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TSV Schwabmünchen: „Jetzt kommt die Zeit der Hobbys“

TSV Schwabmünchen

„Jetzt kommt die Zeit der Hobbys“

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    Schnitzen, das war schon immer das große Hobby von Hans Nebauer. Doch er hatte seit vielen Jahren bei seinen zahllosen Ämtern keine Zeit mehr dafür. Die will er sich jetzt wieder nehmen.
    Schnitzen, das war schon immer das große Hobby von Hans Nebauer. Doch er hatte seit vielen Jahren bei seinen zahllosen Ämtern keine Zeit mehr dafür. Die will er sich jetzt wieder nehmen. Foto: Reinhold Radloff

    Sie feierten ihn wie einen großen Star bei der Delegiertenversammlung des TSV Schwabmünchen, denn Hans Nebauer gab nach 24 Jahren seinen Vorsitz ab. Da schwang viel Wehmut mit.

    Klar, Hans Nebauer war damals, 1994, kein unbeschriebenes Blatt mehr im TSV Schwabmünchen. Als er 1981 aus beruflichen Gründen nach Schwabmünchen kam, engagierte er sich gleich in der Tischtennis-Abteilung als Spieler und Übungsleiter, wurde schnell stellvertretender Abteilungsleiter, spielte dann auch noch hochklassig Tennis. Zuvor war er schon in seiner niederbayerischen Heimat als Basketballer, Leichtathlet und Fußballer sportlich im Einsatz. Das wusste Helmut Thaler, der damalige TSV- Vorsitzende. Kurzerhand sprach er Nebauer vor der Raiffeisenbank an, ob er nicht sein Nachfolger werden wolle. Und, unglaublich, der sagte einfach so zu. Warum? „Man kann nicht immer nur Nutznießer sein, man muss sich auch selbst einbringen“, war damals seine Antwort. Und sie ist es heute noch, nach 24 Jahren, in denen er ununterbrochen Vorsitzender des TSV Schwabmünchen war. Von der Ahnungslosigkeit, wie er sagt, bis zur Perfektion, wie heute alle betonen.

    Nach seinen Vereinsmanager-Ausbildungen machte er sich gleich daran, den Verein umzustrukturieren, vor allem die EDV von Papier auf Computer umzustellen. Als größte Aufgaben folgten dann der Bau der Dreifachhalle, der Abriss der Jahnhalle und die Vorbereitung des Baus der Sportwelt. Dazwischen lagen noch der Bau der Bogen- und Stockschützenanlagen sowie die Sanierungen der Fußballanlage.

    Nicht nur über diese gelungenen Aktionen freut sich Nebauer, sondern auch über die vielen riesigen sportlichen Erfolge in einigen der 18 Abteilungen bis hinauf zur Bundesliga und zu Einzelweltmeistern. „Da ist Großes entstanden“, freut sich Nebauer, der bei vielen Sportwettkämpfen ein regelmäßiger Zuschauer ist.

    Wie hat sich ansonsten der Verein während seiner Zeit als Vorsitzender entwickelt? „Als ich anfing, gab es keinen einzigen bezahlten Mitarbeiter. Heute sind es sechs und gut 30 Übungsleiter. Ich bin zwar nicht begeistert davon, aber dieses Rad wird sich sicherlich nicht mehr zurückdrehen lassen, im Gegenteil.“ Was ihm auch nicht gefällt: „Der Egoismus unter den Abteilungen und Mitgliedern sowie das Anspruchsdenken steigen und steigen. Außerdem wird der menschliche Umgang immer komplizierter.“

    Weil Nebauer aber allem und jedem noch etwas Positives abringt, meint er: „Ich habe davon profitiert, mit schwierigen Leuten und Situationen umzugehen und dadurch viel gelernt. Zum Beispiel: Man muss auf Persönlichkeiten Rücksicht nehmen, kann es nicht jedem recht machen und darf nicht nachtragend sein. Wichtig ist, dass man zu seiner Linie steht.“ Natürlich erlebte der stadtbekannte Schwabmünchner auch Tiefschläge, die „teilweise sogar unter die Gürtellinie gingen. Aber Dankbarkeit darf man ohnehin nicht erwarten. Mein Vorteil ist, dass ich nicht beleidigbar bin.“

    Was sich so negativ anhört, ist nur ein verschwindend kleiner Teil seiner Arbeit als Vorsitzender: „Ich ziehe eine absolut positive Bilanz nach diesem Vierteljahrhundert.“ Nebauer lobt das extreme Engagement seiner Mitstreiter, freut sich über die vielen guten menschlichen Kontakte und Freundschaften, die er erfahren durfte, blickt vorrangig mit Begeisterung und jetzt auch schon mit Wehmut auf diese Zeit zurück. Trotzdem: „Es ist ein angenehmes Gefühl, einen gut funktionieren Verein zu hinterlassen.“

    Warum er dann überhaupt aufhört? „Erstens: Die Zeiten und die Ansprüche haben sich geändert. Es muss wieder frischer Wind, neuer Schwung in den Verein kommen. Zweitens: Ich wollte auf keinen Fall so lange weitermachen, bis alle froh sind, dass ich gehe.“ Ob er gerne aus seiner Erfahrung heraus Tipps an Vereinsvorsitzende geben möchte? „Jeder muss wissen, dass er allein gar nichts bewirken kann, dass er auf viele andere angewiesen ist. Ein gutes Netzwerk und viel persönliche Reife sowie Gerechtigkeitssinn und ein ausgleichendes Wesen sind ein großer Vorteil.“

    Auch ohne den Posten des TSV-Vorsitzenden wird es Hans Nebauer im Ruhestand sicherlich nicht langweilig: Er bleibt Zweiter Bürgermeister, Zweiter Vorsitzender bei der Stadtmusikkapelle und Mitglied im Krankenhausförderverein. Und: Er will endlich sein großes Hobby, die Holzschnitzerei, wiederbeleben.

    Seine Bilanz zur Zeit als Vorsitzender eines der größten Sportvereine im Landkreis fällt kurz und knapp aus: „Für mich war es gewonnene Zeit.“

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