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  3. Landkreis Augsburg: Hochwasserlage ist angespannt: An vielen Schulen fällt der Unterricht aus

Landkreis Augsburg
02.06.2024

Hochwasserlage ist angespannt: An vielen Schulen fällt der Unterricht aus

Die Lage entlang der Schmutter - hier bei Diedorf - bleibt angespannt. Aktuell droht ein Damm bei Nordendorf zu brechen.
Foto: Marcus Merk

Der Landkreis Augsburg ruft den Katastrophenfall aus. In Nordendorf droht ein Damm an der Schmutter zu brechen, Anwohner sollen ihre Häuser verlassen. Die B2 wird gesperrt.

Wegen der aktuellen Starkregen- und Hochwasserlage wird die Bevölkerung des gesamten Landkreises Augsburg dazu aufgefordert, alle Gewässer zu meiden. Da viele Gewässer über die Ufer getreten sind, besteht flächendeckend akute Gefahr, so das Landratsamt. In vielen Orten im Augsburger Land fällt am Montag die Schule aus.

In Achsheim stieg die Schmutter in der Nacht auf über 180 Zentimeter. Normal ist dort in Pegel von rund 30 Zentimetern.
Foto: Marcus Merk

Betroffen sind laut Landratsamt:

  • Grundschule Dinkelscherben

  • Mittelschule Dinkelscherben

  • Helen-Keller-Schule Dinkelscherben

  • Montessori-Schule Dinkelscherben

  • Grundschule Diedorf (mit Anhausen)

  • Mittelschule Diedorf (mit Anhausen)

  • Schmuttertal-Gymnasium Diedorf

  • Grundschule Biberbach

  • Grundschule Gessertshausen

  • Grundschule Gablingen

  • Grundschule Fischach-Langenneufnach

  • Grundschule Nordendorf

  • Grundschule Westendorf

  • Grundschule Altenmünster

Am Sonntag bringen die Überflutungen auch Stromausfälle mit sich. Die LEW hat unter der Telefonnummer 0800 5396380 eine kostenlose Störungshotline eingerichtet. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern teilt am Sonntagvormittag mit, dass die Pegel in Schwaben zwar vielerorts langsam sinken, die Lage an der Schmutter, vor allem bei Achsheim, aber angespannt bleibt. 

AmSonntagabend gab es Probleme auf der B2: An der nördlichen Landkreisgrenze tritt Wasser von der Schmutter auf die Fahrbahn der Bundesstraße B2. Die B2 wird aktuell in beide Fahrtrichtungen gesperrt.

Hochwasserlage ist angespannt: An vielen Schulen fällt der Unterricht aus
121 Bilder
Der Landkreis Augsburg steht unter Wasser: Das Unwetter in Bildern
Foto: Marcus Merk, Maximilian Czysz, Elmar Knöchel, Josef Thiergärtner, Katharina Indrich, Marco Keitel, Karin Marz

Am Sonntagmittag verschärfte sich die Lage weiter: Der Damm der Schmutter in Nordendorf war kurz davor zu brechen. Die Bevölkerung wurde dringend aufgefordert, folgende Gebiete so schnell wie möglich zu verlassen:

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  • den kompletten Ortsbereich westlich der Hauptstraße und der Schäfflerstraße
  • zusätzlich den Bereich östlich der Hauptstraße der in einer Linie entlang der Straßen Dr. Fuchsberger-Straße - Schlossgartenstraße - Lindenstraße - Römerstraße - Keltenstraße - Dammstraße bis zur Dieselstraße verläuft

Bereits in der Nacht auf Sonntag hatte sich die Lage im nördlichen Landkreis weiter zugespitzt. Folgende Bereiche wurden nach Mitteilung des Landratsamts evakuiert: In der Gemeinde Kühlenthal

  • der Bereich zwischen der Blankenburger Straße und der Schmutter bis zur Einmündung in die Hauptstraße
  • der Bereich der Hauptstraße ab Einmündung der Blankenburger Straße bis zur Schmutter
  • der Bereich Am Graben (östliche Hausnummern 11-25)
  • der Schmutterweg ab Einmündung Am Graben bis hin zur Schmutter
  • der Bereich zwischen Mittelmähder und Schmutter
  • der Bereich der Nachtweide komplett

