Man hätte das alles auch im Internet recherchieren können. Marion Vogt hält davon aber nicht viel. Wie man eine Erntekrone bindet, haben sie und die anderen Landfrauen in Langerringen voneinander gelernt. Die Jungen von den Alten. Marion Vogt ist die Ortsbäuerin und Vorsitzende des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Langerringen. In der Landwirtschaft ist der Erntedank ganz besonders wichtig. Denn er verbindet nicht nur die Landwirte, sondern schafft auch die Verbindung ins Dorf.
Marion Vogt hat einen Milchviehbetrieb zusammen mit ihrem Mann Ferdinand. Die 49-Jährige ist „Bäuerin mit Leib und Seele“, wie sie sagt. Nicht immer sei das Leben als Landwirtin jedoch leicht. Nicht nur in der Bevölkerung auch untereinander haben Landwirte nicht erst seit den Bauernprotesten einen schwierigen Stand. Ohne Brauchtum und Traditionen sei ein Dorfleben jedoch kaum mehr möglich, sagt Vogt. Und die sind nun mal eng mit der Landwirtschaft verknüpft.
Die Vorbereitungen für die Erntekrone beginnen ein Jahr zuvor
Aufgewachsen ist Vogt auf dem elterlichen Hof in Inningen. Schon damals war sie als Kind dabei, wenn die Erntekrone gebastelt wurde. In den vergangenen Jahren gab es einen Generationenwechsel bei den Langerringer Landfrauen. Für alle war es das erste Mal, dass sie eine Erntekrone banden. Die Vorbereitungen dafür begannen schon vor zwei Jahren. Das Getreide der Ernte wurde herausgesucht und aufbewahrt. Weit oben, mäusesicher, hingen dann die zusammengebundenen Getreidebüschel zum Trocknen bis zum nächsten Jahr. Für die Krone wird das Getreide aus der Umgebung verwendet: Hafer, Gerste, Weizen und Triticale, eine Mischung aus Weizen und Roggen. Das Getreide muss noch eine gelbe Farbe haben, nicht grün, aber auch nicht zu trocken.
Anja Zech hat ebenfalls einen Milchviehbetrieb in Langerringen. „Es ist etwas Schönes zusammenzuarbeiten. Wenn man in der Umgebung verwurzelt ist, präsentiert man die Landwirtschaft an Erntedank“, sagt die 38-Jährige. „Für uns ist das ein Stück Heimat, das nicht verloren gehen darf“, sagt Eva Ringler, die im Ort Ackerbau und eine Biogasanlage betreibt. Man sei stolz und dankbar auf das, was man vom Feld hereinbringe. Drei Stunden sitzen die Frauen, um eine Erntekrone zu binden. Die wird dann in der Kirche beim Erntedank-Gottesdienst zusammen mit Lebensmitteln aus der Ernte platziert. „Es hängt alles von uns ab. Es entsteht nichts ohne uns, kein Getreide, kein Brot“, sagt Silvia Maier, die Acker bewirtschaftet. Viele der Frauen haben neben dem Hof auch noch einen anderen Beruf. Sehen sich nicht nur als Landfrauen. Nicht jede ist deshalb die ganze Zeit beim Basteln dabei. Aber jede helfende Hand zählt. Das hat sich über die Jahre verändert. Die Tradition werde gepflegt, um Menschen zusammenzubringen, sagt Vogt. Nicht nur die Landfrauen untereinander, auch die Menschen im Ort.
Landwirte in Langerringen präsentieren sich an Erntedank
Die Frauen würden dann einem Kindergartenkind in der Kirche etwa erklären, warum auf dem Altar keine Banane liegt. Die Landfrauen legen um die Krone regionales Obst und Gemüse, wie Trauben, Kartoffeln, Kürbisse, Zucchini oder Mais - alles was die Ernte so hergibt. Danke zu sagen für die Ernte, das sei für die Landwirte wichtig. Die sei in Langerringen vom Hochwasser dieses Jahr verschont geblieben, auch wenn durch den vielen Regen der Weizen nicht so gut dastünde, sagt Vogt.
Tradition begleite durchs Leben, sagt Vogt. Von klein auf gebe sie dem Leben eine Richtung. Seit 24 Jahren ist Vogt nun am Hof. Für die gelernte Arzthelferin war immer klar, dass sie einmal einen Landwirt heiratet. Das Leben auf dem Hof, alle unter einem Dach, war nicht immer leicht. „Reden hilft“, sagt die Bäuerin über das Zusammenleben mit der älteren Generation. „Die Frauen haben früher nicht viel gehabt“, sagt Vogt. Ihre Mutter sei immer nur am Hof gewesen. Dass sie das anders machen wolle, sei ihr schon früh klar gewesen. Ihr Mann und sie sind deshalb in Vereinen aktiv, fuhren auch einmal zusammen weg, zumindest so lange dies die Schwiegereltern stemmen konnten. „Das gibt Kraft zum Weitermachen.“ Sie ließ sich neben den drei Kindern zur Hauswirtschafterin ausbilden und arbeitet bis heute als Hospizbegleiterin. „Das ist mein Ausgleich, anderen meine Zeit zu schenken“, sagt Vogt.
Wertschätzung für Bauern ist da
Zeit von der sie heute mehr hat als früher. Damals musste sie abends zur Melkzeit im Stall sein. Das Fußballspiel des Sohnes habe sie da oft verpasst. Heute übernimmt das ein Melkroboter. Genug andere Arbeit auf dem Hof gebe es allemal, sie sei aber nicht mehr so körperlich. In der Landwirtschaft gebe es selten Stillstand. Ein neuer Stall, der Ausbau mit Nahwärme, neue Richtlinien zum Tierwohl. „Manchmal muss man aber auch zufrieden sein auf das, was man gemeinsam geschaffen habe und nicht immer mehr wollen“, sagt Vogt. Auch wenn die Wertschätzung überall verloren gehe. „Im Ort wird schon gesehen, was wir leisten.“
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