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Portrait: Gemeinsam die Hürden meistern

Portrait

Gemeinsam die Hürden meistern

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    „Ich will in den Endlauf bei der Deutschen kommen.“Stefanie Müller
    „Ich will in den Endlauf bei der Deutschen kommen.“Stefanie Müller

    Bobingen Enttäuschung zeichnet sich im Gesicht von Tobias Müller ab. Ein Muskelfaserriss ist schuld, dass er vor einer Woche nicht an den deutschen Meisterschaften teilnehmen konnte. Ärgerlich für den 16-jährigen Bobinger – zumal er, mit Blick auf die Ergebnisse, mit seiner Bestleistung wohl auf dem siebten Platz gelandet wäre. „Vielleicht sogar noch weiter vorne“, ergänzt er. Doch stattdessen konnten andere die Lorbeeren für ihr hartes Training einheimsen. Sechs Wochen muss Tobias Müller noch pausieren. Ein Gräuel.

    Der Drang nach Bewegung machte sich bei Tobias und seiner zwei Jahre älteren Schwester Stefanie früh bemerkbar. Im Kindesalter begleiteten beide ihren Vater bei seinen Joggingrunden. Einer joggte, einer fuhr mit dem Kinderrad – bei der Hälfte der Strecke wurde gewechselt. Günter Müller, selber ehemaliger Zehnkämpfer, bereitete seinen Sprösslingen so den Weg zum Sport und zur Leichtathletik.

    Jahre später – nach Zwischenstationen bei Fußball, Reiten oder Basketball – entschlossen sich Stefanie und Tobias für die Leidenschaft ihres Vaters. Mittlerweile sind sie im Leistungssport angekommen. Stefanie spezialisierte sich auf 400 Meter Hürden und auf den 800-Meter-Lauf, Tobias trat in die Fußstapfen seines Vaters im Zehnkampf.

    Sport diktiert den Alltag: fünf bis sechs Mal die Woche Training, jedes Wochenende Wettkämpfe, Verzicht auf Freizeit. „Noch geht alles unter einen Hut“, findet die aufgeweckte Stefanie. Alles eine Frage der Organisation. Ihr Bruder ist anders gestrickt: Weggehen mit Freunden wird spontan organisiert.

    Der Aufwand, um die gesteckten Ziele zu erfüllen, ist trotzdem enorm und er wird nicht weniger. Die Latte zur deutschen Spitze liegt hoch. „Dort herrscht ein knallharter Anspruch“, weiß Vater Günter Müller. Stefanie hat einen schweren Sprung vor sich: von der Jugend zu den Junioren. Auch Tobias muss beißen. Auf ihn warten neue Gewichte bei Speer, Kugel und Diskus.

    Auf ihrem Weg werden sie intensiv von Günter Müller begleitet. Nicht nur als Vater, sondern vornehmlich auch als Trainer. Er schreibt Trainingspläne, fungiert als stellvertretender Leichtathletik-Abteilungsleiter beim TSV Bobingen, machte die B-Trainer-Lizenz und überzeugte sogar seine Frau Doris, die nicht aus der Leichtathletik kommt, den Übungsleiterschein zu machen.

    Die Konstellation „Vater gleich Trainer“ birgt natürlich Konfliktpotenzial. „Ab und zu kommt es zu Meinungsverschiedenheiten, aber man versteht sich schon“, beschreibt Stefanie Müller die Situation. Es hat aber auch Vorteile. „Man sitzt direkt an der Quelle und kann seine Trainingspläne notfalls variabler gestalten“, weiß Tobias. Neben den förderlichen Einflüssen durch die Eltern, unterstützen sich auch die beiden Geschwister so gut es geht. „Wenn es zeitlich klappt, feuern wir uns bei den Wettkämpfen gegenseitig an“, erklären Stefanie und Tobias. Im Familienverbund werden auch die jeweiligen Schwächen des Einzelnen schnell ausgemacht. „Ich bin oft zu versteift, setze mich selbst unter Druck“, analysiert Stefanie. Bei Tobias mangele es an der Kommunikation mit Trainer und Vater.

    Was die beiden Geschwister verbindet, ist ihr Ehrgeiz. Derzeit ist Trainingspause, aber für die kommende Saison haben sich Stefanie und Tobias hohe Ziele gesteckt. „Ich will die deutsche Qualifikation erreichen und den bayerischen Meistertitel holen“, sagt Tobias. Stefanie hingegen möchte an ihre konstante Leistung anknüpfen, ihre drei Jahre alte Bestzeit wieder laufen und bei der „Deutschen“ in den Endlauf kommen.

    Die dafür nötigen Strapazen nehmen beide gerne in Kauf. Es geht von Ziel zu Ziel, wie bei Stefanies Lieblingsdisziplin, den 400 Meter Hürden. „Ich laufe von Hürde zu Hürde.“ Tobias fasziniert die Vielseitigkeit im Zehnkampf. „Und man braucht gute Nerven“, erklärt er. „Verhaut man eine Disziplin, muss man es in der nächsten besser machen. Das gibt dir den Kick.“

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