In der Gemeinde Allmannshofen zusätzlich zu unten folgende Bereiche:

  • Siedlungsstraße
  • Klause
  • An der Schmutter
In Achsheim erreichte der Pegel in der Nacht einen historischen Höchststand.
Foto: Marcus Merk

Gegen 17 Uhr teilte das Landratsamt am Samstag mit, dass einige Menschen in Dinkelscherben ihr Zuhause verlassen mussten. Gegen 18 Uhr wurden dann weitere Anwohner zur Evakuierung aufgefordert. Es gelten dringende Evakuierungsempfehlungen für: 

  • Batzenhofen (Bereich zwischen Mühlstraße und Schmutterstraße zur Schmutter hin)
  • Gablingen (Bereich zwischen Bauernstraße, Hauptstraße und Angererstraße zur Schmutter hin)
  • Langweid Ortsteil Achsheim (Bereich zwischen Bauernstraße und Hauptstraße zur Schmutter hin)
  • Eisenbrechtshofen (Bereich zwischen Schmutterstraße und Zollhausstraße zur Schmutter hin)
  • Biberbach (Bereich je 200 Meter zur Schmutter und zum Biberbach)
  • Allmannshofen Ortsteil Hahnenweiler gesamt
  • Allmannshofen östlich der Schmutter komplett
  • Gemeinde Nordendorf komplett. Eine Unterbringung auf dem Gebiet der Gemeinde Nordendorf gilt als nicht sicher.

Wichtiger Hinweis: Die Evakuierungsaufforderungen im Landkreis Augsburg in den Straßenzügen von

  • Nordendorf
  • Kühlenthal
  • Diedorf
  • Anhausen
  • Altenmünster
  • Batzenhofen
  • Gablingen
  • Achsheim
  • Eisenbrechtshofen
  • Biberbach
  • Hahnenweiler
  • Allmannshofen

werden insbesondere wegen der zu erwartenden Starkregenereignisse am Sonntagnachmittag weiter aufrecht erhalten. 

Personen, die in den betroffenen Kommunen wohnen, sollen sich selbstständig in Sicherheit bringen. Wer keine Möglichkeit hat, bei Familie, Freunden oder Bekannten außerhalb des Gefahrenbereichs unterzukommen, hat die Möglichkeit, sich in die Notunterkunft der Regierung von Schwaben an der Messe Augsburg zu begeben. Auch in der Gemeinde Altenmünster spitzte sich die Situation zu: Gebäude in der Eppishofer Straße, der Mühlgasse und in der Straße Im Winkel wurden evakuiert. In Turnhalle in Altenmünster wurde ein Nachtlager eingerichtet.

Die Kläranlagen in den Gemeinden Allmannshofen, Ehingen, Nordendorf und Westendorf sind aufgrund des Hochwassers nur noch bedingt aufnahmefähig. Die Bevölkerung in den genannten Gemeindegebieten wird deshalb darum gebeten, nur noch das nötigste Schmutzwasser über die Abwasserleitungen zu entsorgen. Zu Schmutzwasser zählen häusliche Abwasser aus Toiletten, Sanitäreinrichtungen, Spülmaschinen, Waschmaschinen sowie Abwasser aus Betrieben, die in die öffentliche Kanalisation ableiten.

Ab Samstagnachmittag spitzte sich die Hochwassersituation im nördlichen Landkreis Augsburg zu.
Foto: Marcus Merk

Gegen 22 Uhr wurde der Evakuierungsbereich in der Gemeinde Nordendorf eingeschränkt. Betroffen waren nach Mitteilung des Landratsamts der komplette Ortsbereich westlich der Hauptstraße und der Schäfflerstraße und zusätzlich ein Bereich östlich der Hauptstraße, der in einer Linie entlang der Straßen Dr. Fuchsberger-Straße - Schlossgartenstraße - Lindenstraße - Römerstraße - Keltenstraße - Dammstraße bis zur Dieselstraße verläuft. Wegen des ansteigenden Wassers waren immer mehr Straßen nicht mehr befahrbar - etwa die Ortsstraße in Gablingen in Richtungen Batzenhofen. Während die Helfer im nördlichen Landkreis unermüdlich Sandsäcke befüllten und stapelten, erreichte der Schmutter-Pegel in Achsheim einen historischen Höchststand: Er lag um 22.30 Uhr bei 185 Zentimetern. Zum Vergleich: Beim Hochwasser im August 2005 waren es 162 Zentimeter. Die Marke für das hundertjährige Hochwasser liegt bei 160 Zentimetern.

