Der Umgangston auf Ämtern und in Verwaltungsbehörden im Landkreis hat sich verändert. So äußert sich der Königsbrunner Bürgermeister Franz Feigl (CSU) über „Bürger, die brüllend oder ohne Abschiedsgruß aus dem Rathausfoyer stürmen“, im Königsbrunner Mitteilungsblatt. Feigl erwähnt auch eine Bürgerin, die es in einem Wutanfall als „Frechheit“ empfunden habe, dass sie zur Erstellung eines neuen Ausweises ein Passbild mitbringen musste. Auch ein Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde bekam die Ungeduld der Bürger zu spüren, wie Feigl weiter ausführt, als er von ihnen mit Steinchen und Ästen beworfen wurde, während er den „Park der Sinne“ reinigte. Wird der Umgangston in den Behörden im Augsburger Land immer rauer?
Beleidigende Gespräche nehmen in Königsbrunn zu
Die Pressesprecherin der Stadt Königsbrunn, Anke Maresch, weist darauf hin, dass die Mehrzahl der Kontakte in den Behörden friedlich verlaufe. „Natürlich gibt es viele freundliche Kontakte zwischen den Angestellten und den Bürgern, aber die Zahl der unfreundlichen und beleidigenden Gespräche, Kommentare und Mails nimmt einfach zu“, sagt sie. Die Mitarbeiter der Verwaltung arbeiteten in einem rechtlich engen „Korsett“: Sie müssen regelkonform vorgehen und haben keinerlei Spielraum bei ihren Entscheidungen. Selbstverständlich könnten Bedürfnisse oder Kritik geäußert werden. Laut Maresch bitte man aber um einen freundlichen Umgangston. Auch könnten die Bürger nach Gründen für die Entscheidung fragen. Die Vorschriften und Hintergründe, auf denen eine Entscheidung beruht, kenne der Außenstehende oft nicht. „Kann er aber auch gar nicht“, sagt die Pressesprecherin.
Untermeitingens Bürgermeister Simon Schropp (CSU) sagt über den Umgangston und die unschönen Vorfälle auf den Ämtern: „Da ist bei uns noch ein bisschen mehr heile Welt.“ In den Zuständigkeitsbereich der Lechfeldgemeinden fallen circa 18.000 Bürger, die Berührung ist also da. Diejenigen, die kein Verständnis für gewisse Entscheidungen oder Richtlinien hätten, seien schon oft sehr deutlich, in solchen Fällen müsse man die Kollegen schützen. Die Anzahl der Widersprüche und der Klageverfahren nehme ebenfalls deutlich zu. Die Bürger würden viel googeln und dann etwas von einem anderen Bürger lesen, bei dem vielleicht ein Urteil anders ausgegangen sei, als bei einem selbst. „Sie betreiben viel Selbst-Juristerei“, sagt Schropp.
Bei Reichsbürgern wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt
Auch mit den sogenannten „Reichsbürgern“, einer Gruppierung, die die Existenz der Bundesrepublik in Frage stellt und teilweise leugnet, habe es laut Schropp bereits vereinzelt Auseinandersetzungen gegeben. Sogar Hausdurchsuchungen wurden in diesem Zusammenhang durchgeführt. „Wir lassen uns nicht lähmen oder gar schikanieren, sondern machen einfach weiter“, sagt der Bürgermeister der Lechfeldgemeinde. Bis jetzt gab es auf den Ämtern in Untermeitingen keine körperlichen Auseinandersetzungen. Die meisten unfreundlichen Nachrichten erreichten die Mitarbeiter der Ämter per Brief, Mail oder am Telefon. „Das muss man einfach aushalten“, sagt der Simon Schropp.
In Stadtbergen sei die Situation etwas angenehmer. Manuela Peter sitzt im Vorzimmer des Bürgermeisters. Sie berichtet, dass man es natürlich kenne, wenn Bürgerinnen und Bürger Luft ablassen müssen. „Es kommt vor, aber man kommt zurecht“, sagt sie. Doch für die Mitarbeiter zahle es sich aus, ruhig und freundlich zu bleiben, denn „oft entschuldigen sich Menschen im Nachhinein“, sagt Peter. Die Situation lasse sich klären, nachdem der erste Ärger verflogen ist.
Manchmal bleibt der Ärger aus
Kai Schwarz von der Pressestelle Gersthofen sagt, dass Gersthofer Verwaltungsangestellte nicht viel Ärger bei der Arbeit mit ihren Mitbürgern empfänden. Durch verschiedene Schulungen seien die Mitarbeiter bestens vorbereitet, für die Bürger da zu sein. Der Fokus liege darauf, auch wenn nicht alle Bürgerinnen und Bürger gleich seien, sein Bestes zu geben. „Die Mitarbeiter sollen alle Anliegen und Bedürfnisse auch gleich behandeln“, sagt Schwarz.
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