Ein Nachmittag auf der Königsbrunner Gautsch. Wenige Menschen haben Trachten an. Dabei soll das gerade wieder große Mode sein, siehe Stadtberger Stadtfest, Plärrer oder Wiesn. Ein junges Pärchen sitzt auf den Bierbänken vor dem Zelt, beide ohne Dirndl und Lederhose. Warum?
Die 24-jährige Vanessa Liedtke ist in Begleitung von Marcel unterwegs. Beide tragen weiße Sneaker, Jeans und Shirt. Ein ganz normaler Alltagslook. Vanessa erklärt den diesjährigen Trachten-Knigge: „Das Dirndl trägt man nur am Wochenende oder abends“, sagt sie. Okay, wieder was dazugelernt. Am Tag keine Tracht fürs harmlose Flanieren, sondern nur beim zünftigen Beisammensein am Abend.
Die 24-Jährige erklärt, was bei jungen Leuten Trachten-Trend ist und was heute keiner mehr trägt. „Dirndl mit Ausschnitt gehen gar nicht mehr.“ Was denn dann? Wer 2024 mit der Trachtenmode gehen mag, der trägt eine hochgeschlossene Bluse, sagt sie. Eva-Maria Sedlmeir von Trachtenmode Sedlmeir sagt zum Thema Bluse: „Bei uns kaufen viele Puffärmel und Flügelärmel.“ Standardfarben, wie weiß, sind laut Sedlmeir nicht mehr so gefragt. Stattdessen geht der Trend zu bunten Blusen, farblich passend zum Dirndl, sagt sie. Beispielsweise eine blaue Bluse zum blauen Dirndl für einen monochromen Look.
Trachtenmode 2024: blau, grün und schwarz sind Trendfarben
Das Dirndl sollte laut Vanessa Liedtke klassisch sein. Mini-Dirndls haben ihrer Meinung nach ausgedient. Sie trägt zu ihrem Dirndl eine kleine Brusttasche quer über den Oberkörper, weil die im Gegensatz zur in der Hand getragenen Clutch nicht so schnell auf der Bierbank liegen bleibt. Eva-Maria Sedlmeir sagt zur Dirndllänge: „Definitiv mindestens knielang.“ Besonders gedeckte Farben wie oliv, blau und im Herbst auch schwarz seien dieses Jahr im Trend für Dirndl und Herrenwesten. Aber nicht als glänzende Brokat-Variante, sondern „man geht zu traditionellen Naturfasern zurück“, weiß Sedlmeir. Samt, Leinen und Cord sind angesagt, kombiniert mit Knöpfen oder einem Zierreißverschluss. Häkchen und Schnürungen haben es dieses Jahr eher schwer. Der Trend geht weg von auffälligen Designs, hin zum schlichten Minimalismus.
Und was ist mit den Schuhen? Früher waren braune Haferlschuhe aus Leder zum Binden oder hochhackige Schuhe Standard im Bierzelt. Vanessa Liedtke und ihr Begleiter Marcel grinsen entspannt. „Wir tragen normale Sneaker, das ist viel bequemer.“ Laut Eva-Maria Sedlmeir machen das vor allem junge Leute. Bei den Damen sind Pumps, Ballerinas und Stiefeletten eine elegante und passende Fußbekleidung, mit der nichts schiefgehen kann. Die Männer setzen weiterhin auf Haferlschuhe, aber nicht in Kombination mit Wadlwärmern, sondern mit farblich abgestimmten Kniestrümpfen.
Hemd, Weste und Kniestrümpfe gerne Ton in Ton
Apropos Männer, wie steht es bei denen um die Tracht? Eine Lederhose hat der 24-jährige Marcel im Schrank. Dazu ein Hemd. Also alles beim Alten, oder? Nicht ganz, die Lederhose hat jetzt keine Träger mehr und über das Hemd kommt unbedingt eine Weste, damit es eleganter aussieht. Eva-Maria Sedlmeir empfiehlt, die Weste in eher gedeckten Tönen zu einem weißen Hemd zu kombinieren oder Ton in Ton. Wer es experimentierfreudiger mag, kann auch Längsstreifen tragen. Karos hingegen sind im Moment aus der Mode. Besser für das nächste Jahr in den Schrank einmotten, ganz bestimmt ist die Mode dann wieder eine andere.
Haarreifen und Flechtfrisuren sind modern
Und die Haare? Gautsch-Besucherin Vanessa Liedtke setzt auf eine traditionelle Flechtfrisur. Eva-Maria Sedlmeir sagt: „Wir verkaufen viele Haarreifen in diesem Jahr.“ Manchmal reichen kleine Accessoires, um ein Outfit modern aufzupeppen.
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