Brennpunkt Nordendorf: Gemeinde aktiviert Notfallplan

Nordendorfs Bürgermeister Tobias Kunz hat den Krisenstab einberufen. Dieser hat nach Mitteilung der Gemeinde entschieden, den Hochwasser-Notfallplan zu aktivieren. Dieser sieht vor, die vom Hochwasserschutz betroffene Bevölkerung zu warnen und die nicht unmittelbar betroffene Bevölkerung zur Hilfe aufzurufen. Die Gemeinde hat für solche Fälle einen massiven Plan in der Schublade. 

Video: augsburg.tv

Bürgermeister Tobias Kunz: „Bürgerinnen und Bürger, die helfen können, melden sich bitte im Bürgersaal. Unser Krisenstab koordiniert die Helferinnen und Helfer an die richtige Stelle: Sandsäcke füllen, Logistikunterstützung oder Helferversorgung. Wir haben für jede Helferin und jeden Helfer etwas zu tun.“ So sammelten sich viele Helfer während des Vormittags am Bauhof. Sogar an die Kinderbetreuung hat die Gemeinde gedacht. Wer helfen möchte aber seine Kinder nicht alleine zu Hause lassen kann, darf kostenfrei die Kinderbetreuung in der Kita "Schmutterzwerge" in Anspruch nehmen.

Nordendorf: Wer helfen kann, soll anpacken

Die Gemeinde verfolge zwei Ansätze, so Kunz: "Wir wollen den bestehenden Deich mit einer massiven Sandsacklogistik verteidigen und das HQ100-Szenario einer Deichüberflutung zwischen Westendorf und Nordendorf mit einem mobilen Deich aufhalten. Wir haben nur wenig Zeit, aber unsere Vorbereitung ist gut und unsere Einsatzkräfte sind hoch motiviert." Alle Haushalte werden durch die Einsatzkräfte über Gefahren informiert. Unter www.nordendorf.de ist eine Notfall-Seite mit allen Infos frei geschaltet. Die Verwaltung steht für Fragen unter 08273/9998-70 oder per Mail an esis@vg-nordendorf.de zur Verfügung. Der Einsatzkoordinierende Krisenstab ist unter der Telefonnummer 08273/99850-0 erreichbar.

In Westendorf mussten mehrere Keller leergepumpt werden. Und in Affaltern war die Feuerwehr mit Sandsäcken zur Stelle, weil die Schmutter über die Ufer getreten war. Später wurden dann die Schmutterbrücken gesperrt. Im Markt Dinkelscherben wurden am Samstagnachmittag 14 Personen evakuiert und in Sicherheit gebracht. Darüber hinaus wird aktuell in der Gemeinde Altenmünster der Bereich zwischen der Mühlgasse und der Eppishofer Straße evakuiert. Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Altenmünster werden in der örtlichen Turnhalle untergebracht.

"Land unter" im Landkreis Augsburg: Viele Straßen wurden am Samstag gesperrt.
Foto: Marcus Merk

In Burgwalden war am Samstag ein Damm gebrochen. Wegen der hohen Wassermassen wurde eine Evakuierung im Diedorfer Ortsteil Anhausen zwischen Adelgundisstraße, Bachstraße, Mühlenstraße und Leitershofer Straße sowie in Diedorf zwischen Nebelhornstraße und Müllerweg notwendig. 

