus. Als herrenlos werden Tiere bezeichnet, die freilebend sind oder von ehemaligen Haltern ausgesetzt wurden.

    Tierärztin aus Oberottmarshausen hat 16 Rassekatzen behandelt

    Daniela Rose kennt das Problem. Die Tierärztin aus Oberottmarshausen hatte in den vergangenen Wochen 16 Rassekatzen auf dem Behandlungstisch. „So viele hatte ich noch nie, das ist schon sehr auffällig“, sagt Rose. Menschen hätten immer öfter kein Geld mehr, um ihre Tiere zu versorgen. Befreundete Tierschützer berichteten ihr, von zu wenigen Fundtierabkommen mit den Gemeinden. Eine Kastrationspflicht für Katzen würde allgemein helfen. Rose hatte Anfang Juni, als das Hochwasser den Landkreis im Griff hatte, im Wochenend-Notdienst eine Maine-Coon-Katze behandelt. Der Hund einer Oberottmarshausenerin hatte das Tier in einem Gebüsch aufgestöbert. „Die Katze war total abgemagert. Sie wäre einen Tag später tot gewesen“, sagt die Tierärztin. Nach einer Intensivbehandlung lebt das Tier nun bei seiner Finderin. Der Zustand der Fortpflanzungsorgane der Katze lasse die Ärztin vermuten, das Tier entstamme einer illegalen Zucht. Tiertransporte aus dem Ausland würden, laut Rose, in Annahme einer Kontrolle, die Tiere loswerden wollen. „Eine illegale Zucht vor Ort hätten Nachbarn sicherlich bemerkt“, sagt Rose.

    Diese Rassekatze ist ein Fundtier und nun in der Vermittlung der Tierschützer.
    Diese Rassekatze ist ein Fundtier und nun in der Vermittlung der Tierschützer. Foto: Attis e.V.

    In Schwabmünchen wurden Ende Juni drei kleine Baby-Rassekatzen gefunden. Die Maine-Coone-Kätzchen wurden an der Gesamtschule und am Friedhof gesehen und werden von den Tierfreunden Schwabmünchen betreut. Vorsitzende Iris Mayr weiß außerdem von einer aufgefunden Maine-Coon-Katze im Wald bei Burgwalden und weiteren Tieren der Rasse Ragdoll und Brima. Auch das Tierheim Landsberg berichtet von fünf Maine-Coon-Mix-Katzen, aufgefunden im April unter anderem in Obermeitingen. Mayr spricht von insgesamt 20 Tieren in der jüngsten Vergangenheit. Alle seien nicht gechipt gewesen und mutmaßlich ausgesetzt worden. Auch Mayr vermutet eine illegale Zucht dahinter und plädiert darum, Tierschutzvereinen Auffälligkeiten zu melden, auch anonym.

    In Kissing hat man insgesamt vier Tiere der Rasse Maine Coone gefunden. „Wir von Katzen ohne Heimat haben ganz aktuell ein Tier zur Tierklinik Anicura gebracht“, berichtet Karin Beckerbauer, 1. Vorsitzende des Vereins. Sie hat ihre Vereinskollegin Elfi Ortlieb verständigt, die am Montag sofort im Einsatz war und den Kater auf Höhe des Sportgeländes Helios am Weitmannsee einfangen konnte. Auch sie ist entsetzt über die vielen Rassekatzen, die derzeit ausgesetzt werden. Bereits am Sonntag war sie unterwegs am Mandichosee, um dort eine weitere ausgesetzte Main Coone zu retten. „Das Tier war abgemagert bis auf die Knochen“, berichtet Ortlieb. Die Tierschützer stehen auch in enger Verbindung mit dem Veterinäramt des Landkreises und hoffen, dass über die Tierärzte die Besitzer ermittelt werden können.

    Laut Tierärztin Daniela Rose ist die Nachfrage nach Rassekatzen gestiegen. Diese hätten oft chronische Krankheiten, wie Herzprobleme oder Allergien. Die Tierheime sind voll, dort würde man auch Babykatzen finden, wenn man auf der Suche nach einem Tier sei. Sich eine Katze günstig aus dem Internet anschaffen, sei immer der falsche Weg.

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