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Leichtathletik: Schinden bis an die Grenzen

Leichtathletik

Schinden bis an die Grenzen

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    Udo Pitsch in seinem Element. Der Ultraläufer absolvierte bisher in seiner Karriere 129 Wettkämpfe. Hier läuft der frühere Fußballer den Montalfon-Arlberg-Marathon und genießt die Schönheit der Natur. Bei seinen Läufen quält er seinen Körper aber auch bis an seine Grenzen.
    Udo Pitsch in seinem Element. Der Ultraläufer absolvierte bisher in seiner Karriere 129 Wettkämpfe. Hier läuft der frühere Fußballer den Montalfon-Arlberg-Marathon und genießt die Schönheit der Natur. Bei seinen Läufen quält er seinen Körper aber auch bis an seine Grenzen. Foto: Pitsch

    Eigentlich war Udo Pitsch einmal Fußballer. Doch das bekam seiner Gesundheit nicht und er begann zu joggen. Heute ist er einer der bekanntesten Ultraläufer Deutschlands. Und er erarbeitete sich auch international einen guten Namen.

    „Der Zustand des konstanten Schmerzes zwang mich Ende der 80er Jahre zum Umdenken“, erzählt Udo Pitsch. Und so begann er zu laufen, „aus Spaß, nicht zielgerichtet“, sagt der ehemalige Bundeswehr-Sportoffizier und fügt hinzu: „Aber eigentlich war unser Hund die Initialzündung. Ich dachte: Wenn ich schon mit ihm raus muss, kann ich damit auch was Sinnvolles verbinden.“ Was so harmlos begann, endete im Hochleistungssport. Vom Feierabend-Jogger zum Marathoni war es bei dem gebürtigen Saarländer nicht weit. 2002 erlebte er eine seiner sportlichen Sternstunden: „Nach 42,195 Kilometern in Berlin fühlte ich mich fantastisch, ohne Schmerzen oder andere Probleme. Und: Der letzte Kilometer war der schnellste auf der ganzen Strecke.“

    Von da an wollte der ehemalige Hauptmann immer mehr, immer schneller laufen: „Doch ich schaffte es einfach nicht, die Schallmauer von drei Stunden zu knacken. Also verlegte ich mich auf längere Strecken.“ Heute sind für ihn Marathons Vorbereitungsläufe auf seine inzwischen viel größeren Herausforderungen. Doch, so eigenartig es klingt, auch Läufe über 100 Kilometer waren ihm nicht genug (Biel 9:08 Stunden).

    „Ich bin ein Grenzen-Suchender. Aber gottseidank stieg ich beim Eisklettern und Extrembergsteigen wieder aus. Wer weiß, was sonst passiert wäre.“

    Die Frage, die er sich also stellte, war: Wie weit kann ein Mensch ohne Pause laufen?

    „Als ich 2008 dann pensioniert wurde, bereitete ich mich konsequent auf den 24-Stundenlauf von Berlin mit über 3000 Kilometern in gut einem halben Jahr, inklusive 20 Wettkämpfen, darauf vor. Ich wollte unbedingt 200 Kilometer laufen.“

    Er lief 219 Kilometer auf dem ein-Kilometer-Rundkurs und wurde Deutscher Meister der Altersklasse 50. Sein Verein, die TG Viktoria, war begeistert. Doch Pitsch wollte noch mehr. Bis zu 5000 Trainingskilometer pro Jahr waren dann aber zu viel. „Ich dachte, ich bin unkaputtbar. Das war falsch. Eineinhalb Jahre brauchte ich, um wieder wirklich leistungsfähig zu werden.“

    Seinen 100. Marathon wollte Pitsch zusammen mit seiner Frau in New York laufen, ausgerechnet in dem Jahr, als er wegen Unwetter abgesagt werden musste. „Dann liefen wir eben ein paar Tage später in Santa Barbara“, so der Athlet, der von sich sagt: „Ich laufe nie gegen andere, sondern mit ihnen. Und mit meinem Hund.“ Roxi begleitet ihn auf unzähligen Trainings- und tausenden Wettkampfkilometern. „Bei mehr als 72 Kilometerstrecken nahm ich ihn aber nie mit. Nicht weil er es nicht schafft, sondern weil ich dann zu unkonzentriert bin, um richtig auf ihn aufzupassen.“

    Pitschs jüngstes Großprojekt waren die 100 Meilen von Berlin. „Man läuft entlang der ehemaligen Berliner Mauer. Ein tolles Erlebnis.“ Souverän gewann er nach mehr als 160 Kilometern die Altersklasse 60, natürlich immer joggend, ohne Pause. „Der Zweitplatzierte kam 3,5 Stunden später an“, erzählt er stolz.

    Und schon stehen wieder neue Ziele an: „Ich möchte in Südafrika den two-Oceans-Lauf machen. Es soll der schönste Ultramarathon der Welt sein.“

    Und was sagt sein Arzt Dr. Andreas Weniger zu Pitschs extremen läuferischen Belastungen? „Er bestärkt mich und weiß immer Rat, wenn ich doch mal ein Problem habe.“

    Der Ultraläufer, bisher absolvirte er 129 Wettkämpfe, ist aber auch selbst sehr belesen, gibt inzwischen Laufkurse, erstellt Trainingspläne und mehr. Was rät er anderen Ultraläufern? „Testen, ob man die richtigen körperlichen Voraussetzungen hat, hervorragend regenerationsfähig ist und im Kopf die Qualen eines Extremlaufs durchstehen kann.“ Pitsch weiß, wovon er spricht. Er schindet sich selbst bis an die Grenzen des Möglichen.

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