Ministerpräsident Markus Söder (Dritter von rechts) und Innenminister Joachim Herrmann (rechts daneben) machen sich ein Bild vom Hochwasser in Diedorf. Hier sprachen sie mit Kreisbrandrat Christian Kannler und Landrat Martin Sailer (von links)
Foto: Marcus Merk

Alle Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Bereiche sollten sich unverzüglich selbstständig in die Diedorfer Turnhalle begeben. Der Landkreis warnte: "Halten Sie sich unbedingt von den Bahnunterführungen Oggenhofstraße und Schmutterstraße fern. Die Fluten werden dort abfließen. Es besteht Lebensgefahr. Überdies wird die gesamte B300 in diesem Bereich überflutet werden." 

Video: Christoph Pöpperl

Staubecken können Wasserbecken nicht mehr auffangen

Der Landkreis Augsburg hatte bereits am Samstagmorgen den Katastrophenfall ausgerufen. Der Schnerzhofer Weiher östlich von Markt Wald sowie ein Staubecken bei Langenneufnach in den Stauden konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Diese liefen aktuell in die Neufnach. Es sei damit zu rechnen, dass die Pegelstände weiter stark ansteigen, wovon insbesondere die Gemeinden Fischach und Langenneufnach betroffen sein werden, hieß es. Es wurde mit großflächigen Überschwemmungen gerechnet. Ein Anliegen der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Augsburg: Es gehen vermehrt Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern ein, die darum bitten, dass ihre Gärten oder Keller ausgepumpt werden. Die Freiwillige Feuerwehr weist darauf hin, dass hier aktuell nicht weitergeholfen werden kann, da das abgepumpte Grundwasser von unten wieder nachdrückt.

Land unter in Fischach: In den Stauden spitzte sich die Lage am Samstagmittag zu.
Foto: Maximilian Czysz

Wie groß die Schäden sind, war am Samstag nicht abzuschätzen. Landrat Martin Sailer machte sich am Samstagmorgen ein Bild von den Überschwemmungen in Fischach und sagte: "Wir gehen davon aus, dass sich die Lage extrem bleibt und sich in den kommenden Stunden in den nördlichen Landkreis verlagern wird." Allein in Fischach wurden 4000 bis 5000 Sandsäcke gegen die Fluten aufgetürmt.

In Fischach wurden vier Menschen mit dem Helikopter aus den Fluten geholt.
Foto: Marcus Merk

Die Schmutter bei Fischach und die Zusam bei Fleinhausen hatten am Vormittag die Meldestufe 4 erreicht und einige Straßen im Landkreis-Gebiet sind überflutet. Der Landkreis Augsburg hat auf seiner Internetseite www.landkreis-augsburg.de einen Liveticker zur aktuellen Lage eingerichtet und informiert auch über seine Social-Media-Kanäle. Die Bevölkerung des Landkreises Augsburg wird dringend angehalten, überflutete Gebiete zu verlassen und Tiefgaragen sowie Kellerräume zu meiden. In Fischach wurden am Morgen Anwohner in Wohnlagen nahe Schmutter und Neufnach per Lautsprecherdurchsage der Feuerwehr gebeten, sich in Sicherheit zu begeben.

Stellenweise ging es nur mit dem Radlader vorwärts.
Foto: Maximilian Czysz

Anwohner wurden in der Schaufel eines großen Radladers durch die Wassermassen ins Trockene gefahren. Am Vormittag wurden in Fischach vier Menschen mit dem Hubschrauber per Seilwinde gerettet. Mütter und Kinder aus dem Fischacher Wohlfühlhaus wurde in die Turnhalle nach Willmatshofen gebracht, wo für sie ein Nachtlager eingerichtet wird. Dort wird für die Gäste auch gekocht. In Langenneufnach wurde ein Zeltlager mit 30 Kindern und Jugendlichen sowie Betreuern geräumt. 

Schulunterricht fällt am Montag in Fischach aus

Der Unterricht an der Grund- und Mittelschule in Fischach und Langenneufnach sowie der Kindergarten in Fischach (nicht Willmatshofen) entfallen am Montag, teilte Bürgermeister Peter Ziegelmeier am Samstagmittag mit. "Das ist zu gefährlich und nicht verantwortbar." Ob der gesamte Unterricht im Landkreis ausfällt, soll sich am Sonntag entscheiden, sagte Landrat Sailer. Auch das für Sonntagabend angekündigte Konzert von Yoed Sorek in der Fischacher Kirche wurde abgesagt. 

