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Schießen: Ein „Weiter so“ wird es nicht geben

Schießen

Ein „Weiter so“ wird es nicht geben

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    Bundesjugendleiter Josef Locher will Maßnahmen gegen die rückläufigen Mitgliederzahlen im Nachwuchsbereich ergreifen.
    Bundesjugendleiter Josef Locher will Maßnahmen gegen die rückläufigen Mitgliederzahlen im Nachwuchsbereich ergreifen. Foto: Foto: Manfred Stahl

    Großaitingen Der Großaitinger Josef Locher ist als Bundesjugendleiter der höchste Jugendvertreter der Schützen in Deutschland. Vor der Übernahme des Amtes war er auch an der Basis aktiv und unter anderem als Gaujugendleiter des heimischen Gaues Lech/Wertach, als schwäbischer Bezirksjugendleiter und als bayerischer Landesjugendleiter tätig. Er vertritt die Interessen von rund 400000 Jugendlichen, die in 15000 Schützenvereine in Deutschland integriert sind. Mit ihm sprachen wir über die rückläufigen Mitgliederzahlen der Schützen, die insbesondere im Nachwuchsbereich zu verzeichnen sind.

    SZ: Wo sehen Sie als Bundesjugendleiter die Ursachen und Gründe für die rückläufigen Mitgliederzahlen im Nachwuchsbereich?

    Josef Locher: Den rückläufigen Mitgliederzahlen liegen ganz unterschiedliche Ursachen zugrunde: Zum einen beobachten wir als Sportverband ein immer größer werdendes Angebot möglicher Sport- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. Zum anderen haben junge Leute aber immer weniger Freizeit, ich denke hier nur an die zunehmende Einführung von Ganztagsschulen oder die Bachelor- und Masterstudiengänge, beides fordert sehr viel von unseren Schülern und Studenten. Zugleich unterliegt unser Sport einer Altersbeschränkung, interessierte Jugendliche können also erst ab 12 Jahren mit dem Training beginnen. In diesem Alter ist oft schon die Entscheidung für ein anderes Hobby gefallen.

    Welche Rolle spielt das negative Image, das der Schießsport seit Winnenden, Erfurt und vergleichbaren Anlässen hat?

    Locher: Ich wehre mich, pauschal von einem schlechten Image des Schießsports zu sprechen. Der sichere und verantwortungsbewusste Umgang mit unseren Sportgeräten hat für unsere Mitglieder, Trainer und Betreuer höchste Priorität. Der Deutsche Schützenbund ist mit 15000 Vereinen in 20 Landesverbänden nach wie vor einer der größten Spitzensportverbände unseres Landes. Gerade im ländlichen Raum sind unsere Vereine von größter Bedeutung für das gesellschaftliche Leben vor Ort, sie bieten eine anerkannt hochwertige Jugendarbeit an. Mit weit über 1000 neu ausgestellten Jugendleiterlizenzen pro Jahr liegen wir an der Spitze aller Sportverbände! Allein der Internationale Wettkampf der Junioren in Suhl zeigt Jahr für Jahr eindrucksvoll, mit wie viel Einsatz und Professionalität die jungen Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt ihrem Hobby nachgehen. Das macht mich sehr stolz und stimmt mich positiv, dass der Schießsport auch weiterhin eine besonders beliebte, internationale Sportart bleiben wird.

    Wie will der DSB mit der deutschen Schützenjugend den rückläufigen Mitgliederzahlen entgegenwirken?

    Locher: Der zurückliegende Schützentag in Neubrandenburg hat es noch einmal deutlich gemacht: Ein beherztes „Weiter so!“ wird es mit uns Schützen nicht geben. Wir haben die Herausforderungen erkannt und gehen sie nun aktiv an. Eine Arbeitsgruppe zum Thema Mitgliederentwicklung hat tragfähige, realisierbare Konzepte entwickelt: Bis 2018 wollen wir wieder 1,5 Millionen Mitglieder in unseren Reihen haben, wir verstehen uns als attraktiver, zukunftsgerichteter Sportverband. Dieses wichtige Vorhaben trägt den Titel „Ziel im Visier – Zukunft Schützenverein“. Die Schützenjugend wird dabei eine herausragende Rolle spielen, die Jugend ist unsere Zukunft und ihnen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit!

    Kann der Bundesverband da wirklich etwas tun oder kommt es mehr auf die Vereine an der Basis an?

    Locher: Wir werden alle an einem Strang ziehen, niemand darf sich hiervon ausnehmen. Unser Motto bringt es auf den Punkt: „Gemeinsam sind wir stark!“ Alle Ebenen und jeder Verein kann einen wertvollen Beitrag leisten, unseren Sport und unsere Tradition mit Leben zu füllen. Die „Arbeit an der Basis“ wird zusehends wichtiger. Zugleich ist schon heute klar: Unsere Mitglieder leisten Herausragendes, sie sind eine feste Größe vor Ort und erbringen im wahrsten Sinne des Wortes „Schützenhilfe“ bei gesellschaftlichen, kulturellen oder sozialen Vorhaben – weit über den Sport hinaus. Der Deutsche Schützenbund als Dachverband und mit ihm seine Landesverbände werden auch weiterhin alles daran setzen, diese hervorragende Arbeit in den Vereinen zu unterstützen und einem möglichst breiten Publikum bekannt zu machen.

    Welche Bedeutung messen Sie dem Schießen mit dem Lichtgewehr zu?

    Locher: Das völlig ungefährliche Lichtschießen erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Besonders interessant ist es für die Nachwuchsarbeit eines Schützenvereins, denn mit dieser neuen Art des Sportschießens können Kinder und Jugendliche altersgerecht und frühzeitig unter fachlicher Aufsicht den Sport kennenlernen. Ich sehe große Potenziale gerade auch in der Kombination mit dem Sommerbiathlon sowie bei Mitmachaktionen, da das Lichtgewehr keinen waffenrechtlichen Auflagen unterliegt.

    Wird es in absehbarer Zukunft Wettbewerbe für das Lichtschießen auf Landes- oder Bundesebene geben?

    Locher: Hier tut sich eine Menge, gegenwärtig stehe ich in einem sehr intensiven Austausch mit allen Waffenfirmen und dem Herstellerverband, die solche Lichtschießanlagen herstellen. Wir sind uns so weit einig, dass wir alle Lichtgewehre, die derzeit auf dem Markt sind, in Bezug auf die Ziele kompatibel machen müssen. Gleichzeitig gibt es bereits in einigen Landesverbänden eigene Wettbewerbe. Wir analysieren das natürlich sehr genau, um die weiteren Möglichkeiten dieser Disziplin auszuloten. Zu alledem haben wir natürlich Vorhaben bzw. Pläne in der Schublade, die wir sofort verwirklichen werden, wenn ich mit den Herstellern einig bin und die Verhandlungen abgeschlossen sind. Zeitplan ist voraussichtlich Mitte bis Ende 2012. Das Lichtgewehr ist nicht aufzuhalten und wird mittelfristig eine wichtige Rolle spielen. Gerade im Schüler- und Jugendbereich ist das Lichtgewehr eine echte Bereicherung für unseren Sport.

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