Der Bereich östlich der Schmutterbrücke in Fischach war am Samstag großflächig überflutet.
Foto: Marcus Merk

Die Brücke, an der in Fischach Schmutter und Neufnach zusammentreffen, wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. Auch viele andere Überfahrten in den Stauden waren nicht mehr passierbar. In der Ortsmitte von Siegertshofen hatte sich eine große Wasserfläche aufgestaut. Auch in Mickhausen trat die Schmutter weit über die Ufer - am Fußballplatz war Land unter. In Mittelneufnach hatte das Wasser den Sportplatz in einen See verwandelt. Die Ortsfeuerwehren kämpften durchgehend gegen die Fluten und verhinderten Schlimmeres. Die Feuerwehr aus Münster half außerdem auch den Fischacher Kollegen. In der Viehweidestraße in Mickhausen musste schließlich eine Brücke abgerissen werden. Bürgermeister Kujath zeigte sich von der Zusammenarbeit der Wehren aber auch von der Hilfsbereitschaft der zahlreichen Bürger, die spontan mitanfassten oder Verpflegung vorbeibrachten, absolut beeindruckt. 

Der Sportplatz in Mittelneufnach wurde überflutet.
Foto: Karin Marz

Wegen der anhaltenden Regenfälle und Überflutungen ist mit weiteren Sperrungen zu rechnen. Kurz vor 10 Uhr wurde die B300 in Gessertshausen überflutet. Im südlichen Landkreis wie in Großaitingen liefen am Vormittag viele Keller voll, die Singold trat über das Ufer. Hunderte Feuerwehrkräfte sind seit Freitag im Dauereinsatz

Bäche werden zu reißenden Fluten

In Langenneufnach hatte die Neufnach mehrere Straßen überflutet. Dort wurde das große Stauwehr am südlichen Ortsende zum Teil geöffnet. Es hat ein Fassungsvermögen von rund 240.000 Kubikmetern. Aus den kleinen Flüssen Neufnach und Schmutter wurden über Nacht große und reißende Fluten.

In Fischach staut sich das Wasser: Dort treffen Schmutter und Neufnach aufeinander.
Foto: Marcus Merk

Das BRK und die DLRG waren mit Rettungsbooten vor Ort. Über ein Dutzend Menschen wurden von den Wasserrettern mit Booten abgeholt und in Sicherheit gebracht. Martin Gschwilm von der Bobinger Wasserwacht kritisierte Menschen, die die Absperrungen der Feuerwehr weg geräumt und ignoriert hatten. "Das ist lebensgefährlich, und wir haben die Arbeit und müssen alles wieder korrekt hinstellen."

Im südlichen Landkreis spitzte sich die Situation am Samstagmittag zu. Im Bereich des Röthenbachs in Langerringen sowie im Bereich der Singold in Langerringen, Schwabmünchen, Mittelstetten und Großaitingen sowie im Bereich des Feldgießgrabens in Schwabmünchen wurde eindringlich geraten, Kellerräume und Tiefgaragen zu verlassen und im Freien die Gewässernähe zu meiden.

Kommandant: "Lage, wie es sie nur alle 20 Jahre gibt."

In Königsbrunn boten Bürgerinnen und Bürger einander Hilfe in Gruppen in den Sozialen Netzwerken an. Dabei ging es etwa um vollgelaufene Keller. Einige Königsbrunner stellten ihre Tauchpumpe zum Ausleihen bereit. Die Feuerwehr bietet bei Bedarf außerdem bis zu acht Sandsäcke pro Haushalt zum kostenfreien Abholen im Feuerwehrhaus, St.-Johannes-Straße 42, an. Im Vergleich zu anderen Bereichen, etwa um Bobingen oder in den Westlichen Wäldern, war die Lage in der größten Stadt des Augsburger Landes am Samstag aber weniger dramatisch, wie von der Feuerwehr zu hören war. Ähnlich sah die Lage am Sonntag aus. Kommandant Helmut Peischl sagte: "Wir haben hauptsächlich das Problem, dass Grundwasser in Keller drückt." Machen könne man da erstmal wenig, so wie man das Wasser abpumpe, komme es nach. Dennoch war es kein ruhiges Wochenende für die Einsatzkräfte aus Königsbrunn. Auf 135 Einsätze brachten sie es zwischen Freitag und Sonntagnachmittag laut Peischl. 

Die Königsbrunner Feuerwehr unterstützte etwa in Schwabmünchen. Genauso wie Einsatzkräfte aus Untermeitingen, Klosterlechfeld, Birkach, Klimmach, Mittelstetten, Schwabegg, Sonthofen, Waltenhofen, Durach und natürlich aus Schwabmünchen selbst. Am Feuerwehrhaus herrschte Hochbetrieb. Kommandant Stefan Missenhardt sagte: "Wir hatten mehr als 200 Leute im Einsatz." Mehrere hundert Meter Sandsackwälle hatten diese etwa gelegt. Teilweise mussten die Einsatzkräfte laut Missenhardt mit dem Bagger Entlastungsgräben ziehen. "Wir sind seit gestern Mittag durchgehend im Einsatz", sagte er am Samstagnachmittag. Schwerpunkte der Einsätze lagen vor allem entlang der Singold und am Feldgießgraben. "Das ist eine Lage, wie es sie nur alle 15 bis 20 Jahre gibt."

Auch in der Nacht ging es für die Schwabmünchner weiter. Südlich des Teilungswehrs der Singold musste der Damm gesichert werden. Dort floss der Fluss schon den ganzen Samstag in die Felder und spülte dabei viel Kies mit, was die Stabilität gefährdete. Am Sonntag galt es dann den Feldgieß-Damm nördlich des Sportplatzes im Auge zu behalten, da dort von Seiten des Landratsamtes eine Bruchgefahr befürchtet wurde. Daher war am Sonntag, wie schon am Samstag die mobilen Lautsprechersystem im gefährdeten Gebiet unterwegs. Inwiefern das frisch in Betrieb genommene Hochwasserrückhaltebecken in Holzhausen die Lage beeinflusst hat, wollte Missenhardt noch nicht abschließend beurteilen. "Mit Blick als Laie würde ich aber sagen, dass es funktioniert hat", meint er. Beeindruckt hat ihn auch die Unterstützung der Bevölkerung. "Es wurden von Privatpersonen Sandsäcke befüllt, Kuchen und andere Dinge gebracht. Das tut gut, wenn die Bevölkerung so hilft", findet der Kommandant. 

Die Wiese vor dem Feuerwehrhaus in Schwabmünchen stand am Samstag unter Wasser. Einsatzkräfte pumpten ab.
Foto: Marco Keitel


Etwas weiter südlich drohte der nächste Dammbruch, am Burghofweiher bei Langerringen. Anwohner wurden bereits am Mittag gewarnt. Die Dammkrone war schon zum Teil überspült. "Daher haben wir ursprünglichen Plan, die Krone zu erhöhen, wieder verworfen", so Bürgermeister Marcus Knoll. Stattdessen wurde ein Bypass angelegt, der die beiden Dammanlagen entlasten sollte. Am Sonntagvormittag war klar, dass der Plan aufgeht. Gut zu tun war auch im Ortsteil Gennach. Dort hat Oberflächenwasser den südlichen Siedlungsteil überflutet und für überschwemmte Keller gesorgt. Dies zog Probleme mit der Kanalisation nach sich, die für den südlichen Ortsbereich am Sonntagvormittag außer Betrieb genommen werden musste. Für die betroffenen Anwohner stehen bis zur Behebung der Probleme die Toiletten im Feuerwehrhaus zur Verfügung. 

An der Zusambrücke in Zusmarshausen drohte das Wasser über die Uferböschung zu treten.
Foto: Katharina Indrich

Im Dauereinsatz sind neben der Feuerwehr auch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) an diesem Wochenende. Sie befüllen und verteilen Sandsäcke und pumpen überschwemmte Flächen leer. Karsten Köhler, Schwabmünchener Ortsbeauftragter des THW, sagt: "Wichtig ist, dass wir schichtfähig bleiben." Daher seien gleichzeitig nur rund 30 Schwabmünchner Kräfte im Einsatz. Köhler, der selbst in der sogenannten Örtlichen Einsatzleitung, also der Gesamt-Einsatzleitung des Landratsamts als Fachberater eingebunden ist, erklärt am Sonntag: "Wir haben THW-Einheiten aus anderen Landkreisen hinzugezogen." So seien neben Münchnern auch bereits Pumpen-Spezialisten aus Traunstein im Einsatz. Weitere Pumpen-Einheiten mit Hochleistungspumpen seien bereits angefordert.

In Zusmarshausen waren die Wiesen an der Zusam am Samstagvormittag bereits großflächig überschwemmt. An der Zusambrücke in der Wertingerstraße drohte die Zusam über die Ufer zu kommen. In ihrem Sportgeschäft direkt am Fluss beobachteten Robert und Hildegard Krebs die Entwicklung am Vormittag genau. So hoch wie das Wasser aktuell stehe, sei es seit sie das Gebäude hier 2006 gebaut haben, noch nie gewesen, sagten die beiden und blickten vom Büro hinaus auf die braunen Fluten. Bis das Wasser ins Geschäft laufen würde, müsste es noch einen knappen Meter überwinden. "Wir werden die Lage trotzdem genau beobachten", sagte Robert Krebs. Am späten Samstagvormittag wurde der "Zusser Nullinger Triathlon", der für Sonntag, 2. Juni, geplant war, abgesagt.

Video: ProSieben

Hochwasser im Landkreis Augsburg ist stärker als 2002

Der Deutsche Wetterdienst warnte am Samstag weiter vor extremen Dauerregen. Es werden Niederschlagsmengen zwischen 30 bis 60 Liter pro Quadratmeter erwartet. In der Nacht wurde am Messepegel in Fischach die vierte Meldestufe erreicht. 

Zu viel Wasser: Das Rückhaltebecken im Süden von Langenneufnach wurde in der Nacht auf Samstag zum Teil automatisch geöffnet.
Foto: Maximilian Czysz

Der Pegel der Schmutter lag am Vormittag um 7.30 Uhr bei 283 Zentimeter und damit höher als die schweren Hochwasser von 1981, 1991 und 2022. Der höchste jemals gemessene Stand wurde am 22. August 2005 erreicht. Er lag bei 316 Zentimetern und sorgte für große Schäden. Am Mittag lag der Pegel in Fischach bei 300 Zentimetern und ist seitdem leicht gefallen.

Der Landkreis warnt im Katastrophenfall, zu Hause

  • Fenster, Türen und Abflussöffnungen abzudichten.
  • Aufenthalt in oberen Geschossen, nie in Kellern oder Hallen
  • Elektrogeräte auszustecken, Heizungen und Strom abzuschalten
  • Sicherstellen, dass gefährliche Stoffe nicht ins Wasser gelangen
  • Gefüllte Sandsäcke bereithalten.
Am Samstagmittag hatte die Schmutter in Fischach einen Wasserstand von drei Metern. Normal sind 30 bis 50 Zentimeter.
Foto: Marcus Merk

Wer unterwegs ist, sollte sich wenn möglich, in Gebäude in obere Stockwerke zurückziehen, nie ins Auto steigen oder in Unterführungen bleiben. Es sollten auch keine überfluteten Bereiche betreten werden. Es müsse dringend den Aufforderungen der Einsatzkräfte nachgekommen werden, teilte das Landratsamt am Vormittag mit. 

Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann machten sich ein Bild vom Hochwasser in Diedorf.
Foto: Marcus Merk

Am Samstagnachmittag kamen Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann nach Diedorf. Sie wollten sich ein Bild vom Ausmaß der Flutkatastrophe machen. Die Regierung von Schwaben richtete ab 16 Uhr auf dem Gelände der Messe Augsburg eine Notunterkunft für betroffene Personen aus den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg ein. 

An der Zusambrücke in Zusmarshausen drohte das Wasser über die Uferböschung zu treten.
Foto: Katharina Indrich
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